Es zählt zu den spannendsten Fragen, welche Kompetenzen auf einem Arbeitsmarkt wie der Schweiz besonders nachgefragt werden. Doch wie lässt sich diese Frage beantworten? Dazu haben wir untersucht, welche Anforderungen bei den Stellenanzeigen auf eFinancialCareers.ch gestellt werden und wie viele Lebensläufe in unserer Schweizer Kandidatenbank diese Kriterien erfüllen. Als Resultat ergibt sich die Zahl der Lebensläufe, die auf einen der gesuchten Begriffe kommt.
So weisen beispielsweise 20 Lebensläufe pro offener Stelle die Programmiersprache Java auf. Desto niedriger das Verhältnis ausfällt, desto gefragter ist eine Kompetenz. Allerdings ist unsere kleine Erhebung mit Vorsicht zu interpretieren, da sich Anforderungen wie Französisch, CFA und Java-Kenntnisse kaum miteinander vergleichen lassen. Daher haben wir unsere Ergebnisse mit den Erfahrungen Schweizer Personalexperten abgeglichen.
MBA oder CFA / AZEK: Was die Karriere mehr voranbringt
Bei den Qualifikationen werden vor allem CFA und MBA nachgefragt. Auf jede Stelle, für die ein CFA verlangt wird, kommen 37 Bewerber aus der Schweiz. Beim MBA sind dies 55. Auch laut Headhunter Stephan Surber von Page Executive in Zürich werde von den Finanzdienstleistungen eher der CFA oder sein Schweizer Pendant AZEK nachgefragt als ein MBA. „Für alle Investmentthemen, Research, Analyse, Investment Management und selbst Risikomanagement sind CFA und AZEK 1:1 umsetzbar und auch gefragter“, berichtet Surber. Die Fachausbildung bringe bis ins untere und mittlere Management mehr. Erst ab dem oberen Management und bei Großunternehmen spiele der MBA eine größere Rolle. Ähnliches gelte für sehr angelsächsisch geprägte Unternehmen. „Doch auch hier gilt: Ohne entsprechende Berufserfahrung helfen einem MBA, CFA oder AZEK auch nicht weiter.“
Programmiersprachen und IT-Technologien
Gemäß unserer Datenbank stehen Kenntnisse in Programmiersprachen und IT-Technologien ganz oben auf der Wunschliste der Finanzdienstleister. „Das ganze Spektrum der Programmiersprachen wird sehr stark nachgefragt“, bestätigt der auf IT spezialisierte Headhunter Mark Dowsett von Stamford Consultants in Zürich. Vor 2013 hätte die Programmiersprache Java den Finanzplatz dominiert. „2013 hat dann C# eine große Rolle gespielt und 2014 hat Java wieder aufgeholt. Jetzt ist die Nachfrage nach Java und C# ausgeglichen“, erzählt Dowsett. Java werde oft in einem Open Source-Umfeld verwendet und C# in einer Microsoft-Umgebung. Dagegen spiele die Open Source-Programmiersprache Python am Finanzplatz nur eine Nebenrolle. Aber auch hier steige die Nachfrage.
Dowsett bestätigt, dass Datenbanksprachen ebenfalls gesucht seien. Im Grunde gebe es auch hier zwei Lösungen, die auf Oracle oder Microsoft aufbauen. Die verschiedenen SQL-Lösungen und auch die Open Source-Datenbanksprache MySQL basierten aber auf einer ähnlichen Syntax und Philosophie.
Neu ist hingegen, dass die Schweizer Banken die Mobiltechnologien entdecken. „Im vergangen Jahr haben wir erstmals großes Interesse von Banken an iOS- und Android-Entwicklern registriert“, sagt Dowsett. Dabei handelt es sich um die Betriebssysteme, auf denen iPhones und Android-Smartphones laufen.
Die Tücke mit den Sprachen
Bei den Sprachkenntnissen ergibt sich eine deutliche Hierarchie. Auf jede offene Stelle, bei der Deutsch verlang wird, kommen lediglich 26 Kandidaten, die Deutsch sprechen. Bei Französisch sind es 48, bei Italienisch 91 und bei Spanisch 130. Selbst wenn man berücksichtigt, dass so mancher Kandidat, der seinen Lebenslauf auf Deutsch oder Französisch verfasst hat, diese Sprache nicht extra auch noch als eigene Kompetenz anführt. Vielmehr belegt dies, dass ohne Deutsch- und Französischkenntnisse (in der Romandie) nur schwache Berufschancen bestehen. Offen bleibt allerdings die Frage, wie wichtig Schweizerdeutsch ist.
„Die Sache mit dem Schweizerdeutsch ist ein wenig komplizierter“, sagt Headhunter Gerold Guggenbühl von Guggenbühl, Bächer, Niederer & Partner in Zürich. Bei Regional- und Kantonalbanken werde für Stellen im Kundenkontakt oftmals Schweizerdeutsch verlangt. „Das wird aber so nicht ausgeschrieben“, ergänzt Guggenbühl. Ein Zürcher könne überdies mit seinem Dialekt in Graubünden auf Schwierigkeiten stoßen und auch für Zürcher Ohren sei Walliserdeutsch manchmal kaum zu verstehen. „Ich habe es – abgesehen von Positionen im Kundenkontakt – aber noch nie erlebt, dass jemand abgelehnt wurde, nur weil er kein Schweizerdeutsch konnte“, sagt Guggenbühl. „Eher kommt es vor, dass wir Kandidaten nicht vermitteln können, weil sie kein Hochdeutsch sprechen.“