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INTERVIEW: Wieso ich eine Karriere bei UBS und Goldman Sachs für eine Stelle bei einem IT-Unternehmen aufgegeben habe

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Josh Schubkegel war bei der UBS Global head of equities technology. Später arbeitete er in der IT von Goldman Sachs, bis er im Juli 2013 zum Finanz-IT-Unternehmen REDI Technologies wechselte. In einem Interview verrät Schubkegel, wie die Zukunft der Finanz-IT aussehen wird und was IT-Fachkräfte bei Finanzdienstleistern für eine erfolgreiche Karriere benötigen.

Bevor Sie bei REDI anfingen, haben Sie breite Berufserfahrung in Fintech gesammelt – bei Banken, Hedgefonds und IT-Unternehmen. Worin besteht der Hauptunterschied zwischen diesen Unternehmen?

Jedes Unternehmen hat seinen ganz eigenen Managementansatz. Doch allgemein gesprochen besteht der größte Unterschied in dem, was das Unternehmen als seine Kernkompetenz und seinen Wettbewerbsvorteil versteht und wie es als Folge davon sein Geschäft betreibt. Für uns geht es bei REDI um Technologie und im heutigen Umfeld handelt es sich um eine gute Nische. Die regulatorischen und IT-Kosten haben in den zurückliegenden Jahren dramatisch zugenommen und gleichzeitig sind auch die Eigenkapitalanforderungen gestiegen. Als Folge davon sind viele Banken heute nicht willens und fähig, die Ressourcen für riskante Entwicklungsprojekte zur Verfügung zu stellen, wie sie erstklassige IT-Spezialisten begeistern. Stattdessen lagern sie sie aus, weshalb wir auch eine Migration von IT-Talenten von traditionellen Finanzdienstleistern wie Banken, Brokern und Börsen zu Fintech beobachten. Ich erzähle den Kandidaten, dass einer der größten Vorzüge im Niveau des IT-Unternehmertums und ihrem Einfluss besteht, der bei einem Unternehmen wie REDI um ein Vielfaches höher ausfällt als bei Banken oder Hedgefonds.

Sie haben zwischen 2002 und 2012 neun Jahre als Global head of equities technology bei der UBS verbracht. Dabei muss es sich um eine ziemlich interessante Zeit gehandelt haben. Worin bestand Ihre größte Herausforderung bei der zunehmenden Automatisierung des Aktienhandels? Und was kann der Handel mit festverzinslichen Produkten davon lernen?

Die Zeit, die ich bei der UBS verbrachte, war sehr aufregend. Ich hatte das Glück, mit einem sehr hochkarätigen Team zusammenzuarbeiten. Anfangs haben wir wie ein Startup innerhalb eines größeren Unternehmens funktioniert – abgeschottet von einer Menge Bürokratie und Ablenkungen. Während meiner Zeit dort gab es eine Reihe von erschütternden Veränderungen im Aktienumfeld, einschließlich Reg ATS, Reg NMS und die Dezimalisierung, die zu einer erstaunlichen Steigerung der Handelsvorgänge führte. Das erforderte die Entwicklung automatischer Abwicklungstechnologien für die Buy-side wie Algorithmen und Smart Routers oder von EMS- und OMS-Plattformen, um den Handel zu managen. Gleichzeitig haben die regulatorischen Veränderungen dazu beigetragen, dass das Market Making digitalisiert wurde, was weitere IT-Verfeinerungen der Ausführungs- und Analysefähigkeiten auf der Buy-side erforderlich machte, um diese neue Art von Abläufen zu bewältigen. Ich denke, es gibt bereits ein ganz ähnliches Muster im Fixed Income-Geschäft, wo die Märkte und Marktteilnehmer bei diesen Anlageklassen das gleiche Niveau von ihren IT-Plattformen verlangen, um automatisiertere Handelsabläufe zu ermöglichen.

