Die Zeiten für Banker sind zweifellos härter geworden: Niemand stört sich mehr daran, ob Sie schon einmal Ihren Job verloren haben – denn das ist alltäglich. Und solange Sie irgendwo anders unterkommen können, hat dies auf Ihr persönliches Leben und Ihre Karriere oftmals kaum Auswirkungen. Dagegen heißt das neue Modewort: „Employability“. Als nicht einstellbar zu gelten, bedroht nicht nur Ihre Karriere, sondern auch Ihre finanzielle Zukunft und weist oftmals den Weg in die Langzeitarbeitslosigkeit. Dabei erhält niemand die Etikette „unemployable“ über Nacht. Vielmehr handelt es sich um ein schleichendes Problem.
1. Sie bewerben sich um hunderte Jobs, für die Sie ungeeignet sind
„Jedes Wochenende erhalte ich zwei- oder dreihundert Lebensläufe“, klagt etwa ein Londoner Financial Services-Headhunter. „Davon kann ich gerade einmal vier oder fünf gebrauchen. Viele Leute verschwenden einfach ihre Zeit damit, sich auf Jobs zu bewerben, auf die sie überhaupt nicht passen.“
Darüber hinaus birgt die massenhafte Versendung von Lebensläufen eine besondere Gefahr: Sie drohen auf einer schwarzen Liste zu geraten. „Ich kann meinen Computer anschalten und 15 Bewerbungen auf verschiedene Jobs von derselben Person finden“, ergänzt der Headhunter. „In einem solchen Fall ignoriere ich sie alle.“
2. Kunden ignorieren Ihre Anrufe
„Ein wirkliches Problem besteht darin, wenn Kunden nicht mehr auf Ihre Anrufe und E-Mails reagieren“, erzählt ein Aktienanalyst. „Dabei handelt es sich immer um ein schlechtes Zeichen.“
Gleich ob Sie Arbeit haben oder nicht, Sie müssen den Kontakt zu Ihren Kunden aufrechterhalten – besonders wenn Sie in Sales arbeiten. „Bleiben Sie an Ihren Kunden dran“, rät auch Headhunter Oliver Rolfe. „Wenn Sie ein Sales-Mitarbeiter sind und mit Ihren Kunden in Kontakt stehen, dann können Sie zwei Jahre arbeitslos sein und dennoch wieder einsteigen.“
3. Wenn Sie nur auf Ihre Wünsche und nicht auf die der Arbeitgeber achten
Laut einem langjährigen Karriereberater, der lieber anonym bleiben möchte, handelt es sich dabei um ein besonders schwerwiegendes Problem: „Die Leute erzählen einem, was sie alles wollen, aber sie verschwenden keinen Gedanken daran, was Arbeitgeber wollen. Sie müssen sich als jemand verkaufen, der eine Lösung darstellt und nicht Ihre Wünsche in den Vordergrund schieben.“
4. Sie stellen zu viele geschlossene Fragen
Durch Pessimismus schaden sich viele Arbeitssuchende selbst. Dies zeigt sich oftmals am Stellen von geschlossenen Fragen wie etwa: „Ich gehe davon aus, dass bei Ihnen demnächst KEINE Stelle zu vergeben ist?“ oder „Ist bei Ihnen irgendetwas absehbar?“
„Sie müssen optimistisch und energisch klingen“, rät der Karriereberater. „Sie sollten keine negativen Fragen stellen, die Sie als Bittsteller abstempeln.“
5. Sie beklagen sich ständig
Nachdem Sie Ihren Job verloren haben, machen Sie immer eine Zeit durch, in der Sie die Schuld anderen Leuten oder den Umständen zuschieben. Das ist nur ganz normal. Dennoch besteht die Gefahr, dass Sie in dieser Phase stecken bleiben. Doch niemand wird Sie einstellen, wenn Sie negativ über Ihren früheren Arbeitgeber oder Vorgesetzten sprechen. „Die Kunst besteht darin, die Dauer und Schwere dieser Phase der Niedergeschlagenheit zu verringern, ohne Schönfärberei zu betreiben“, sagt der Karrierecoach. „Sie sollten nicht besessen davon sein, was schiefgelaufen ist.“
6. Sie finden sich nicht mit den neuen Vergütungsrealitäten ab
Schon im vergangenen Jahr hat die renommierte Bankenanalystin Meredith Whitney darauf hingewiesen, dass sich Banker auf neue Vergütungsrealitäten einstellen müssen. Auch nach dem Bankenanalysten Dirk Hoffman Becking von der französischen Großbank Société Générale muss das Vergütungsniveau bei Banken um weitere 35 Prozent fallen.
