Jetzt ist die Bank of America am Zuge. Nach Medienberichten wird die US-Bank rund 400 Jobs nach Paris verlagern, wovon etwa die Hälfte auf das Front Office entfallen. Wie eFinancialCareers bereits berichtet hat, wurden den betroffenen Mitarbeiter Zeit bis zum 11. Januar eingeräumt, um ihre neuen Arbeitsverträge zu unterzeichnen (oder auch nicht). Anschließend ist der Umzug eigentlich unvermeidlich.
Viele Betroffene in der Londoner City – gleich ob bei der Bank of America oder anderswo – sind nicht von der Aussicht erpicht, nach Kontinentaleuropa umgepflanzt zu werden. Mithin berichten Londoner Fachanwälte für Arbeitsrecht von einer kontinuierlichen Nachfrage von unzufriedenen Bankern, die den Umzug gerne vermeiden würden. Leider können sie kaum etwas unternehmen – außer die Chance zu ergreifen, die Europa bietet.
Denn nach den Ergebnissen unserer jüngsten Umfrage zur Lebenszufriedenheit sollten Londoner schleunigst nach Paris, Frankfurt oder Madrid gehen. Nach der Auswertung von 1650 Teilnehmern weltweit zählen die Finanzprofis in Kontinentaleuropa zu den zufriedensten. Europäische Finanzprofis sind mit ihrem Arbeitsleben um 20 Prozentpunkte zufriedener als der weltweite Durchschnitt und mit ihrem Privatleben um 6 Prozentpunkte.
Doch worin besteht der Grund für diesen Vorsprung? Ein Vorteil scheint in den Arbeitszeiten zu bestehen. So fallen die Ergebnisse zur Work-Life-Balance und der allgemeinen Zufriedenheit in den kontinentaleuropäischen Finanzzentren überdurchschnittlich aus. „Die Work-Life-Balance ist in Kontinentaleuropa im Vergleich zu angelsächsischen Ländern großartig“, erzählt ein Credit Sales-Spezialist mit Ende 30, der seine Zufriedenheit mit acht von zehn angibt. „Dadurch habe ich genügend Freizeit für Urlaub und meine Hobbies.“ Laut einem Analysten für festverzinsliche Wertpapiere Ende 20 erlaube ihm sein Job, nach der Arbeit regelmäßig Sport zu betreiben oder einen trinken zu gehen. Ein Experte für Aktienemissionen Ende 40 findet genügend Zeit für seine Familie und sieben Stunden Sport pro Woche.
Während 47 Prozent der kontinentaleuropäischen Umfrageteilnehmer angaben, genügend Zeit für ihr Privatleben zu haben, waren es in London nur 35 Prozent. Ein Private Equity-Mitarbeiter mit Ende 20 gab an, dass ihm weder für Familie und Freunde noch für sich selbst irgendwelche Zeit bleibe. Ein Londoner Aktienanalyst im ähnlichen Alter gab an, zu müde zu sein, um noch außerhaus zu essen, ins Fitnessstudio zu gehen oder innerhalb der Woche Freunde zu treffen. „Die Arbeit ist das Leben“, kommentiert ein Londoner Risikomanager, der schon zufrieden wäre, wenn er zu normalen Zeiten essen könnte. Die Londoner Banker klagten wesentlich häufiger über Erschöpfung und mangelnde soziale Kontakte als ihre kontinentaleuropäischen Kollegen.
Leider bringt die Arbeit in Paris oder Frankfurt auch Schattenseiten mit sich. Einige Teilnehmer beklagten sich über den dünnen Dealflow hier, was die Karriereentwicklung in M&A und der Investment Banking Division erschwere. Andere kritisierten die Bürokratie. Ein Finanzprofi Ende 20 aus Polen beschwerte sich über seine mangelnden Karrierechancen an dem Offshore-Standort. Die Londoner wollten jede Kleinigkeit kontrollieren.