Der Jobmotor läuft bei den Big 4 heiß. Auch im kommenden Geschäftsjahr 2018/19 wollten PwC, EY, KPMG und Deloitte wieder kräftig anheuern. Insgesamt summiert sich die Zahl auf über 7000 Stellen, von denen üblicherweise etwa zwei Drittel auf Absolventen und ein Drittel auf Berufserfahrene entfallen. Hinzu kommen noch tausende an Praktikanten.
Mindestens 7000 Neueinstellungen jeder Jahr
Konkret will PwC 3500 Leute einstellen, wovon 1300 auf Hochschulabsolventen, 700 auf – meist jüngere – Berufserfahrene und 1500 auf Praktikanten entfallen. „Wir tätigen jährlich um die 3000 Neueinstellungen. Im letzten Geschäftsjahr waren es sogar rund 3300, also etwas mehr als im Schnitt der letzten Jahre. Das ist inklusive Praktikanten, Berufserfahrene und Absolventen – allerdings exklusive Partner und Auszubildende“, heißt es von Deloitte. 30 bis 40 Prozent davon seien Absolventen. EY rechnet für 2018/19 mit einem Bedarf von 1700 neuen Mitarbeitern, darunter 550 Berufserfahrene. KPMG wiederum will im laufenden Geschäftsjahr, welches am 30. September endet, insgesamt rund 2300 neue Mitarbeiter anheuern.
„KPMG sucht neue Kolleginnen und Kollegen in allen Bereichen: in Audit (Wirtschaftsprüfung), in Advisory (Unternehmensberatung) und in Tax (steuerliche Beratung)“, heißt es von dem Unternehmen. „Wir bieten grundsätzlich auch Absolventen der MINT-Studiengänge in allen Bereichen Einstiegsmöglichkeiten mit interessanten Verknüpfungen zu betriebswirtschaftlichen Fragestellungen.“
Auffallend bei sämtlichen Unternehmen ist der hohe Anteil an Hochschulabsolventen. „Die Big 4 sind im Campus-Recruitment sehr gut aufgestellt”, sagt Executive Search-Expertin Stefanie Storck von TF Executives in Frankfurt. „Die Studenten bekommen vermittelt, dass ihnen mit dem Einstieg bei den Big 4 alle Wege offenstehen. Die Leute gehen von der Uni gerne dorthin: Man hat den großen Namen, reist viel und führt ein Leben, wie man es sich als Absolvent vorstellt”, ergänzt Storck.
Die Fluktuation ist hoch
Doch für viele Big 4-Einsteiger folgt früher oder später die Ernüchterung. „Die Big 4 stellen auch deswegen so viele Leute ein, weil sie eine hohe Fluktuation aufweisen”, sagt Mike Boetticher von der match personalberatung in Frankfurt.
Laut Branchenkennern ist eine Fluktuation von 20 Prozent jährlich durchaus realistisch. Viele Berufseinsteiger nähmen die gute Ausbildung bei den Big 4 mit und würden nach einigen Jahren zu Corporates abspringen.
Bezahlung und hohe Reisezeiten sind nicht immer attraktiv
Ein Grund für die Fluktuation mag in der vergleichsweise mageren Vergütung liegen. „Die zahlen nicht so gut, wie man eigentlich denken sollte”, sagt Storck. „Die Big 4 beschäftigen auch deshalb so viele junge Leute, weil diese im Vergleich zu den erfahreneren Mitarbeitern einfach günstiger sind. Bei den höheren Hierarchiestufen bzw. im Management wird es hingegen schwieriger. Dort können Sie eigentlich nur hingelangen, wenn Sie eine Laufbahn als Steuerberater oder Wirtschaftsprüfer ansteuern”, ergänzt Boetticher.
Ein weiterer Grund mag in der Tatsache bestehen, dass die Beschäftigten eher selten im eigenen Büro arbeiten. „Viele Absolventen sind sich einfach nicht bewusst, was es heißt, jeden Tag beim Kunden zu arbeiten und aus dem Koffer zu leben”, ergänzt Boetticher. Die hohe Reisezeit sei ein Hauptgrund für die Fluktuation.
Bei den Big 4 gearbeitet zu haben, stellt keinen Karriereturbo dar
Ein Berufseinstieg über die Big 4 erweist sich keinesfalls immer als Karriereturbo. Laut Storck zögern viele Arbeitgeber, Kandidaten von den Big 4 anzuheuern. Denn gerade für kleinere Unternehmen und Boutiquen sei die Spezialisierung oftmals zu hoch. Die Leute von den Big 4 seien es oft nicht gewohnt, die Ärmel hochzukrempeln und Aufgaben zu erledigen, die außerhalb ihres Aufgabenbereiches liegen, oder für die sie eigentlich überqualifiziert sind. Doch genau dies sei bei kleineren Einheiten erforderlich.
Ganz ähnlich sieht dies Boetticher: „Die können nur zu Unternehmen wechseln, die eine vergleichbar große Spezialisierung haben.” So würden viele ehemalige Mitarbeiter der Big 4 auch im Controlling und Rechnungswesen von Großunternehmen oder aber bei einem anderen der Big 4 unterkommen.
Oft müssen Kandidaten von Big 4 einen Realitätsschock verkraften
Durch die hohen Einstellungszahlen können PwC, KPMG, EY sowie Deloitte nicht nur Spitzennachwuchs direkt von der Uni einstellen. „Man muss nicht unbedingt ein Ass sein, um bei den Big 4 unterzukommen. Und viele Arbeitgeber wissen das auch”, beobachtet Boetticher.
Falls sich Kandidaten von den Big 4 anderswo bewerben, erlebt so mancher einen Realitätsschock. „Die haben einfach nicht damit gerechnet, dass sie nicht die Topangebote erhalten”, beobachtet Storck. Für viele Berufseinsteiger böten M&A-Boutiquen, kleinere Banken oder Private Equity-Firmen langfristig bessere Karriereperspektiven. Boetticher ergänzt: „Ein Einstieg über die Big 4 macht eigentlich nach wie vor nur für Leute Sinn, die Steuerberater und anschließend Wirtschaftsprüfer werden wollen.”
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