Tim Henning arbeitet für BlackRock in London, Frankfurt und Wien und ist für BlackRocks Investment Consulting-Geschäft in Deutschland und Österreich verantwortlich. Das US-Magazin Forbes kürte ihn nun zu einem der 30 bemerkenswertesten Finanzakteure unter 30 Jahren in Europa. Hier beschreibt Tim Henning, auf welche Aspekte er bei seiner Arbeit besonderen Wert legt und warum ihn die Investment Managementindustrie beruflich erfüllt.
Dass mir nach meinem Einstieg bei BlackRock eine steile Lernkurve bevorstehen würde, wurde mir während der ersten internen Videokonferenzen klar: Immer wieder standen Analysen von komplexen Marktdaten und Diskussionen zu Investoren und deren Zielen an. Heute ist mir bewusst, dass es gerade in dieser Branche möglich ist, das große Ziel meiner Generation zu erreichen: Einen wirklichen Mehrwert für die Gesellschaft zu erbringen – durch ehrliches Interesse für die Kapitalmärkte und Investmentstrategien, sowie durch enge Zusammenarbeit mit Kunden und internen Spezialisten. Ein gesundes Gleichgewicht aus alldem verhilft Deinen Investoren zu guten Portfolios und dir selbst zu einer interessanten Aufgabe. In diesem Beitrag teile ich meine vier persönlichen Werte für einen guten Job in der Investment-Industrie.
Die Themen von gestern sind heute schon alt
Je mehr Du Dich mit den Geschehnissen in der Welt beschäftigst, desto höher wird der Mehrwert, den Du Investoren vermitteln kannst. Ein beruflicher Dauerauftrag zum Zeitunglesen, Reisen und Hinterfragen!
Was bedeutet das konkret fürs Investment Management? Natürlich muss man über das aktuelle Marktumfeld bestens Bescheid wissen und die Auswirkungen unterschiedlicher Geschehnisse auf komplexe Portfolios verstehen. Um dieses Verständnis zu gewährleisten, ist es elementar, sich ausführlich mit politischen, ökonomischen und sozial-gesellschaftlichen Themen zu befassen. All diese Faktoren haben substanziellen Einfluss auf die Bewertung von Assets und sind ein Spiegelbild der Geschehnisse in der Welt. Das Marktumfeld, welches sich in diesem Kontext ergibt, muss letztendlich aus dem Blickwinkel des jeweiligen Kunden verstanden werden: Ein privater Anleger verfolgt andere Ziele und blickt auf andere Restriktionen als ein institutioneller Investor, den ich betreue.
Argumentiere zielorientiert – und höre gut zu!
Für Investments relevante Ereignisse stehen regelmäßig an. Egal wie die Nachricht ausfällt – Investoren schätzen Dein Engagement, einen guten Beitrag zu leisten. Und das kann auch nach einem Tag Berufserfahrung schon bedeutungsvoll für ein gutes Teamergebnis im Interesse der Investoren sein.
Nach kaum zwei Jahren im Job wurde mir der erste Praktikant, bei uns „Summer Analyst“ genannt, anvertraut. Eine gute Gelegenheit, erstmals nicht nur für mich selbst und die eigene Leistung verantwortlich zu sein, sondern zu lernen, wie man einem ambitionierten Kollegen Freude an der Aufgabe und Teamgeist weitergibt. Sein Start fiel genau auf den Tag vor dem Brexit-Referendum, das schließlich mit der Entscheidung für den Brexit endete. Dafür hatten wir einen Investorencall aufgesetzt – geplant für 8:30 Uhr am Brexitmorgen – um zentrale Kapitalmarktimplikationen rasch diskutieren zu können, analytische Beiträge zu leisten und trotz des Drucks taktische Entscheidungen unserer Investoren unterstützen zu können.
Unser „Summer Analyst“ bekam die Verantwortung, alle an den Calls beteiligten Kollegen mit einem inhaltlich vordefinierten Newsfeed zu versorgen. Das war sein Beitrag für die knapp 2000 eingewählten Investoren. Eine wichtige Funktion, denn selbst während des Brexit-Calls erreichten uns ständig relevante News. Heute, zwei Jahre später, hat er einen festen Vertrag und ist ein geschätzter Kollege.
Investmentziele der Investoren verstehen und umsetzen
Solange Du deinem Gegenüber ehrliche Wertschätzung entgegenbringst, wirst Du von deinen Kunden Gleiches erfahren. Dein Job ist es nicht, mehr zu wissen als Dein Kunde, sondern ihm besser als der Wettbewerb bei der Umsetzung seines Vorhabens zu helfen. Und als schöner Nebeneffekt lernst Du dabei stets etwas dazu.
Neuer Job, gleiche Firma – das hieß für mich, ein eigener Bereich und die ganze Verantwortung für das Investment Consultant-Business, also die Zusammenarbeit mit den Beratern institutioneller Investoren wie Unternehmen, Pensionskassen, Versicherungen, Staatsorganen, Kirchen und Stiftungen. Als ich damals dem globalen Leiter des neuen Teams vorgestellt wurde, fragte ich ihn, was sein Rat sei, um einen guten Job in dieser Rolle zu machen. „Du hast zwei Ohren und einen Mund. Kommuniziere in diesem Verhältnis, dann lernst du von deinen Kunden, was für sie wichtig ist.“ Zuhören können und reden, wenn man wirklich etwas zu sagen hat – das ist auch, was ich selbst einmal bei „Jugend debattiert“ gelernt habe, noch zu Schulzeiten. In dem bundesweiten Wettbewerb der Hertie-Stiftung geht es darum, zielorientiert Argumente zu formulieren, abzuwägen und sachlich zu debattieren. Diese Fähigkeiten begleiten mich ein Leben lang, eben auch in meiner heutigen Verantwortung.
Wer sind eigentlich Deine Kunden?
Dein Engagement für effizient gestaltete Portfolios leistet einen wichtigen Beitrag. Institutionelle Gelder gehören nicht einem Investor oder einer einzelnen Privatperson, sondern sie gehören den Lehrern, Ingenieuren, Mechanikern, den Handwerkern oder Künstlern – also allen, die z.B. in Pensionskassen oder Versicherungen einzahlen, um sich finanziell für einen späteren Zeitpunkt abzusichern.
Dein Engagement, egal welcher Art, hilft der Gemeinschaft – es geht nicht um den maximalen Gewinn zu Gunsten Weniger, sondern um den maximalen, langfristigen Ertrag für möglichst Viele. Eine erfüllende Aufgabe, oder?
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