Die Deutsche Bank hat heute für einige Aufregung gesorgt. So hat der Konzern seine alljährliche Pressekonferenz Ende Januar kurzerhand abgesagt. Vielmehr soll sie erst im zweiten Quartal bei einem Investorentag stattfinden. Die Hintergründe dürften so manchen Mitarbeiter beunruhigen. Denn das Führungsduo Anshu Jain und Jürgen Fitschen kündigte in einer internen Neujahrs-E-Mail an die Mitarbeiter Veränderungen an. „Der Vorstand arbeitet intensiv an der nächsten Phase unserer Strategie“, heißt es darin. Im zweiten Quartal sollen die Ergebnisse bei einem Investorentag der Öffentlichkeit präsentiert werden.
Zuletzt waren die Ergebnisse des Branchenriesen bescheiden ausgefallen. So generierte die Deutsche Bank in den ersten neun Monaten 2014 gerade einmal einen Konzerngewinn von 1,2 Mrd. Euro. Die Eigenkapitalrendite nach Steuern lag denn auch mit 2,8 Prozent auf einem sehr niedrigen Niveau. Umgekehrt hat der Konzern mit stattlichen Kosten zu kämpfen. Die Aufwands-Ertrags-Quote lag bis Ende September bei 85 Prozent. Der Konzern musste also für jeden Euro Gewinn 85 Cent ausgeben.
Dennoch rechnet Banken-Analyst Neil Smith vom Bankhaus Lampe in Düsseldorf mit keinem großen Befreiungsschlag. „Die Märkte erwarten einen radikalen Wechsel. Ich denke nicht, dass das eintreten wird“, sagt Smith. Ein Verkauf der Postbank sei zwar denkbar, kurzfristig jedoch nicht zu erwarten. Die Aufsichtsbehörden wollten, dass die Bank nicht zu einseitig vom Investment Banking abhänge. Vor diesen Hintergrund sei zumindest vorerst ein Festhalten an der Postbank wahrscheinlich.
Auch ein Abspaltung des Investment Bankings vom der Restbank erwartet Smith nicht. Vielmehr werde die Bank ihre Aktivitäten durchgehen und einige Details in die interne Abwicklungsplattform „Non Core-Operations Unit“ überführen. „Ich gehe davon aus, dass sich die Bank stärker auf kundenorientierte Aktivitäten konzentriert, die weniger Eigenkapital beanspruchen“, erläutert Smith. Dennoch stehe das eigenkapitalintensive Geschäft mit festverzinslichen Wertpapieren insgesamt nicht zur Disposition. „Das ist für die Erträge der Deutschen Bank einfach zu wichtig.“
Ausstieg aus US-Rates und Flow-Geschäft wahrscheinlich
Nach Einschätzung des Banken-Analysten Dirk Becker von Kepler-Cheuvreux in Frankfurt hätten sich die Hoffnungen der Deutschen Bank auf die Strategie 2015+ nicht erfüllt. Statt einer zweistelligen Eigenkapitalrendite gebe es nur eine niedrige einstellige. „Die Deutsche Bank wird jetzt dem Drängen der Investoren nachgeben und einige Bereiche des Investment Banking zurückfahren”, prognostiziert Becker. Am wahrscheinlichsten sei ein Abbau des US-Rates- und US-Flow-Geschäfts, das von hohen Eigenkapitalanforderungen und regulatorischen Vorgaben belastet werde.
Ein anderes Zeichen für die Revision sei die kürzlich angekündigte Ernennung des Finanzchefs Stefan Krause zum Leiter des Ressorts Strategie & Organisationsenticklung. Viele Beobachter hätten dies als eine Zürückstufung Krauses interpretiert. „Das ist meines Erachtens nicht richtig. Die Rolle Krauses wird in den kommenden Monaten entscheidend sein”, sagt Becker.
Laut dem Führungsduo müsse sich die Deutsche Bank auf die neue Realitäten einstellen. „Gemischte Aussichten für das Wirtschaftswachstum in Europa, niedrige Zinsen und Änderungen der regulatorischen Rahmenbedingungen gehörten zu den Faktoren, die für uns eine Herausforderung darstellen und dies voraussichtlich auch bleiben werden“, schrieben Jain und Fitschen in der Neujahrsbotschaft.