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Brexit: Große Probleme mit kleinen Englischkenntnissen

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Frankfurt kann jubeln. Falls die Prognosen des Chefs des Verbandes der Auslandsbanken Stefan Winter zutreffen, kann sich Frankfurt in den kommenden beiden Jahren über 3000 bis 5000 neue Jobs freuen. Allerdings bleibt fraglich, ob auch alle adäquat besetzt werden können. Denn die Auslandsbanken suchen regelmäßig nach Mitarbeitern mit glänzenden Englischkenntnissen und die sind in Jörmany nicht immer leicht zu finden. Umgekehrt sind in einigen Profilen wie in der IT und im Risikomanagement oft nur Experten ohne ausreichende Deutschkenntnisse verfügbar.

Viele Fachkräfte im Middle und Back Office sprechen nur schlecht Englisch…

„Die jungen Investmentbanker aus Deutschland bringen alle sehr gute Englischkenntnisse mit“, versichert Headhunterin Sabrina Tamm von Financial Talents in Frankfurt. „Die meisten Banken fragen das nicht einmal mehr im Vorstellungsgespräch ab.“ Tatsächlich gehört heute ein Auslandssemester bei einschlägigen Unis wie der Frankfurt School schon beim Bachelor zum Pflichtprogramm.

Das Problem dabei: Nur ein Teil der Brexitjobs entfällt auf das Front Office – der Löwenanteil hingegen auf Middle und Back Office und dort kehrt bei den Englischkenntnissen rasch Ernüchterung ein. Denn bei Experten fürs Risikomanagement, Regulatorik, Compliance und die zahllosen Supportfunktionen sind erstklassige Englischkenntnisse keineswegs selbstverständlich. „Die Mitarbeiter haben oft auch einen anderen Hintergrund als im Front Office“, erläutert Tamm. Längst nicht jeder habe studiert, ein zwei Semester oder Praktika im Ausland verbracht.

„Bei internationalen Banken müssen viele interne Reportings auf Englisch verfasst werden und bei so manchem Risikomanager reicht das Schulenglisch dafür nicht aus“, erzählt Tamm. Verstärkt werde der Effekt dadurch, dass die gleichen Reportings bei inländischen Banken regelmäßig auf Deutsch verfasst werden und die einschlägigen Profis so kaum Fremdspracherfahrung sammeln konnten. Da genau an solchen Profilen in Frankfurt bereits Mangel herrscht, sind laut Tamm Personalengpässe infolge des Brexits absehbar.

Etwas entspannter sieht dies Headhunterin Behi Farid von Robert Walters in Frankfurt. „Was die Brexitprofile betrifft, sind Englischkennnisse ein absolutes Muss. Allerdings bringen acht von zehn Kandidaten zumindest akzeptable Englischkenntnisse mit.“

… und viele Ausländer sprechen kein Deutsch

Längst nicht das einzige Problem. Laut Headhunter Roland Lochte von Kimberley Consulting in Frankfurt ist der Arbeitsmarkt für viele IT- und Risikomanagement-Profile wie leergefegt. „Es gibt hervorragend qualifizierte Kandidaten mit moderaten Gehaltsvorstellungen und gutem Englisch. Nur Deutsch sprechen sie nicht“, erzählt Lochte. Meist würden diese Kandidaten aus Ost- oder Südeuropa stammen.

Doch noch immer würden sich viele Arbeitgeber scheuen, diesen Talentpool anzuzapfen. „Bislang hatte ich nur eine Bank, die auch Kandidaten ohne Deutschkenntnisse akzeptiert hat“, kritisiert Lochte. Wenn nur ein Nichtdeutschsprachiger im Team sei, müssten alle anderen ebenfalls Englisch sprechen, laute die Befürchtung. „Als ein Kunde unbedingt einen deutschsprachigen Entwickler verlangte, habe ich ihm gesagt. Er habe drei Möglichkeiten: Er heuert einen Freiberufler für einen horrenden Tagessatz an, entscheidet sich für einen guten Kandidaten ohne Deutschkenntnisse oder wir sprechen uns in sechs Monaten noch einmal“, erzählt Lochte. „Ein halbes Jahr später habe ich ihm einen spanischen Entwickler ohne Deutschkenntnisse vermittelt. Der ist heute Leiter eines Teams, in dem viele Mitarbeiter aus Süd- oder Osteuropa stammen.“

Ganz ähnliche Erfahrungen hat Farid gemacht. Es gebe Profile z.B. im Berichtswesen oder der Wirtschaftsprüfung, wo Deutschkenntnisse unerlässlich seien, weil hier z.B. mit Aufsichtsbehörden wie der BaFin zusammengearbeitet werde. Auch wenn die Arbeitgeber immer noch regelmäßig Deutsch verlangten, steige doch die Bereitschaft Nichtdeutschsprachige einzustellen. Er kürzlich habe sie einen solchen Kandidaten auf eine Position in Operational Risk vermittelt.

Obgleich Farid aus England kommt und nur etwas Deutsch spricht, habe sie im Alltag keinerlei Probleme. „Frankfurt ist ein sehr internationales Finanzzentrum. Fast alle sprechen Englisch. In einer anderen deutschen Stadt hätte ich wohl größere Probleme.“

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