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Die hohe Kunst, ein perfektes Anschreiben zu verfassen

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Kaum ein Bestandteil einer Bewerbung ist so umstritten wie das Anschreiben. Während einschlägige Bewerbungsratgeber dem Anschreiben eine zentrale Rolle zuerkennen, halten es andere für die hohe Kunst des Nichtssagens.

1. Bedeutung der Anschreiben umstritten

„Ich halte ein Anschreiben für überflüssig. Ich benötige es nicht, um mir ein Bild eines Kandidaten zu machen“, sagt etwa Headhunterin Angela Hornberg von Advance Human Capital in Frankfurt. „Anschreiben sind ausschließlich für Juniors relevant, die sich direkt bei Personalabteilungen bewerben.“

Dagegen scheint das Anschreiben bei Direktbewerbungen immer noch zum Standard zu zählen: „Das Anschreiben ist der erste Eindruck und die Visitenkarte eines Bewerbers“, betont Headhunterin Stefanie Storck von TF Executives in Frankfurt.

So hält auch die HR-Abteilung der Dekabank am Anschreiben fest. „Aus Datenschutzgründen kann man sich bei vielen Unternehmen, so auch bei der DekaBank, nur online bewerben. Aber auch hier erwartet der zukünftige Arbeitgeber ein gut formuliertes Anschreiben von dem Bewerber bzw. der Bewerberin. Mit dem Anschreiben sollte ein erster positiven Eindruck bei dem zukünftigen Arbeitgeber hinterlassen werden.” Der Bewerber habe die Möglichkeit, die eigenen Fähigkeiten und Interessen herauszustellen und damit zu zeigen, dass er der genau richtige für die Stelle ist.

Unbestritten ist indes, dass ein gelungenes Bewerbungsschreiben eine ganz besondere Herausforderung darstellt. Wir zeigen Ihnen, worauf Sie achten sollten.

2. Anschreiben sind oft zu lang, austauschbar und voller Worthülsen

Laut Hornberg gleichen sich die meisten Anschreiben; entsprechende Vorlangen ließen sich mühelos aus dem Internet herunterladen. Aus diesem Grund seien Anschreiben für Recruiter mit viel Mühe verbunden. „Man braucht einfach zu lange, um die relevanten Informationen aus dem Anschreiben herauszuziehen. Keiner hat die Zeit, das zu lesen“, betont Hornberg.

Oft beschreiben Kandidaten ihre Softskills mit den immer gleichen Formulierungen wie „leistungsorientiert“ oder „teamfähig“. „Wenn ich noch einmal ‚analytisch‘ lese, dann schreie ich“, sagt Hornberg augenzwinkernd.

3. Ein Anschreiben für verschiedene Jobs ist tabu

Sich mit ein und demselben Anschreiben auf verschiedene Stellen zu bewerben, stellt für Storck ein „absolutes No-Go“ dar. „Pauschalanschreiben fallen sofort auf“, sagt Storck. „Bewerber scheinen nicht zu wissen, dass so etwas einem Personaler sofort ins Auge springt.“ So manche Personalabteilung erhalte hunderte Bewerbungen in der Woche. Entsprechend erfahren seien die HR-Mitarbeiter, gibt Storck zu bedenken.

4. In das Anschreiben gehören nur relevante Punkte

Storck empfiehlt in einem Anschreiben nur Punkte aufzuführen, die für die fragliche Stelle auch relevant sind. Bewerber sollten beispielsweise keine Kompetenzen oder Berufserfahrungen anführen, die für den Job keine Rolle spielen. Schon aus diesem Grund würden Standardanschreiben ausscheiden. Auch Schwächen hätten in einem Anschreiben nichts verloren. Vielmehr müsse der Bewerber sich sehr genau überlegen, was er im Anschreiben erwähnen möchte. „Daher ist das Anschreiben auch der aufwändigste Teil einer Bewerbung“, betont Storck.

„Ein gutes Anschreiben ist nicht länger als eine DinA4-Seite und ist so formuliert, dass sich der Personalverantwortliche auch nach einigen Tagen noch an den Inhalt positiv erinnert und auch das Gefühl hat, den ‚Mensch hinter dem Anschreiben’ ein Stückchen kennengelernt zu haben“, rät die HR-Abteilung der Dekabank.

5. Redundanzen vermeiden

Auch Headhunter Patrick Riske von Fricke Finance & Legal in Frankfurt steht Anschreiben kritisch gegenüber. Besonders rät er davon ab, die Stationen aus dem Lebenslauf – wie Studium oder Berufserfahrung – in einem Anschreiben noch einmal zu wiederholen. Riske warnt, die relevanten Informationen über Anschreiben, Lebenslauf und womöglich auch noch die Zeugnisse zu verteilen. „Viele Personaler sind genervt davon. Denn es bedeutet viel Arbeit, sich die Informationen herauszusuchen“, erläutert Riske.

