Schuster bleib bei deinen Leisten, lautet ein altes Credo der Unternehmensführung. Konzerne lagern regelmäßig alles jenseits ihres Kerngeschäfts aus. Doch für Bankdienstleistungen scheint das nicht zu gelten. Vielmehr unterhalten eine ganze Reihe von deutschen Industriekonzernen eigene Banktöchter. Der Clou dabei: Die Industriekonzerne beherrschen das Bankgeschäft offenbar besser als so manche Bank. Dazu haben wir uns die Töchter von Siemens, Airbus, Volkswagen, Mercedes, BMW und Opel angeschaut.
20 Prozent Eigenkapitalrendite sind drin
Den größten Vorsteuergewinn unter den deutschen Industriebanken fuhr 2016 Volkswagen Financial Services ein. Die Braunschweiger VW-Tochter ist mit fast 6000 Mitarbeitern allerdings auch der mit Abstand größte Branchenvertreter in Deutschland. In ihr sind neben der VW Bank auch andere Finanzierungsgeschäfte wie Leasing- und Versicherungsgesellschaften gebündelt. Der Vorsteuergewinn summierte sich – trotz Dieselskandals – auf gut 1,6 Mrd. Euro. Diese Zahl dürfte so manchem richtigen Bankboss die Schamesröte ins Gesicht treiben. So musste die Deutsche Bank im gleichen Jahr einen Vorsteuerverlust von 810 Mio. verkraften; der Commerzbank gelang nur ein Minigewinn – relativ zur Größe – von 643 Mio. Euro.
Bei der Eigenkapitalrendite schnitt VW Financial Services mit 10,4 Prozent zwar gut ab, aber es geht noch besser. Bei BMW waren es sogar 20,4 Prozent. Dort lag der Vorsteuergewinn allerdings bei nur 271,3 Mio. Euro. Offenbar sitzt VW Financial Services auf reichlich Eigenkapital.
Alle schaffen Jobs
Bei Banken geht der Kahlschlag unter dem Personal um und das schon seit Jahren. Nur wenige Institute wie ING Diba können sich dem Trend entziehen und schaffen neue Stellen. Ganz anders bei den Industriebanken. Alle sechs untersuchten Institute haben neue Stellen geschaffen. Zusammen kommen die sechs Finanzdienstleister auf 9191 Stellen – immerhin 300 Stellen mehr als im Vorjahr. Der Größenunterschied der Institute fällt indes erklecklich aus.
Siemens Bank zahlt am besten
Bei der Bezahlung machen sich die unterschiedlichen Geschäftsmodelle und Zielgruppen bemerkbar. So sind die meisten Autobanken eher retailorientiert, weshalb die durchschnittlichen Gehälter nur zwischen 80.000 bis 85.000 Euro rangieren. Dagegen geht es bei Siemens offenbar ums Großkundengeschäft. Die gerade einmal 192 Siemens-Banker tragen durchschnittlich über 141.000 Euro nachhause.
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