Doch Hoffman Beckings Prognosen scheinen vielleicht ein wenig übertrieben. Erst kürzlich hat das Recruitmentunternehmen Morgan McKinley ermittelt, dass die meisten Kandidaten bei einem Wechsel eine Gehaltserhöhung von 17 Prozent erzielen. Doch wenn Sie arbeitslos sind oder einen neuen Job bei einem begehrten Arbeitgeber antreten wollen, dann müssen Sie sich auf Kompromisse bei der Vergütung einstellen.
7. Sie hängen in einem Job fest, der Ihnen missfällt und schlecht bezahlt ist
In der Vergangenheit hat so mancher Banker alle zwei Jahre den Job gewechselt, um mehr Geld herauszuschlagen. Dabei handelte es sich noch nie um eine kluge Strategie. Heute kommt das Jobhopping immer seltener vor. Dies bedeutet jedoch nicht, dass Sie bedingungslos in jeder Stelle ausharren sollten. „Falls es vorangeht, Sie glücklich sind und anständig bezahlt werden, dann sollten Sie bleiben“, rät Rolfe. „Aber wenn nichts davon zutrifft, dann versauern Sie nur.“
8. Sie sind quasi unsichtbar
Wann haben Sie Ihren letzten Anruf von einem Headhunter erhalten? Wann hat jemand zuletzt Ihr Profil auf LinkedIn oder Xing besucht? Wann haben Sie das letzte Mal bei einer Konferenz gesprochen oder an einem Networking-Event teilgenommen? Falls Sie sämtliche Fragen abschlägig beantworten müssen, dann sind Sie für Arbeitgeber und Recruiter schlechterdings unsichtbar.
9. Sie verdrängen die Realitäten
Nur weil Sie unter Stress stehen und ständig beschäftigt sind, steigen Ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt noch längst nicht. So beobachtet auch der Karrierecoach, dass sich viele Leute vormachen, auf dem richtigen Weg zu sein, während sie eigentlich nur Zeit verschwenden. „Es gibt nichts Schlimmeres als zuhause zu sitzen, die Stellenportale zu durchsuchen und auf Anrufe zu warten“, erzählt der Coach. „Sie müssen sich selbst verkaufen, ansonsten verschwenden Sie nur Ihre Zeit mit Tätigkeiten, die Sie nirgendwohin führen.“
Laut dem Psychologen Oliver James versuchen viele Leute nach einem Arbeitsplatzverlust oder einer anderen einschneidenden Lebenserfahrung die Kontrolle zurückzugewinnen, indem sie sich geradezu obsessiv mit den Kleinigkeiten ihres Lebens beschäftigen wie z.B. Diäten oder Fitnesstraining. Dies mag Sie beschäftigen, aber es bringt Sie einem Job kaum näher.
10. Sie sind völlig desorientiert
Das Schlimmste, was Ihnen laut James nach einem Jobverlust passieren kann, ist die Orientierung zu verlieren. „Es gibt eine Reihe von Leuten, die bis zum Mittag schlafen, depressiv werden oder mit Alkohol- und Drogenmissbrauch reagieren“, ergänzt James. „Dabei handelt es sich um die Menschen, die am meisten Gefahr laufen, uneinstellbar zu werden.“
Am ehesten einen neuen Job fänden hingegen Menschen, die optimistisch bleiben und den Arbeitsplatzverlust als eine Chance erkennen. Laut James gäbe es dafür auch gute Gründe. „Es gibt eigentlich keinen wirklichen Grund, keine Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu sehen, besonders wenn Sie einige Zeit lang ein einigermaßen erfolgreicher Banker waren.“
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