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Der neue Topjob in London, der vor Kurzem noch gar nicht existierte

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Es gab einmal eine Zeit, als Investmentmanager im Private Equity oder Portfoliomanager bei Hedgefonds die Traumjobs der Londoner City waren. Doch diese Zeiten sind längst passé. Dagegen sind heute besonders Jobs begehrt, die sich um den Brexit bzw. um dessen Vorbereitung drehen. Dafür sprechen zumindest die Bewerbungszahlen für Jobs auf dieser Website.

In den zurückliegenden drei Monaten drehten sich vier der zehn Jobs mit den höchsten Bewerberzahlen um Brexitvorbereitungen. Die übrigen sechs Jobs stammten aus dem Projektmanagement, womit die Wahrscheinlichkeit hoch ausfällt, dass auch sie irgendeinen Brexitbezug haben.

Dabei handelt es sich um einen gewaltigen Wandel. So verzeichneten noch im ersten Quartal 2017 die üblichen Verdächtigen die höchsten Bewerbungszahlen: Jobs für Analysten oder Trader bei Hedgefonds oder Analysten bei Private Equity-Gesellschaften. Dagegen tragen die beliebtesten Jobs heute Titel wie „Front Office Business Analyst, Brexit Programme Analyst etc.“ Mehr als 2000 Leute haben sich in den vergangenen drei Monaten auf solche Stellen beworben.

Die Gründe, wieso Brexitjobs derzeit so beliebt sind, liegen auf der Hand. Selten wurde in so kurzer Zeit so viel Manpower verlangt. Auch der Aufgabenbereich fällt sehr breit aus. Jayaram Subramanyam, Brexit Lead bei Wells Fargo Securities in London, beschreibt etwa seine Aufgaben folgendermaßen: Er müsse ein glaubwürdiges Geschäftsmodell für die Zeit nach dem Brexit installieren. Dazu gelte es mit Front, Middle und Back Office zusammenzuarbeiten sowie mit externen Lobby-Gruppen und Rechtsanwaltskanzleien. Überall fällt die Geschichte ähnlich aus. Goldman Sachs bietet derzeit etwa einen „Market Structure Transition-Job“ an, der in Verbindung zum Brexit steht. Dieser Job involviere die Zusammenarbeit mit den Abteilungsleitungen, Sales, Trading, der Strategieabteilung und den Supportfunktionen. Wer seine Karriere in Operations oder der Regulierung vorantreiben möchte, steht vor der Chance seines Lebens.

Besonders jüngeren Finanzprofis entgeht dies nicht. „Es gibt einige großartige Jobs, die mit dem Brexit zusammenhängen“, meint etwa ein Junior von JP Morgan. „Sie arbeiten abteilungsübergreifend im gesamten Unternehmen – vom Front zum Back Office. Es handelt sich um keine Jobs, die Geld hereinbringen, aber sie sind sehr, sehr interessant.“

Falls man den Zahlen von Linkedin trauen darf, dann arbeiten mehr als 3000 Leute weltweit bei Banken und Finanzdienstleistern an Brexitprogrammen, darunter etwa 2000 allein in Großbritannien. Bei vielen handelt es sich allerdings um befristet Beschäftigte, die bereits an Regulierungsprojekten wie MiFID II für 550 bis 750 Pfund (620 bis 840 Euro) am Tag gearbeitet haben. Andere wiederum hat es aus verschiedenen Regulierungsjobs in die Brexitnischen verschlagen. Barclays beschäftigt z.B. in ihrem „European Referendum Response Programme“ Datenanalysten. Einem gewissem Renee McTavish obliegt es z.B., über den Brexit zu den Mitarbeitern und der Außenwelt zu kommunizieren. Die meisten Banken beschäftigen auch Spezialisten, die sich mit der komplexen Thematik der neuen Assetallokation im Zuge des Brexits beschäftigen.

Die Beliebtheit der Brexitjobs in London scheint auch damit zusammenzuhängen, dass laut dem Personalvermittler Morgan McKinley die Zahl anderer Jobs und Kandidaten in den Finanzdienstleistungen abnehmen. Im Juni sei die Zahl neu ausgeschriebener Financejobs im Vergleich zum Vorjahr um 29 Prozent gefallen. Aus diesem Grund liegt es im Interesse der Personalvermittler und der Jobsuchenden, dass sich die Brexitverhandlungen lange hinziehen. Denn während andere Jobs rar werden, dürfte die Zahl der Brexitjobs und der Leute, die gerne einen solchen Job hätten, so schnell nicht abnehmen.


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