Mit dem Rotstift weiß der neue Deutsche Bank-Chef Christian Sewing umzugehen. Allein im dritten Quartal sind ihm 1450 Jobs zum Opfer gefallen. Da stellt es nur einen schwachen Trost dar, dass der Konzern zumindest 750 Absolventen eingestellt hat. Bis zum Jahresende soll sich das Minus sogar auf 4500 Stellen summieren, worin allerdings 1400 auf den geplanten Verkauf des polnischen Geschäfts entfallen.
Unterdessen wandert Sewings Rotstift langsam vom Front ins Back Office. So entfielen von den im dritten Quartal gestrichenen 450 Stellen im Corporate and Investment Banking lediglich gut 100 auf das Front Office. Sewing erklärte damit die Restrukturierung im Front Office für weitgehend abgeschlossen. Fortan werden also vor allem nachgelagerte Tätigkeiten betroffen sein. Immerhin will der Konzern seine Beschäftigung bis Ende 2019 auf unter 90.000 Mitarbeiter drücken. Angesichts der derzeit noch etwa 94.700 Beschäftigten muss Sewing also seinen Rotstift noch das ein oder andere Mal nachspitzen. Weiter fielen im dritten Quartal etwa 180 Stellen im Filialgeschäft, 45 im Asset Management und 40 in anderen Bereichen weg.
Trotz des Stellenabbaus verringerten sich die Kosten im dritten Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum um gerade einmal 1 Prozent auf knapp 5,5 Mrd. Euro. Allerdings scheinen hierin auch Teile der Restrukturierungskosten wie Abfindungszahlungen und der Boni für das laufende Jahr enthalten zu sein, so dass der Spareffekt tatsächlich größer ausgefallen ist.
2018 hatte die Bank im vierten Quartal noch hohe Bonuszahlungen für das Gesamtjahr verbuchen müssen, weshalb der vorherige Konzernchef John Cryan das Kostenziel von maximal 23 Mrd. Euro verfehlte. „Die Bank hat eine Geschichte von negativen Überraschungen im vierten Quartal hinter sich. Das wird es dieses Jahr nicht geben,“ sagte Sewing gegenüber Analysten. Im kommenden Jahr sollen die Kosten weiter auf unter 22 Mrd. Euro fallen. Anschließend werde man aber den Fokus von den absoluten Kosten auf die Aufwands-Ertragsquote verlagern, sagte Finanzchef James von Moltke. Das eigentliche Kostenziel für nach 2019 von dann 21 Mrd. Euro scheint damit nicht länger in Marmor gemeißelt zu sein. Dennoch betonten Sewing und von Moltke, den Sparkurs auch nach 2019 fortsetzen zu wollen.
Erträge fallen in allen Sparten
Während die Deutsche Bank beim Einsatz des Rotstifts voranzukommen scheint, sieht es auf der Ertragsseite düster aus – und zwar in nahezu allen Geschäftsbereichen. Sowohl in Sales and Trading von festverzinslichen Wertpapieren und Devisen (FIC) als auch in dem von Aktien (Equities) ging es gegenüber dem Vorjahresquartal um jeweils 15 Prozent auf 1,3 Mrd. bzw. 466 Mio. Euro bergab. Selbst in der eigentlichen Vorzeigesparte des Global Transaction Bankings musste die Bank ein Ertragsminus von 5 Prozent auf 912 Mio. Euro verkraften. Lediglich die Investment Banking Division hielt sich mit einem Minus von 1 Prozent auf 468 Mio. Euro einigermaßen stabil. Insgesamt generierte das Corporate and Investment Banking mit gut 3 Mrd. Euro 13 Prozent weniger als im Vorjahresquartal.
Im Filialgeschäft (Private & Commercial Banking) lief es nur wenig besser. Insgesamt sanken hier die Erträge um nur 3 Prozent auf gut 2,5 Mrd. Euro, wobei das deutsche Filialgeschäft um 4 Prozent auf knapp 1,7 Mrd. und das Wealth Management um 3 Prozent auf 417 Mio. Euro purzelten. Im Asset Management musste die Deutsche Bank ebenfalls ein Minus von 10 Prozent auf 567 Mio. Euro verkraften. Darüber hinaus verzeichnete die Sparte einen Abfluss von netto 3 Mrd. Euro.
Aufwands-Ertragsquoten verschlechtern sich weiter
Das ganze Ausmaß des Dilemmas zeigt sich an der Entwicklung der Aufwands-Ertragsquoten. So musste der Konzern für jeden Euro Ertrag im dritten Quartal 90,3 Cent ausgeben, was nicht nur viel zu hoch liegt, sondern auch noch deutlich mehr als im Vorjahr mit 83,5 Cent oder Prozent ist. Im Corporate and Investment Banking verschlechterte sich die Quote von 85,4 auf 94,8 Prozent, im Filialgeschäft von 83,1 auf 87,8 Prozent und im Asset Management von 68,7 auf 69,4 Prozent.
Unter allen Sparten liegt also lediglich das Asset Management mit unter 70 Prozent im grünen Bereich. Solange es Sewing nicht gelingt, die Aufwands-Ertragsquote vor allem im Corporate and Investment Banking deutlich zu verringern, wird der Turnaround ausbleiben. Da hilft es auch wenig, wenn der Konzern 2018 erstmals seit 2014 wieder schwarze Zahlen schreibt, wie Sewing beim Analystencall bekräftigte.
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