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Bankendämmerung: Bain & Company prophezeit Untergang von 126.000 Jobs allein in Deutschland

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Waren die Umstrukturierungen der deutschen Bank seit der Finanzkrise für die Katz? Diesen Eindruck vermittelt die neue Studie der Strategieberatung Bain & Company zum Branchenzustand. Demnach lag die Eigenkapitalrendite der annähernd 2000 Institute in Deutschland in den vergangenen Jahren bei winzigen 1,6 Prozent. Damit sind weite Teile der Branche nicht in der Lage die Eigenkapitalkosten von 8 bis 10 Prozent zu generieren. Mit anderen Worten: Die Eigentümer der Banken subventionieren das Bankgeschäft.

Damit stehen die Banken auch im Jahr fünf nach der Finanzkrise vor gewaltigen Herausforderungen. „Das Ausmaß des Strukturwandels ist mit dem Umbruch in der Stahlindustrie im vergangenen Jahrhundert vergleichbar“, sagt der Co-Autor der Studie und Bain-Deutschlandchef Walter Sinn. Hier die wichtigsten Schlussfolgerungen:

Nur 6 Prozent der Banken erwirtschaften ihre Eigenkapitalkosten

Bain & Company rechnet vor, dass lediglich 6 Prozent sämtlicher Banken in Deutschland in der Lage sind ihre Eigenkapitalkosten zu generieren. Dabei hält die Studie einige Überraschungen bereit: So sind die neun Automobilbanken mit einer Eigenkapitalrendite von 7,8 Prozent am renditestärksten. Den zweiten Platz sichern sich die 24 Spezialfinanzierer mit einer Rendite von 7 Prozent. Auch die Genossen können sich sehen lassen. DZ Bank und WGZ Bank schaffen es auf eine Eigenkapitalrendite von immerhin noch 6,2 Prozent. Weit entfernt von einer erträglichen Eigenkapitalrendite sind indes die vier Großbanken, die es durchschnittlich nur auf 3,4 Prozent bringen oder die Landesbanken mit mageren 2,4 Prozent.

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Gehälter zu hoch für die Eigenkapitalrendite?

Die Autoren der Studie drücken sich um die Frage, ob die gegenüber der Realwirtschaft hohen Vergütungen im Banking überhaupt noch zeitgemäß sind. Die Antwort liegt dennoch auf der Hand. So meint Sinn: „Das Bankgeschäft wird zu einer ganz normalen Industrie – mit  geringeren Renditen und weniger Risiken. Zweistellige Eigenkapitalrenditen nach Steuern werden die Ausnahme sein.“ Nach der anstehenden „Normalisierung“ dürfte der bestehende Gehaltsaufschlag gegenüber anderen Branchen kaum noch gerechtfertigt sein.

In die gleiche Richtung deutet Bains Empfehlung, weitere Arbeitsplätze an in Bezug auf die Lohnkosten günstigere Standorte umzusiedeln. So verlagert etwa die Deutsche Bank Arbeitsplätze von Frankfurt nach Berlin und von London nach Birmingham – andere dürften folgen.

Kostenersparnis um 30 Prozent bedroht 126.000 Stellen

Als Ausweg aus der Renditekrise hält Bain & Company einen Kostenabbau von bis zu 30 Prozent erforderlich. Dabei geht es immerhin um jährliche Einsparungen von 25 Mrd. Euro. Da Banken einen Großteil ihres Betriebsaufwands für die Mitarbeiter ausgeben, bedeutet dies nichts Geringeres als einen Kahlschlag beim Personal. Laut Bain werden in der nächsten Zukunft dem Rotstift 25 Prozent der noch rund 630.000 Arbeitsplätze zum Opfer fallen. Damit sind etwa 126.000 Arbeitsplätze bedroht.

