Nichts ist schneller überholt als politische Nachrichten. Erst gestern haben bürgerliche Politiker den ehemaligen Risikochef der Deutschen Bank Hugo Bänziger als kommenden Chef der Schweizer Finanzaufsicht Finma ins Spiel gebracht. Heute schafft der 58jährige indes ganz andere Realitäten: Ab dem 1. April wird Bänziger als geschäftsführender Teilhaber bei der Genfer Privatbank Lombard Odier einsteigen. Mit rund 2000 Mitarbeitern verwaltet das 1796 gegründete Institut Kundenvermögen über 174 Mrd. Franken.
„Im Zuge des Ausbaus unseres Privatkundengeschäfts, des institutionellen Bereichs sowie des Bankeninfrastrukturgeschäfts ist das umfangreiche Know-how von Hugo Bänziger, speziell in den Bereichen Finanzen und Risikomanagement, ein wesentlicher Vorteil für unser internationales Geschäft“, sagte Haupteigentümer Patrick Odier. „Diese Ernennung unterstreicht die Attraktivität unseres Geschäfts für Spitzenkräfte.“
Mit dem Einstieg als geschäftsführender Teilhaber bei Lombard Odier hat Bänziger zweifellos die finanziell lukrativere Alternative gewählt. So musste sich der scheidende Finma-Chef Patrick Raaflaub in 2012 mit einer Gesamtvergütung von nur 543.000 Franken begnügen. Als Risikochef der Deutschen Bank hatte Bänziger indes Millionengehälter eingestrichen – in Euro selbstverständlich.
Bänziger selbst zeigt sich optimistisch: „Das Geschäftsmodell stimmt voll und ganz mit meiner Überzeugung überein, wie das Bankgeschäft geführt werden sollte. Ich freue mich auf meine Arbeit im nachhaltigen und erfolgreichen Vermögensverwaltungsgeschäft.“
Bei dem Kampf um die Nachfolge des damaligen Deutsche Bank-Chefs Josef Ackermann hatte Bänziger gegenüber dem Duo Anshu Jain und Jürgen Fitschen den Kürzeren gezogen. Derzeit ist Bänziger Professor an der University of Chicago Booth School of Business.
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