Die Krise der Deutschen Bank nimmt immer alarmierendere Ausmaße an. Was zunächst wie nur vergleichsweise kleine Einschnitte in den Aktien- und Zinshandel in den USA und Asien sowie bei Contractors aussah, soll laut dem Wall Street Journal auf einen Kahlschlag von bis zu 10.000 Jobs hinauslaufen. Das Unternehmen wollte hierzu keine Stellungnahme abgeben.
Derzeit beschäftigt die Deutsche Bank konzernweit noch gut 97.000 Mitarbeiter, wovon auf das Corporate and Investment Banking gut 40.000 Mitarbeiter entfallen. Nach den ersten Äußerungen des Konzernchefs Christian Sewing liegt der Verdacht nahe, dass sich die Einschnitte auf das Corporate and Investment Banking konzentrieren. Dies würde auf einen Wegfall von jedem vierten Job des Geschäftsbereichs hinauslaufen. Ein Schwerpunkt im Investment Banking und an Standorten wie den USA, London und Asien ließe sich aufgrund des geringeren Kündigungschutzes auch rascher als in Deutschland umsetzen.
Obgleich das nach sehr schmerzhaften Einschnitten aussieht, halten viele Branchenbeobachter einen solchen Schritt für überfällig. In den zurückliegenden Jahren hat die Deutsche Bank trotz bereits schwacher Erträge in dem Geschäftsbereich sogar noch Stellen aufgebaut. In den vergangenen zwölf Monaten waren es allein fast 1500 Jobs.
Unterdessen lüftet die Nachrichtenagentur Bloomberg einige Details der Einschnitte. Demnach will der Konzern sein Geschäft in Osteuropa, dem Mittleren Osten und Afrika überprüfen. Der ehemalige Chef des hiesigen Aktiengeschäfts Darren Veenhuis hat die Bank ebenso verlassen wie der Leiter des Aktienresearch in Dubai Pascal Moura. Weiter plane die Bank „scharfe Einschnitte“ in ihrem Aktiengeschäft in den USA, wo die Bank allein 9000 Mitarbeiter beschäftigt.
Obgleich die Deutsche Bank bislang eine Stellungnahme ablehnt, erwarten Branchenbeobachter auf der morgigen Hauptversammlung des Konzerns in Frankfurt einige klärende Worte.
Insider rechnen damit, dass die Einschnitte sich nicht nur auf das Aktiengeschäft und die USA und Osteuropa, dem Mittleren Osten und Afrika beschränken. Auch im Geschäft mit festverzinslichen Wertpapieren werden zumindest in London und New York Einschnitte erwartet, obgleich die Bank in einigen dieser Bereiche erst kürzlich Einstellungen vorgenommen hat.
Doch nicht alle lassen sich von der Panik anstecken. Ein Headhunter aus London erwartet, dass vor allem einige Leute mit schlechter Performance vor die Tür gesetzt werden. Ein anderer Headhunter erzählt, er habe noch keinen getroffen, „dem Panik ist Gesicht geschrieben ist“.
Doch falls die Deutsche Bank tatsächlich morgen einen Kahlschlag von 10.000 Jobs vor allem in ihrem Corporate and Investment Banking ankündigen sollte, dann könnte die Stimmung rasch umschlagen. Denn damit würde die Deutsche Bank eine ähnliche Größenordnung wie der berühmte Kahlschlag von 10.000 Jobs bei der UBS vor sechs Jahren erreichen. Damals wurden in London Fixed Income-Mitarbeiter am Morgen beim Betreten des Gebäudes von der Security in einen Raum geführt, wo ihnen die Kündigung überreicht wurde.