Die „Bild am Sonntag“ (BamS) hat den Chef von Goldman Sachs-Deutschland Alexander Dibelius mit den Fingern in der Keksdose erwischt. Dibelius soll den Kauf einer Luxusimmobilie im noblen Londoner Stadtteil Belgravia steuersparend über Briefkastenfirmen auf den Britischen Jungferninseln abgewickelt haben. Gegenüber der BamS bestätigte Dibelius unterdessen die Existenz der Briefkastenfirmen. „Ich habe nicht versucht, etwas zu verschleiern“, sagte der Investmentbanker.
Auf diese Weise wurde der Kauf der Immobilie im Wert von seinerzeit umgerechnet 4,2 Mio. Euro rechtlich in der Karibik getätigt, womit Dibelius um britische Steuern in Höhe von 1,4 Mio. Euro herumgekommen sei. Laut der Zeitung habe das Anwesen nach Umbauarbeiten mittlerweile einen Wert von mehr als 17 Mio. Euro. Denn aus der horrenden Immobilienblase wurde während der Finanzkrise nur ein wenig Luft abgelassen. Derzeit erklimmen die Immobilienpreise in London von Monat zu Monat immer neue Rekordwerte.
Obgleich legal, könnte Dibelius in Deutschland eine Ordnungswidrigkeit begangen haben. Denn hierzulande muss ein Steuerpflichtiger angeben, wenn er an einer ausländischen Gesellschaft mehr als 25 Prozent hält. Dies habe Dibelius wohl versäumt und müsse womöglich eine Geldbuße zahlen. Falls die Gesellschaften Zinserträge generierten, könne sich der Goldman Sachs-Chef sogar einer leichtfertigen Steuerhinterziehungen schuldig gemacht haben, wie die BamS ein von ihr bestelltes Gutachten zitiert. Laut Dibelius hätten die beiden Gesellschaften Soprano und Jadana jedoch „kein zu versteuerndes Einkommen“.
Dibelius betonte unterdessen, er „führe private Transaktionen selbstverständlich aus versteuertem Einkommen oder Krediten durch.“ Und er komme seinen Steuerpflichten in Deutschland vollständig nach.
Darüber hinaus könnte Dibelius mit seinem Geschäft die hausinternen Compliance-Richtlinien von Goldman Sachs verletzt haben. Denn in dem Gesellschaftervertrag seiner privaten Firmen habe Dibelius die Adresse von Goldman Sachs im noblen Frankfurter Messeturm angegeben. „Ich nutze die Frankfurter Büroadresse als Postadresse, weil ich dort am besten erreichbar bin. Gleiches gilt für die E-Mailadresse“, sagte Dibelius. Noch enger dürfte es für Dibelius werden, falls er für private Zwecke Goldman Sachs-Personal genutzt habe.
Der Fall ist umso pikanter, als Dibelius sich in der Vergangenheit als Saubermann der Investmentbanking-Branche präsentierte. Dem „Manager Magazin“ hatte Dibelius sogar einmal gesagt: „Man darf nicht alles tun, auch wenn es im Rahmen der Gesetze erlaubt ist.“
Ist alles erlaubt, was legal ist?
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