6. Die drei Kernfragen

Statt eines Anschreibens verlangt Hornberg von Kandidaten, dass sie in jeweils zwei bis drei Zeilen folgende drei Fragen beantworten:

–          Worin besteht die rote Linie in Ihrer Karriere?

–          Wieso sind Sie der passende Bewerber für den Job?

–          Wieso möchten Sie für das fragliche Unternehmen arbeiten?

Hornberg nutzt die Antworten, um Kandidaten bei ihren Kunden zu platzieren. Falls Bewerber tatsächlich ein Anschreiben verfassen, dann sollten sie darin diese drei Fragen kurz beantworten.

7. Der Elevator-Pitch

Kandidaten können sich die Message einer Bewerbung anhand eines kleinen Gedankenspiels verdeutlichen: „Stellen Sie sich vor, Sie stehen im einem Fahrstuhl auf dem Weg zum 14. Stock neben dem Deutsche Bank-Chef und haben die Chance, sich in drei bis vier Sätzen ihm gegenüber zu präsentieren“, erzählt Hornberg. „Wie würden Sie das anstellen?“

Die richtige Antwort auf den Elevator-Pitch will gründlich überlegt sein. Hornberg rät die Situation einige Wochen oder sogar Monate lang gedanklich durchzuspielen. Denn Sie haben keine Chance, auch nur einen Satz länger zu sprechen, gleichzeitig müssen Sie in der Antwort Ihren ureigenen USP auf den Punkt bringen. Falls Sie endlich mit der Antwort zufrieden sind, dann dürfte dies auch die passende Message für das Anschreiben darstellen.

8. Ins Anschreiben gehört nur, was im Lebenslauf keinen Platz findet

Abgesehen von der Motivation gehören in das Anschreiben lediglich Informationen, für die in einem Lebenslauf kein Platz ist. So kann eine Station des Lebensweges besonders erläuterungsbedürftig sein. Weiter lassen sich Angaben zu Gehalt und Kündigungsfristen im Anschreiben unterbringen. Dennoch sollte ein Lebenslauf möglichst so abgefasst sein, dass keine weiteren Erläuterungen im Anschreiben erforderlich sind, rät Riske.

9. Das Anschreiben sollte individuell adressiert sein

Eine Anrede wie „Sehr geehrte Damen und Herren“ ist suboptimal. Vielmehr sollten sich  Bewerber bemühen, über das Internet oder per Telefon herauszufinden, wer der tatsächliche Adressat des Anschreibens ist – sofern dies nicht bereits aus der Stellenanzeige hervorgeht. „Im Idealfall sollte es direkt an den Ansprechpartner gehen“, empfiehlt Storck.

Es stelle eine kleine Katastrophe dar, wenn der Name eines Adressaten von einer älteren Bewerbung versehentlich enthalten sei. „Da heute die Bewerbungen online erfolgen, kommt die Bewerbung selbst dann an, wenn der Adressat im Anschreiben falsch ist“, erläutert Storck. Wenn eine Bewerbung bei der Deutschen Bank einen Adressaten bei der Commerzbank aufweise, dann sei es in der Regel um die Bewerbung geschehen.

10. Die Formalien müssen stimmen

Auch auf Kleinigkeiten sollten die Bewerber bei einem Anschreiben achten, rät Storck. So müssen Anschreiben und Lebenslauf die Kontaktdaten des Kandidaten erhalten. Überdies sollte die Schriftart von Anschreiben und Lebenslauf identisch sein, um einen einheitlichen Eindruck zu vermitteln.

Geradezu ein Tabu stellen offensichtliche Rechtschreibfehler dar. „Mit all den Rechtschreibprüfungsprogrammen gibt es heute keine Ausrede mehr für Rechtschreibfehler“, betont Storck. Die Erfolgschancen eines Anschreibens hängen laut der Personalexpertin jedoch maßgeblich von dem Unternehmen und dem Job ab, für den sich ein Kandidat bewirbt. Als Faustregel gelte: „Wenn Sie eine Stellenanzeige sehen, die besonders interessant ist, dann ist sie in der Regel auch für andere Leute interessant.“ Entsprechend hoch fielen die Bewerberzahlen aus.

Dagegen gebe es Jobs, für die sich über Anzeigen kaum geeignete Kandidaten fänden wie z.B. für Compliance bei Banken und Beratungen. „Wenn Sie nur zwei Bewerbungen haben, dann sehen Sie auch über den einen oder anderen Rechtschreibfehler hinweg.“

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