REDI ist eine Ausgründung von Goldman Sachs. Können Sie kurz erklären, wie das vor sich ging und wieso? Ist es heute noch möglich, eine IT-Karriere in einer Investmentbank zu verfolgen und sich dann mit einem Startup zu verselbständigen? Oder handelte es sich bei REDI um einen Sonderfall?

Es gab eine Reihe von Faktoren, sie zum Spinout von REDI führten. Alle davon hingen mit der einfachen Tatsache zusammen, dass REDI als unabhängiges Unternehmen mehr Wert für unsere Kunden, Partner und Aktionäre schaffen kann. Obgleich wir in der jüngsten Vergangenheit ähnliche Szenarien gesehen haben – wie die Entwicklung von Instinet, das Spinout von Chi-X und viele andere – denke ich, dass der wahrscheinlichste Ansatz darin besteht, dass Banken in Fintech-Startups investieren, die offene Lösungen auf den Markt bringen. Von derartigen Investitionen haben wir in den zurückliegenden Monaten einige gesehen: Symphony, Kensho, Digital Reasoning usf.

Als jemand, der am Puls der Zeit in Trading-IT ist: Welches werden die drei entscheidenden Trends in den kommenden fünf Jahren sein?

Wir alle sprechen darüber, die Cloud für verschiedene Anwendungen zu nutzen und ich denke, dass sich dies einfach fortsetzen wird. Aber ich denke auch, dass es sehr coole Modelle bei ‚Infrastructure-as-a-service‘ oder ‚Platform-as-a-service‘ (IaaS, Paas) gibt, die es ermöglichen werden, Server-Management, Rechenzentren und Internet-Connectivity loszuwerden. Ich denke, dass uns auch das Thema offene Software weiter begleiten wird, was in der Branche lange nicht der Fall gewesen ist, in der spezielle IT-Lösungen üblich waren. Wir beobachten auch, dass die Nutzer die Verbindung von stromlinienförmigen Arbeitsprozessen und einer verringerten Komplexität fordern. Dabei dürften Ansätze von außerhalb der Branche eine Rolle spielen wie offene APIs, serviceorientierte IT-Architekturen und Micro-Services, worin wir bei REDI viel investieren. Ich erwarte, dass viele Finanzdienstleister in den kommenden Jahren ähnliches beginnen werden.

Welche Kompetenzen und Programmiersprachen werden IT-Profis benötigen, um von diesen Trends zu profitieren?

Bei REDI haben wir uns außerhalb der Branche nach Ideen umgeschaut, die im Finanzdienstleistungsumfeld als ungewöhnlich betrachtet werden und ich denke, dass uns das viel gebracht hat. Im vergangenen Jahr haben wir IT-Fachkräfte von Amazon, Google, MongoDB, RedHat, TravelClick, PlaceQ und anderswo angeheuert. Diese bringen besonders quantitative Ansätze für den Entwicklungsprozess mit und sie haben zu einem Kulturwandel in unserem IT-Unternehmen beigetragen. Uns geht es weniger um bestimmte Programmiersprachen oder Technologien. Diese werden sich immer fortentwickeln und wir prüfen ständig neue Technologien, die es uns erlauben, schneller mehr Produkte in höherer Qualität anzubieten. Das bedeutet, dass Themen rund um die allgemeine Automatisierung weitergehen werden. Dazu gehören auch Themen wie Support, Infrastruktur, Konfiguration und anderes mit den Augen eines Programmierers anzusehen, was historisch nicht der Fall gewesen ist. Dies schließt Technologien wie Chef, SDNs, OpenStack und DevOps ein. Auch bei JVN herrscht eine Menge Innovation mit neuen Sprachen und Technologien, die die Produktivität und Effizienz von Entwicklern steigern, ohne dabei etwas von der Performance zu opfern, wie sie Finanzdienstleister fordern.

Welche Kompetenzen und Programmiersprachen werden 2020 Geschichte sein?

