Nur weil jemand bei Goldman Sachs arbeitet, trägt er noch lange keinen Anzug. Bei Goldman sind Freizeithosen heute weiter verbreitet als der edle Zwirn von Ferragamo und Hemden mit Initialen auf den Ärmelaufschlägen. Nur 21 Prozent der Sommerpraktikanten berichten, dass sie dort im Anzug zur Arbeit erscheinen mussten. In den IT-Abteilungen gilt sogar „casual“ – und zwar an allen Tagen der Woche. Dagegen scheint es bei BNP Paribas anders zuzugehen.
Bei der französischen Großbank sollen die viele Banker Anzug, Krawatte und Seidensocken tragen, auch wenn sie überhaupt keine Meetings mit Kunden haben. Nach einer Untersuchung der Website Emolument huldigen noch 40 Prozent der Mitarbeiter von BNP Paribas ausnahmslos der formellen Kleidung. Dagegen sind es bei JP Morgan nur noch 20 Prozent. Ein Fünftel der Mitarbeiter der Pariser Bank gaben sogar an, sie müssten sich an bestimmte Farben halten.
BNP Paribas wollte die Umfrage von Emolument nicht kommentieren. Die Bank scheint jedoch darauf zu bestehen, dass ihre Mitarbeiter immer „smart professional“ gekleidet sind, während sich die Konkurrenz mit „smart casual“ begnügt.
BNP Paribas-Insider in London berichten, dies gehe nicht auf französisches Überlegenheitsgefühl in Kleidungsfragen zurück. Vielmehr müssten die Mitarbeiter oft nach Paris reisen und stünden dort unter Druck, schick auszusehen. „Unsere Pariser Büros liegen im Herzen der Stadt, während viele Corporate und Investment-Banker der Société Générale und der Crédit Agricole in den Vororten arbeiten“, erzählt der Insider. „Sie müssen gut aussehen, weil Sie während der Mittagspause auf viele modisch gekleidete Leute treffen. Es wäre peinlich, wenn Sie sich nicht entsprechend kleiden.“
Zurück in London: Der hohe Anteil der gut gekleideten Banker von BNP Paris liegt dem Insider zufolge auch daran, dass ein hoher Prozentsatz der Mitarbeiter aus Frankreich oder Italien stammen, wo korrekte Kleidung traditionell eine größere Rolle als in London oder Frankfurt spielt. Ein französischer Trader erzählt sogar, er besitze mindestens 15 weiße Hemden mit Initialen auf den Ärmelaufschlägen.
Angeblich sollen die bestgekleideten Mitarbeiter im Londoner Fixed Income-Geschäft der französischen Großbank arbeiten. Dazu gehören z.B. Arne Groes, der dänische Co-Head des G10-Zinsgeschäfts und Giulio Baratta, der italienische Leiter der Institutional Group Finance in Europa, dem Mittleren Osten und Afrika. Beide sind für ihren geschmackvollen Auftritt bekannt. Von Solveig Bachellery, Head of Innnovation im Pariser Corporate and Investment Banking, wird sogar berichtet, die Französin suche stets nach Inspirationen für einen gelungenen Auftritt.
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