Die Frage, wie sich eine Karriere in M&A und Private Equity aufbauen lässt, quält so manchen jungen Investmentbanker. Einige wollen schnellstmöglich von einer Großbank zu einer Private Equity-Gesellschaft wechseln, andere bereuen diesen Schritt und streben zurück zu Banken. Doch der Clou des Karriereaufbaus scheint in der Arbeit für kleine Setups zu bestehen.
„In kleineren Teams lässt sich schneller Karriere machen, die Lernkurve geht sehr viel steiler nach oben“, ist Christoph Stoecker, Geschäftsführer und Partner bei der M&A-Boutique MCF Corporate Finance in Hamburg, überzeugt. In großen Investmentbanken herrschten Hierarchien, die einen einfachen Kontakt über mehrere Ebenen sowie einen schnellen Kundenkontakt von Berufsanfängern verhindern. Dort gebe es ein „Kellergeschoss“, in der die Analysten und Associates Modelle rechnen und Kundenpräsentationen produzieren müssten.
„Dagegen haben wir ganz flache Hierarchien. Ich bin mir nicht zu schade, selbst einmal eine Powerpoint-Präsentation zu binden, wenn Not am Mann ist“, sagt Stoecker. Umgekehrt würden bereits Einsteiger ans Kerngeschäft herangeführt. „Bei uns haben Analysten sowie teilweise Praktikanten sehr früh Kundenkontakt, wenn sie dies aufgrund entsprechenden Auftretens und fundierten Wissens gerechtfertigt ist.“
Auch die Arbeitszeiten fielen bei MCF Corporate Finance spürbar niedriger als bei den Großbanken aus. „Die Arbeitszeiten in unserer Branche sind lang, aber 80-Stunden-Wochen, wie es bei den Bulge Bracket-Banken in Frankfurt oder London der Fall ist, sind bei uns die absolute Ausnahme“, beteuert Stoecker. Im Vergleich zu Frankfurt oder London zahlt MCF Corporate Finance niedrigere Grundgehälter als die großen Player. „Dafür zahlen wir höhere Boni als in Frankfurt.“
Erst kürzlich hat eine Erhebung der Personalberatung Banking Consult ergeben, dass das Gehaltsniveau im M&A-Geschäft in der Hansestadt niedriger als in den deutschen Branchenzentren in Frankfurt oder München liegen. Demnach müssen sich beispielsweise Associates mit einem Grundgehalt von 65.000 bis 70.000 Euro in Hamburg begnügen, während in Frankfurt 80.000 bis 90.000 Euro drin sind.
Laut Stoecker sei es gar nicht so leicht, junge Investmentbanker von Frankfurt oder München nach Hamburg zu locken und das liegt nicht nur an der Vergütung. „Viele fürchten, dass die Möglichkeiten, sich am Standort weiterzuentwickeln begrenzt sind“, erzählt Stoecker. Tatsächlich sei der Talentpool in Hamburg deutlich kleiner als in Frankfurt oder München. Einschläge Player in der M&A-Beratung seien neben MCF Corporate Finance, die Warburg Bank, Cat Cap sowie Oaklins. „Im Grunde ist es aber egal, wo wir unser Büro haben“, sagt Stoecker. „Auch wir haben Kunden in Süddeutschland, z.B. Bayern und Baden-Württemberg, aber auch in Nachbarländern, wo wir kein Büro unterhalten.“ Die modernen Kommunikationsmittel würden vieles erleichtern.
Dennoch gebe es durchaus junge Investmentbanker, die gerne nach Hamburg kämen. Sie stammten z.B. aus Norddeutschland und wüssten Hamburg als Stadt zu schätzen. Andere würden sich aus persönlichen Gründen wie z.B. einer Freundin in die Hansestadt orientieren.
MCF Corporate Finance beschäftigt insgesamt 45 Investment-Professionals plus eine Handvoll Supportkräfte an den vier Standorten in Hamburg, Helsinki, London und Stockholm. Laut Stoecker liege ein geographischer Schwerpunkt des Geschäfts auf Skandinavien; ungeachtet dessen gibt es aber auch Branchenschwerpunkte, z.B. Maschinenbau, Fast Moving Consumger Goods oder Business Services.
Jungen Bewerbern, die im Investmentbanking arbeiten möchten, gibt Stoecker einen Rat mit: „Sie müssen den Werkzeugkasten beherrschen. Das heißt solide Kenntnisse in den Bewertungsmodellen, der Berechnung eines Discounted Cash-Flow und Beherrschung von Excel sind unerlässliche Voraussetzung für Erfolg in der Branche.“ Die Mitarbeiter müssten neben dem fachlichen Wissen Einsatzbereitschaft zeigen und sozialkompetent sein, schließlich müssten sie gut mit den Kunden zusammenarbeiten und Verhandlungsgeschick haben.
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