Die Investmentbanken in der Londoner City versuchen ihren Mitarbeiter den Brexit als Chance zu verkaufen, nachhause zurückzukehren. Doch als französischer Devisen- und Rohstoffhändler in London, der lange Zeit in La Défense (dem Pariser Finanzvorort) verbracht hat, kann ich Ihnen nur raten, gut darüber nachzudenken, bevor Sie die Hand heben.
Falls Ihre persönlichen Lebensumstände wie Kinder, Schulgebühren, hohe Mieten und der Wunsch näher bei der Familie zu leben, Sie nachhause treiben, dann ist das vollkommen in Ordnung. Allerdings habe ich während meiner vielen Jahre in Paris niemanden getroffen, der beruflich bei einer Investmentbank in der Londoner City erfolgreich gewesen ist und sich über seine Rückkehr gefreut hat. Niemanden. Wer in London erfolgreich ist, der ist in Paris fehl am Platz. Nur die Leute, die in London gescheitert sind, freuen sich über die Rückkehr.
Der Brexit mag hier einige Spielregeln verändern. Dennoch wird London auch künftig in einer anderen Liga als Paris spielen. Nach meiner Erfahrung ist die Rückkehr nach Paris so etwas wie eine wärmende Decke, die man sich am Ende seiner Karriere umhängt. Die meisten Rückkehrer streben einen Teilrückzuck aus der Branche und ein geruhsameres Leben an.
Noch ist London das weltweit führende Finanzzentrum. Somit bietet die Stadt Tradern, Investmentbankern und vielen anderen ambitionierten Finanzprofis großartige Karrierechancen. Nicht nur sind die aktuellen Jobs in London höher angesiedelt als in Paris, auch die Ausstiegsoptionen fallen hier weitaus umfangreicher als irgendwo sonst in Europa aus. Es handelt sich um einen Schmelztiegel an Talenten, Nationalitäten und Kulturen, der außergewöhnliche Chancen eröffnet. Umgekehrt handelt es sich um einen wettbewerbsintensiven und schwierigen Ort und nicht jeder kommt damit zurecht.
Daher würde ich mich wundern, wenn eine große Zahl an französischen Bankern von London nach Paris zurückströmen würde. Denn dies zeugt immer noch für einen Mangel an Ehrgeiz. Paris mag sich zwar gut verkaufen, dennoch stellt es für London noch lange keine Konkurrenz dar. Daran wird auch der Brexit nichts ändern.
Bei Pierre Dubois handelt es sich um ein Pseudonym. Er arbeitet als Executive Director bei einer großen US-Bank in London.