Nachdem Facebook vor einigen Jahren Instagram gekauft hat, haben sie bruchlos Petabytes von Daten über Instrumente wie Chef für ihre Anwendungen genutzt und ihre Nutzer haben das überhaupt nicht bemerkt. Wir in den Finanzdienstleistungen hängen immer noch viel zu sehr von Menschen ab, die bestimmte Abläufe mit alten Systemen abarbeiten, die zusammengeflickt wurden. Doch um mit der Komplexität der heutigen Welt effizient umzugehen, müssen wir diese Arbeitsschritte von wichtigen Prozessen entfernen. Leute, die solche alten Systeme oder Prozesse mit Drähten und Klebebändern zusammenhalten, sollten aktiv versuchen, ihre Kompetenzen zu verbessern. Share on twitter Denn es sieht so aus, als ob wir uns schnell zu einem Punkt bewegen, wo neue Technologien diese Art von Jobs nachhaltig dezimieren werden.

Wo herrscht Talentmangel? Welches sind die Kompetenzen, die Unternehmen nicht finden können?

Unsere Branche ist im Laufe der Jahre offensichtlich ziemlich komplex geworden. IT-Profis müssen nicht nur Fachkenntnisse mitbringen, sondern auch ein profundes Verständnis für die Märkte. Während wir ständig Leute von außerhalb der Branche anheuern, benötigen wir auch Spezialisten mit Branchenkenntnissen und es kann schwierig werden, diese Stellen zu besetzen. Generell ist es schwierig, gute Frontend-Entwickler zu finden – Leute, die die seltene Kombination von guten Programmierkenntnissen und dem Willen und die Erfahrung zur Entwicklung nutzerfreundlicher Produkte mitbringen. Ähnlich wie Sie dies bei Kunden- und Einzelhandelsanwendungen finden. Wir hatten auch zu kämpfen, Leute für DevOps zu finden, die Erfahrungen darin besitzen, Plattformen durch eher automatisierte Instrumente zu unterstützen – im Unterschied zu dem manuellen Ansatz, dem sie überall begegnen. Dabei handelt es sich um eine Kombination von Kompetenzen, die sich leichter außerhalb unserer Branchen finden lassen. Wir haben sowohl Leute von außerhalb der Finanzdienstleistungen eingestellt als auch bestehendes Personal fortgebildet.

Worin bestehen die Ziele von REDI für die nächsten fünf Jahre? Wie wird sich die Fintech-Branche verändern?

Bei der Trading-Technologie schaut sich die Buy-side immer häufiger nicht nach einer Gesamtlösung um, sondern nach besonderen Fähigkeiten, die sie benötigen und nach einer Plattform, die diese liefern kann. Dies wird durch einige breitere IT-Trends vorangetrieben: die Migration in Richtung Cloud und die „Apps“, an die wir uns alle gewöhnt haben – um nur zwei zu nennen. Doch der größte Trend besteht m.E. im Wandel von einer produktzentrierten hin zu einer nutzerzentrierten Welt. Die Kunden verlangen immer häufiger, dass wir die Anwendungen vollständig an ihre Nutzer anpassen: vom Look-and-Feel über die Bedienungselemente bis hin zu den Fähigkeiten, die dabei verfügbar sind. Sie erwarten auch zunehmend, dass ihre EMS und OMS – oder besser ihre Trade Management Plattformen – eine ganze Bibliothek von Anwendungen von Drittanbietern bieten. In fünf oder zehn Jahren wird sich die Welt an die mobilen Technologien gewöhnt haben. Dann werden unsere Kunden erwarten, dass ihre Plattformen problemlos auf allen Endgeräten laufen – gleich ob Smartphone, Tablet-PC, Brillen oder Uhren. Wir hoffen, dies in ein paar Jahren erreicht zu haben: eine offene von Endgeräten unabhängige Plattform, auf der dutzende oder hunderte Anwendungen von Drittanbietern laufen.


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