„Die ersten Suchaufträge für 2018 haben wir bereits im Dezember erhalten. Das hatten wir so schon lange nicht mehr“, versichert Headhunter Peter Vogler von kessler.vogler in Zürich. 2017 sei wie schon 2016 ein gutes Jahr gewesen. Daher rechnet Vogler auch mit einem guten Start ins neue Jahr.
„2017 ist sicher nicht das schlechteste Jahr gewesen“, bestätigt Headhunterin Karin Signer von Signer Beratungen in Zürich. Auch sie hat bereits im Dezember die ersten Aufträge für 2018 erhalten. „Das habe ich noch nie so erlebt.“
„Unser Jobindex, das Wirtschaftswachstum und die Gespräche mit unseren Kunden sprechen dafür, dass 2018 ein mindestens ebenso gutes, wenn nicht sogar besseres Jahr als 2017 wird“, meint Headhunter Stephan Surber von Page Executive in Zürich.
Auch wenn die Schweizer Finanzbranche von Boomzeiten weit entfernt ist, fällt der Ausblick für 2018 positiv aus. Doch welches sind die gefragtesten Profile im neuen Jahr?
Human Resources und Recruiting
„Wir beobachten bei Finanzdienstleistern vermehrt suchen nach Experten in Human Resources und Recruitment“, berichtet Vogler. „Dies spricht dafür, dass der Wettbewerb um die besten Talente 2018 weitergeht.“ Generell seien Einstellungen in den Personalabteilungen und vor allem im Recruiting ein positives Zeichen, da dies für vermehrte Einstellungsaktivitäten spreche.
Die großen Zeiten des Ourtsourcings und Nearshorings in der Banking-IT sind passé
Die große Zeit des Outsourcing und Nearshoring in der Banking-IT neigt sich auch in der Schweiz dem Ende zu. Laut Headhunter Mark Dowsett von der Stamford Group in Zürich beschäftigen Finanzdienstleister wieder verstärkt Entwickler und Business Analysten inhouse und in der Schweiz. „Es gibt einfach immer mehr Dinge, die unbedingt hier gemacht werden müssen“, erzählt Dowsett weiter. Dazu gehörten z.B. viele IT-Projekte rund um die Themen Risikomanagement, Compliance oder Regulierung. Darüber hinaus funktionieren die neuen agilen Entwicklungsmethoden umso besser, je näher sie am Geschäft sind. Nicht zuletzt seien IT-Experten in klassischen Nearshoring-Ländern wie Polen immer schwerer zu finden. „Es geht nicht darum, dass die Leute schlecht sind. Sie finden sie dort einfach nicht mehr.“
Die Banken entdecken neue Technologien
Doch nicht nur die Klassiker wie Business Analysten und Java-Entwickler sind bei Schweizer Finanzdienstleistern heiß begehrt. Dowsett zufolge entdecken die Banken immer neue Technologien im mobilen Umfeld, rund um Facebook oder Google. Außerdem würden sie verstärkt Amazon Webservices nutzen. „Die Banken scheinen einen Weg gefunden zu haben, Cloud-Anwendungen mit den Sicherheitsanforderungen in Einklang zu bringen.“
Contracting wächst über die IT hinaus
Schon seit Jahren wächst laut Vogler die temporäre Beschäftigung in der Schweiz – vor allem in der Projektarbeit. „Dabei werden mehr und mehr Fachkräfte jenseits des IT-Bereichs gesucht“, betont Vogler. Während in der Vergangenheit temporäre Beschäftigung in den Banken vor allem bei IT-Projekten üblich gewesen wäre, breite sie sich heute sukzessiv auf andere Funktionen aus. Wer von dem Trend profitieren wolle, müsse vor allem Erfahrung mit Projektarbeit mitbringen. „Mit Contracting lassen sich gut Spitzen oder Ausfälle abdecken, ohne dass gleich die Headcount steigt“, erläutert Vogler die Vorzüge des Contractings.
„Vor fünf Jahren war es noch undenkbar, Risikomanager oder Quants auf temporärer Basis zu beschäftigen. Heute wird das mehr und mehr üblich“, bestätigt Dowsett.
Experten für Alternative Investments weiterhin gesucht
Die niedrigen Zinsen treiben Pensionskassen, institutionelle Investoren und Privatleute in die alternativen Investments. Entsprechend gut geht es der Branche. „Mit den Assets steigen auch die Gebühreneinnahmen der Anbieter“, kommentiert Surber. Daher seien besonders Salesprofis für alle Formen von alternativen Produkten auch weiterhin heiß begehrt.
„Sales-Profile werden gesucht“, beobachtet auch Signer. Dies sei regelmäßig ein gutes Zeichen für den Arbeitsmarkt, da anschließend meist weitere Stellen in den Supportfunktionen geschaffen würden.
Konsolidierung des Wealth Managements schafft neue Chancen
Obgleich sich das Wealth Management nach wie vor in einer Transformationsphase befindet, ergeben sich doch immer wieder Chancen. „Viele Banken versuchen sich neu aufzustellen und sich auf bestimmte Märkte zu konzentrieren“, erzählt der aufs Wealth Management spezialisierte Headhunter Rolf von Schwarzbek von Page Executive in Zürich. Beispielsweise habe sich Notenstein vor einigen Monaten aus Russland zurückgezogen. Ihre Aktivitäten wurden von Vontobel übernommen. „Dies bedeutet jedoch nicht, dass alle Leute mitgehen“, erzählt von Schwarzbek. Darüber hinaus würde so etwas Chancen für Supportfunktionen wie Steuerexperten für die jeweiligen Märkte nach sich ziehen.
Generell seien weiterhin Client Relationship Manager mit Schweizer Kundschaft besonders begehrt. Kundenbetreuer für einige Schwellenländer wie z.B. Mexiko, Brasilien oder den Mittleren Osten hätten ebenfalls Chancen.
Auch im Portfoliomanagement gebe es gelegentlich Vakanzen. Vor allem Experten für Private Equity seien gesucht. Abgesehen davon würde die Branche Jobs im Digitalisierungsumfeld schaffen – und das auf breiter Basis. Beispielsweise wollten die Kunden über ihre Depots zunehmend in Realtime informiert werden, was sich nur über moderne Technik bewerkstelligen lasse. „Fürs Wealth Management suchen die Banken Leute, die die moderne Technik verstehen und wissen, in welche Richtung sich die Dinge entwickeln.“
Regulierung: Abkühlung auf hohem Niveau
Jobs in Regulierung, Compliance, Risikomanagement und Legal sind seit Jahren gefragt. Allerdings scheint sich hier langsam eine Abkühlung der Nachfrage einzustellen. „Wir rechnen für diesen Bereich mit einer Konsolidierung“, meint Vogler. Gesucht werde derzeit eher auf Junior-Level. Oberhalb davon gebe es nach wie vor Chancen. „Bei Top-Kaderposition wird die Luft allerdings recht dünn.“
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