Ausdünnung des Filialnetzes geht weiter

Der Countdown im Retailgeschäft läuft. „Alle Studien zur Digitalisierung zeigen, dass in der Filiale abgewickelte Transaktionen um 10 bis 15 Prozent pro Jahr zurückgehen“, schreiben die Autoren der Studie. Damit sind allein 11.000 Filialen in Deutschland überflüssig. Mithin dürften in den kommenden Jahren jede Dritte noch existierende Niederlassung geschlossen werden. Bain geht davon aus, dass es in größeren Städten „Flaghship-Filialen“ geben wird, in der sich Kunden umfassend beraten lassen können sowie „Satellitenfilialen“, die der Grundversorgung dienen. Generell dürften im Retailgeschäft nur Banker eine Zukunft haben, die tatsächlich in der Kundenberatung arbeiten.

Kahlschlag im Back Office, gute Aussichten für IT-Mitarbeiter

Um die Wertschöpfung auf Vordermann zu bringen, empfiehlt Bain Prozessoptimierung, Spezialisierung und die Hebung von Skaleneffekten. Dies bedeutet, dass sich die Banken aus Geschäftsbereichen zurückziehen müssen, in den sie nur kleine Player darstellen.

Darüber hinaus sollten sich die Banken die Produktionsoptimierung der Autoindustrie zum Vorbild nehmen. Konkret dürfte dies auf einen Abbau von Jobs im Back Office hinauslaufen, wo immer noch viele Arbeitsschritte manuell erfolgen.

Für die Automatisierung sind indes beträchtliche Investitionen erforderlich. „Viele deutsche Banken dürften dabei schnell an die Grenzen ihrer IT-Infrastruktur stoßen“, schreibt Bain. „Der Investitionsstau der vergangenen Jahre hat seine Spuren hinterlassen – in Form stark veralteter, stark fragmentierter, ständig ergänzter und an regulatorischen Anforderungen angepasster IT-Plattformen.“ Dies erfordere – sofern noch nicht erfolgt – den Umstieg auf neue Kernbankensysteme. „Alternativen dazu gibt es keine“, betont Bain. Der Bedarf an IT-Profis dürfte bei Banken also nicht allzu schnell abreißen.

Kampf gegen Meetings und E-Mail-Terror

Laut Bain verschwenden viele Banken immer noch die kostbare Zeit ihrer Fach- und Führungskräfte. So erhielten Manager durchschnittlich 30.000 E-Mails im Jahr – was in Einzelfällen sogar auf 100.000 in die Höhe schnelle. Weiter würden sie 15 Prozent ihrer Arbeitszeit in Meetings verbringen, „die häufig aus reiner Gewohnheit stattfinden oder in denen Linienverantwortung, in den Arbeitskreisen oder anderen Gremien kollektiviert wird.“ Auch hier mahnt Bain zu einer konsequenten Kostenkontrolle.

Keine Entwarnung an der Zinsfront

Nach den Erkenntnissen von Bain werden die guten alten Zeiten hoher Zinsüberschüsse nicht allzu schnell zurückkehren. Denn anders als gemeinhin angenommen fallen die Zinsen nicht erst seit der Finanzkrise ins Bodenlose. Vielmehr handle es sich um einen säkularen Trend im Zuge der Globalisierung. So seien sowohl die Zinsspanne als auch die Umlaufrendite seit den frühen 70er Jahren (!) rückläufig.

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Weiterhin beträchtlicher Bedarf an Talenten

Trotz des Kahlschlags beim Personal wird die Branche laut Bain auch weiterhin großen Bedarf an Fach- und Führungskräften aufweisen, „die sich in einem anspruchsvollen und hochkomplexen Umfeld zurechtfinden und ihr Institut kontinuierlich weiterentwickeln.“ Auch der hohe Altersdurchschnitt vieler Banken sowie das in Folge der Finanzkrise stark ramponierte Arbeitgeberimage zwängen die Banken zu einem verbesserten Talentmanagement. Es gibt also doch noch Hoffnung.


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