Nach einem Jahr relativer Stabilität im Euroland ist nach der Koalitionsvereinbarung von Lega Nord und Fünfsternebewegung ein Hauch von Chaos zurückgekehrt. Darauf scheint eine Verfassungskrise zu folgen, weil der italienische Präsident Sergio Mattarella den beiden Koalitionspartnern untersagte, den 81jährigen euroskeptischen Professor zum Finanzminister zu ernennen. Die Verzinsung der italienischen Staatsanleihen ging steil nach oben und die Aktienkurse der Banken stürzten ebenso steil ab, während sich EU-Kommission und Eurogruppe mit ihren kritischen Statements nicht zurückhielten. Es entspricht nicht wirklich der Griechenlandkrise, doch jeder, der sich an 2015 erinnern kann, überkommt ein Déjà-vu-Erlebnis. Doch was bedeutet das für die Bankenbranche?
Alle Deals sind gestrichen. Zunächst die gute Nachricht: Falls Sie Ihren Job von einer anstehenden Fusion bedroht sehen, dann brauchen Sie sich jetzt weniger Sorgen zu machen. Alle europäischen Bankenchefs halten eine Konsolidierung für sowohl unvermeidbar als auch wünschenswert. Ebenfalls scheinen sie die Unterstützung der Aufsichtsbehörden zu haben, größer und effizienter zu werden, um ein Bankensystem zu schaffen, welches weniger anfällig für lokale Verwerfungen ist. Langfristig ist an dieser Logik wenig auszusetzen. Doch kurzfristig dürften die politischen und makroökonomischen Unsicherheiten jede Bereitschaft zu Fusionen hinwegwischen. Und da momentan sich niemand wirklich sicher ist, ob derzeit sicherere Anlagen sich nicht plötzlich als toxisch erweisen, werden selbst Banken, die über eine Fusion nachdenken, vorerst Vorsicht walten lassen und abwarten.
Aber, alle Deals sind gestrichen. Die schlechte Nachricht lautet, dass der Deal-Flow im Kapitalmarktgeschäft, der sich gerade zu erholen begann, wegen der herrschenden Unsicherheit abbricht. Unternehmen werden sich hüten, Anleihen zu emittieren, wenn sie die Spreads nicht mehr für fair halten. Die Investoren tendieren indes dazu, ihre Hände in den Schoß zu legen, und sich in den wenigen vermeintlich sicheren Häfen zu drängeln. Die Emission von Aktien korreliert wiederum sehr stark und negativ mit den Aktienmärkten. Das gleiche gilt für Wechselanleihen, AT1-Anleihen und andere innovative Kapitalmarktprodukte der Banken. Die Erfahrung lehrt: Sie können wir vergessen, solange die Krise nicht gelöst ist.
Die Margen brechen ein und Fonds explodieren. Episoden wie die Eurokrise tendieren dazu, dass sich einige Makroinvestoren einen Namen machen, andere ihn verlieren und einige Fonds komplett zusammenbrechen. Ebenfalls tendieren sie dazu, viele „Touristen“ aus anderen Investmentdisziplinen anzulocken, die mit den Problemen anderer Leute Geld verdienen wollen. Die klare Krise aus der Eurokrise lautet, auf seine Leverage und die Größe seiner Positionen zu achten. Selten folgt die Politik der Eurozone einer klaren Linie. Daher bewegt sich ein eigentlich korrekter Trade rasch in die falsche Richtung und muss mit Verlusten abgeschlossen werden, weil er sich einfach zu lange in die falsche Richtung bewegte. (Können Sie sich noch an die Fonds zu „Griechenland-Chancen“ erinnern.) Außerdem herrscht heute eine deutlich geringere Liquidität als in der Vergangenheit und die Risikomanager der Gegenpartei werden noch rascher die Reißleine ziehen.
Schließlich scheint es ein schlechteres Jahr an den Märkten zu werden, als wir noch vor einigen Wochen erwartet haben. Doch eines Tages wird die Krise vorbei sein und vielleicht wird die Eurozone dann über funktionstüchtigere wirtschaftliche Institutionen verfügen. Vielleicht wird es sogar einen wirklichen Schritt hin zu einer Bankenunion geben. Wir können nur hoffen, dass der Weg dorthin nicht allzu holprig wird.
Dan Davies ist Senior Research Advisor bei Frontline Analysts und hat früher als Bankenanalyst für Cazenove, Credit Suisse und BNP Paribas gearbeitet.