Bei Lebensläufen geht es zu wie beim Eiskunstlaufen: Es gib Pflicht und Kür. Neben der lückenlosen Auflistung des beruflichen Werdegangs und der Ausbildung gibt es Absätze, die nicht zwingend erforderlich sind. So kann man mit Hobbys, Interessen und sozialem Engagement Gähnen, großes Interesse oder sogar Ablehnung ernten. Hier zeigen wir Ihnen, wie Sie mit der Kür in Lebenslauf und Vorstellungsgespräch punkten.
Hobbies oder Interessen
„Ich würde in einem Lebenslauf niemals von Hobbys schreiben“, warnt Headhunter Marcus Michel von der Contagi Personalberatung in Frankfurt als erstes. Das höre sich zu banal an. Stattdessen empfiehlt er die Interessen aufzulisten. „Die Beschäftigung mit der Zeitgeschichte würde ich z.B. nie als Hobby, sondern als Interesse bezeichnen, das klingt intellektueller.“ Auch soziales Engagement lasse sich unter Interessen, aber kaum unter Hobbys aufführen.
In Bewerbungsverfahren dienten die Interessen oftmals als „Türöffner“, erzählt Michel weiter. Er spreche Kandidaten am Beginn eines Gesprächs gern auf ihre Interessen an, um das Eis zu brechen. „Ich benutze die Interessen als entspannten Einstieg. Auf diese Weise kommt man leicht ins Gespräch. Wenn ich beispielsweise Golf lese, dann frage ich nach dem Handicap.“ Mit gemeinsamen Interessen würden überdies erste Verbindungen zwischen den Gesprächsteilnehmern geknüpft. Generell lasse sich aus Interessen auf Softskills wie Sozialkompetenz, Teamfähigkeit, Führungskompetenz und Allgemeinbildung schließen.
Nur das Außergewöhnliche zählt
„Ich höre regelmäßig den Ratschlag: Du musst eine Sportart und möglichst eine Mannschaftssportart aufführen, weil man daraus auf Ausdauer und Teamfähigkeit schliessen kann“, erzählt Headhunterin Mirja Linke von DEININGER CONSULTING in Frankfurt. Über Allerweltsklassiker wie Lesen, Reisen und Fitness würden HR-Mitarbeitern meistens hinweglesen. Linke rät, sich dagegen auf außergewöhnliche Hobbys zu konzentrieren. „Wenn Sie etwas zu erzählen haben, dann sollten sie das auch aufnehmen“, rät Linke. Denn mit einer außergewöhnlichen Geschichte bleiben Bewerber den Gesprächsteilnehmern in Erinnerung.
Auch Michel empfiehlt Hobbys aufzunehmen, bei denen man eine Geschichte erzählen kann. „Wenn ein Kandidat z.B. eine Damen-Wasserball-Mannschaft trainiert, dann frage ich schon, wie er dazu gekommen ist.“
Mit Leistungen glänzen
Laut Headhunter Rolf Behrens von Banking Consult in Frankfurt könne man bei Hobbys vor allem mit nachweislichen Leistungen punkten. Falls ein Bewerber einen Leistungssport betreibe und dort deutscher Jugendmeister geworden sei, dann gehöre das auf jeden Fall in den Lebenslauf. Denn dies spreche für Disziplin, Leistungsbereitschaft und ggf. Teamfähigkeit. „Auch wenn Sie sich als Jugendtrainer im Fußball engagieren, würde ich das aufnehmen“, ergänzt Behrens. Ähnliches gelte z.B. wenn man sich musikalisch betätige oder Bücher veröffentlicht habe. „Immer wenn man bei seinen privaten Beschäftigungen Erfolge vorweisen kann, kommt das gut an“, betont Behrens.
Schummeln bei den Hobbys geht nach hinten los
Auch bei der Angabe von Hobbys gilt es, Vorsicht walten zu lassen. „Wenn Sie Lesen als Hobby anführen, dann müssen Sie sich auf die Frage einstellen, was Sie gerade lesen oder welche Art von Literatur sie interessiert“, warnt Linke. „Falls dann nichts kommt, ist das peinlich.“ Generell sollten Bewerber bei den Hobbys – ebenso wie beim Rest der Bewerbung – bei der Wahrheit bleiben.
Manchmal stellen Hobbys sogar ein Karrierehindernis dar
Die Wirkung der Hobbies auf potenzielle Leser lasse sich nicht immer vorhersagen, erzählt Linke. Falls Sie beispielsweise passionierter Jäger sind und auf überzeugte Tierschützer oder gar Veganer treffen, dann könne das sogar ein Ausschlusskriterium darstellen. Dennoch hält es Linke auch in diesem Fall für korrekt, das Hobby zu nennen. „Wenn Sie Jäger sind und das ihnen wichtig ist, wollen Sie dann bei jemanden arbeiten, der die Jagd ablehnt?“, fragt Linke.
Die Headhunterin hat es sogar schon einmal miterlebt, dass ein Marathonläufer von einem Arbeitgeber wegen seines Hobbys abgelehnt wurde. Der Kunde habe befürchtet, dass der Kandidat bei einem so anspruchsvollen Hobby an den Wochenenden nur trainiere und mit seinem Kopf woanders sei. „Sie können eben alles eine andere Richtung geben“, kommentiert Linke.
Michel wiederum rät von der Erwähnung seines favorisierten Fußballvereins bei der Bewerbung ab. „Wenn jemand Borussia Dortmund-Fan ist und auf einen eingefleischten Vfl Bochum-Fan treffe, dann kann das böse enden“, weiß Michel. „Und am FC Bayern scheiden sich ohnehin die Geister.“
Wählen Sie Ihre Hobbies nicht aus Karrieresicht
Kopfschüttelnd beobachtet Linke wiederum, dass vor allem junge Leute Hobbys wie Ultramarathons oder Golf gezielt auswählen, um daraus in ihrer Karriere Vorteile herauszuschlagen „Es geht nur um die Frage, wie sieht das im Lebenslauf aus“, kritisiert Linke. „Aber es muss doch darum gehen, was macht einen glücklich und wobei fühlt man sich wohl. Es geht um Authentizität.“
““