London steht im Ruf deutlich höhere Gehälter zu zahlen als etwa Frankfurt. Doch stimmt das überhaupt oder handelt es sich bloß um ein Klischee? Das Marktforschungsunternehmen High Fliers bringt jetzt ein wenig Licht ins Dunkel. Das Unternehmen hat führende Investmentbanken in der City nach der Vergütung ihrer Berufseinsteiger befragt – darunter Bank of America Merrill Lynch, Barclays, Credit Suisse, Deutsche Bank, Goldman Sachs, JP Morgan, Morgan Stanley, die Royal Bank of Scotland und die UBS. Demnach tragen Berufseinsteiger im Investmentbanking durchschnittlich etwa 45.000 Pfund (57.500 Euro) nachhause. Damit handelt es sich übrigens um die bestzahlende Branche.
Recruiter sprechen eher von 50.000 Pfund
Allerdings scheinen die Daten von High Fliers ein wenig der Zeit hinterherzuhinken. Laut Recruitern sollen die Vergütungen in 2015 eher von 45.000 auf 50.000 Pfund (57.500 auf 64.000 Euro) angestiegen sein. „Einige Banken wie Barclays haben überarbeitete Verträge mit den neuen Absolventengehältern herumgeschickt“, erzählt ein Londoner Recruiter. Die britische Großbank wollte dies nicht kommentieren, während es von anderen Recruitern bestätigt wird. Allerdings gelte die Gehaltserhöhung nur für Absolventen, die in der Investment Banking Division (IBD) anfangen.
Laut Headhunter Andy Pringle von Circle Square seien die Gehälter in London angehoben worden, um zu den steigenden Vergütungen an der Wall Street aufzuschließen. Für einen Analysten im ersten Jahr würden dort mittlerweile 85.000 Dollar (72.000 Euro) gezahlt. Die Vergütung steige im zweiten Jahr auf 90.000 Dollar (76.000 Euro) und im dritten auf 95.000 Dollar (80.400 Euro) an. Die Gehaltsanhebung werde jedoch erst im Spätsommer wirksam, wenn die neuen Analystenjahrgänge anfangen.
Neben den Grundgehältern erhalten die Absolventen in der City üblicherweise einen Antrittsbonus sowie einen Jahresbonus. Schon 2011 soll die RBS Berufseinsteigern neben einem Grundgehalt von 45.000 Pfund (57.500 Euro) einen garantierten Jahresbonus von 10.000 Pfund (12.800 Euro) und einen Antrittsbonus von 7000 Pfund (9000 Euro) gewährt haben.
Dennoch genügen heute hohe Gehälter nicht mehr, um die besten Talente zu gewinnen. Laut einem Barclays-Sprecher bemühe sich die Bank den Einsteigern „eine attraktive und interessante Karriereerfahrung mit breiten Entwicklungsmöglichkeiten“ zu bieten. So hat die Bank große Anstrengungen unternommen, um ihren Nachwuchs-Investmentbankern das Leben zu erleichtern.
Jedenfalls scheinen die Investmentbanken für Studenten wieder attraktiver zu werden. Laut High Fliers habe die Zahl der Bewerbungen binnen eines Jahres um 16 Prozent zugelegt. Im gleichen Zeitraum sei die Zahl der Einstiegstellen nur um 2,4 Prozent gewachsen. Dies bedeutet natürlich auch, dass die Chancen gesunken sind.