Die Brexitjobs werden kommen. Ob und wie weit deutschsprachige Banker davon profitieren, steht jedoch in den Sternen. Das gilt zumindest für alles, was mit dem Trading zusammenhängt. So will beispielsweise die Citigroup Teile ihres Broker-Dealer-Geschäfts mit mindestens 150 Jobs nach Frankfurt verlegen. Große räumliche Veränderungen sind dabei gar nicht erforderlich. Denn schon heute besitzt die Bank an der Frankfurter Welle über einen kleinen Handelssaal, von dem laut Insidern nur rund ein Drittel gefüllt ist. Der Umzug dürfte aber weniger die Londoner Desks für die deutschsprachigen Märkte betreffen.
Viele Trader werden wohl aus London mitziehen
„Das geht technisch nicht. Sie brauchen hier nicht das deutsche Team aus London, sondern die Leute, die die Trading-Books managen. Schließlich müssen Sie künftig die Trades auf EU-Boden durchführen. Sie brauchen also die Experten für Swaps und Derivate, die in New York, London und Hongkong herumgekommen sind. Es wäre reiner Zufall, wenn dies Deutsche sein sollten“, betont Peter Ferres, der 20 Jahre im Investment Banking der Credit Suisse und der UBS in London und Frankfurt gearbeitet hat und heute die Metropolitan School in Frankfurt leitet.
„Die Deutschen sind in der Regel die Client Relationship Manager, die Coverage Banker. Sie müssen die Sprache des jeweiligen Landes sprechen. Der Trade aber, der muss innerhalb der EU durchgeführt werden und das Underwriting Agreement muss hier unterschrieben werden. Dazu müssen die technischen Experten vor Ort sein“, erläutert Ferres weiter. Dennoch gibt es auch in Frankfurt Hoffnung, dass nach dem Trading auch vermehrt Sales-Jobs nach Frankfurt kommen.
„Wenn diese erst einmal nach Frankfurt gekommen sind, dann kommen die Coverage Banker ebenfalls, denn sie müssen ja mit den technischen Experten sprechen, um die interessanten Produktpakete für ihre Kunden zu schnüren: z.B. die Verknüpfung von einem Forward Rate Agreement und einem Asset Swap. Dazu muss er ins nächste Stockwerk laufen und mit dem Experten für Derivate sprechen.“
Im Trading sind Deutschkenntnisse unwichtig
„Wer immer nach dem Brexit in Frankfurt als Trader arbeitet, muss nicht unbedingt deutschsprachig sein“, sagt auch Headhunter Tim Zühlke von FRED Executive Search in Frankfurt. „Die wichtigste Sprache im Handelsraum ist Englisch. Darüber hinaus ist das Trading ohnehin nicht nach Märkten, sondern nach Assetklassen und Produktgruppen untergliedert.“
Seit langem hätten vor allem internationale Banken ihre Trader aus Frankfurt abgezogen und in London konzentriert. Nur noch einige deutsche Banken würden große Trading Floors in Frankfurt unterhalten. Falls die Banken im Zuge des Brexit tatsächlich Trading-Aktivitäten im großen Stil nach Frankfurt verlagern sollten, dann müssten sie entweder ihr Personal aus London mitbringen oder international rekrutieren. „Die werden ihren Arbeitskräftebedarf gar nicht vollständig aus dem lokalen Arbeitsmarkt decken können“, sagt Zühlke. „Dafür gibt es in Frankfurt einfach zu wenige Trader.“ Am ehesten dürften noch lokal ansässige Trader bei den hierzulande besonders gefragten Produktklassen Aktien, Anleihen und FX, sowohl jeweils in den Cash Produkten, als auch den Derivaten, zum Zuge kommen.
Folgen Sie @florianhamann
““