Die Unternehmen des Hochfrequenzhandels bevorzugen es, im Verborgenen zu agieren. Das kürzlich erschienene Buch „Flashboys“ von Michael Lewis und das wachsende Interesse der Regulierungsbehörden haben nicht gerade für mehr Offenheit gesorgt. Da kaum eine der Gesellschaften an der Börse gehandelt wird, sind aus der Branche kaum Informationen zu Geschäftsergebnissen und Vergütungen erhältlich.
Dennoch heuern die Hochfrequenzhändler auch weiterhin an. Besonders gefragt sind Quants und Trader, die ihren Beruf bei Investmentbanken erlernt haben. Laut Branchenbeobachtern sollen Mitarbeiter in ihrem ersten Berufsjahr etwa 150.000 Dollar (132.000 Euro) und 290.000 Dollar (255.000 Euro) nach zwei Jahren verdienen.
Doch stimmt das überhaupt? Den Hochfrequenzhändlern machen nämlich in Europa niedrige Handelsumsätze und höhere Transaktionsgebühren zu schaffen. Zwar werden in der Branche immer noch Stellen geschaffen, doch einige davon befinden sich abseits der großen Finanzzentren wie z.B. in Zug oder Kansas City.
Doch lohnt es sich in der Branche zu arbeiten? Um diese Frage zu beantworten, haben wir mit Headhuntern gesprochen, offenen Stelle recherchiert und die verfügbaren Informationen von 15 Schlüsseladressen der Branche zusammengestellt.
KCG
Wer ist das? Nach der Fusion von Knight Capital und Getco handelt es sich bei KCG um einen der größten Player in der so verschwiegenen Branche. Die Fusion stand indes unter dem Zeichen des Personal- und Kostenabbaus. Die Erträge haben jedoch im vierten Quartal mit 221 Mio. Dollar (194 Mio. Euro) leicht über dem Vorjahreszeitraum gelegen. Der Firmensitz von KCG befindet sich in Jersey City, New Jersey.
Wie sehen die Einstellungspläne aus? Es wird tatsächlich eingestellt, allerdings werden gleichzeitig auch Mitarbeiter vor die Tür gesetzt. Die Beschäftigung nahm von etwa 1400 in 2013 auf 1093 im vergangenen Jahr ab. Allein 60 Arbeitsplätze wurden im vierten Quartal gestrichen. Dennoch gibt es reihenweise offene Positionen. Derzeit sind es 87 – die meisten davon in New York, Jersey, Chicago und London. Besonders in der britischen Metropole werden Sales-Trader und Quand-Trader gesucht – an den anderen Standorten sind es zumeist IT und Middle Office-Personal.
Wie sieht die Vergütung aus? Nach den jüngsten verfügbaren Daten lag die Vergütung in der europäischen Niederlassung in 2013 bei durchschnittlich 265.0000 Pfund (365.000 Euro) pro Kopf.
Sun Trading
Wer ist das? Bei Sun Trading handelt es sich um ein technologieorientiertes Hochfrequenzhandels-Unternehmen. Die Gesellschaft beschäftigt etwa 100 Angestellte in New York und Chicago sowie 20 weitere in London.
Wie sehen die Einstellungspläne aus? Derzeit weist das Unternehmen gerade einmal vier Vakanzen aus, wobei es sich hauptsächlich um Positionen in IT und Middle Office handelt. Allerdings bestätigen Headhunter, dass Sun Trading in der City auch nach Tradern sucht.
Wie sieht die Vergütung aus? Nach den jüngsten Geschäftszahlen lagen die Vergütungen in 2013 bei durchschnittlich 265.000 Pfund (363.000 Euro), wobei ein Director sogar 1,5 Mio. Pfund (2,1 Mio. Euro) einstrich.
Jump Trading
Wer ist das? Das Unternehmen beschäftigt etwa 350 Mitarbeiter in seinem Hauptquartier in Chicago sowie in New York, London und Singapur. Das Unternehmen agiert überaus verschwiegen. Dennoch ist bekannt, dass Jump Trading vor 15 Jahren gegründet wurde und dass es langsam zum größten Hochfrequenzhändler an der Rohstoffbörse Chicago Mercantile Exchange aufstieg. Die letzten Geschäftszahlen gehen auf 2010 zurück, als die Erträge bei 512 Mio. Dollar (450.000 Euro) lagen.
Wie sehen die Einstellungspläne aus? Derzeit weist die Website 42 Vakanzen auf, wozu auch eine nicht weiter spezifizierte Zahl an Trainee-Stellen in Singapur zählt. Überdies werden Entwickler quantitativer Trading-Strategien, Trader und Research-Analysten für die Standorte London, New York, Chicago und Singapur gesucht.
Wie sieht die Vergütung aus? Nach den Vergütungsangaben aus 2013 kassierte jeder Beschäftigte in London durchschnittlich 550.000 Pfund (754.000 Euro).
Tower Research Capital
Wer ist das? Tower Research Capital wurde 1998 von ehemaligen Credit Suisse-Eigenhändler Mark Gorton gegründet. Das Unternehmen beschäftig vor allem Ingenieure, Physiker und IT-Spezialisten und weist weltweit etwa 300 Mitarbeiter auf. In Europa gehört auch die Tochtergesellschaft Spire zur Gruppe.
Wie sehen die Einstellungspläne aus? Vor allem werden Quant Trader, Absolventen und IT-Profis zumeist für den Standort New York gesucht.
Wie sieht die Vergütung aus? Nach den Angaben von Spire Europe liegt der Personalaufwand pro Kopf bei 582.000 Pfund (797.000 Euro).
Tradebot Systems
Wer ist das? Von Kansas City aus konzentriert sich Tradebot Systems vor allem auf die US-amerikanischen und kanadischen Aktienmärkte. Nach eigenen Angaben ist das Unternehmen für 5 Prozent des gesamten US-Aktienhandels verantwortlich und handelt jeden Monat 5000 verschiedene Titel – und das obgleich es gerade einmal rund 60 Mitarbeiter gibt.
Wie sehen die Einstellungspläne aus? Tradebot gibt an, einen unmittelbaren Bedarf an Tradern sowie an Java und C++-Entwicklern zu haben. Auch die Trader sollten diese Programmiersprachen verstehen und einen Abschluss in IT, Mathe, Statistik oder Finance mitbringen.
Wie sieht die Vergütung aus? Je nach Berufserfahrung liegt das Jahresgrundgehalt bei 50.000 bis 100.000 Dollar (44.000 bis 88.000 Euro). „Das große Geld“ – wie Tradebot behauptet – bestehe allerdings in den Boni. Diese hingen vom Handelserfolg ab. Übrigens: Mitarbeiter erhalten ein kostenloses Mittagessen.
Virtu Financial
Wer ist das? Wir würden gerne genaueres über den angeblichen Börsengang von Virtu Financial berichten. Anlässlich der kritischen Medienberichterstattung über den Hochfrequenzhandel hat das Unternehmen seinen geplanten Börsengang verschoben. Der Hauptsitz des Unternehmens befindet sich in New York, das europäische Geschäft wird von der irischen Hauptstadt Dublin betreut.
Wie sehen die Einstellungspläne aus? Nachdem sich Virtu von London verabschiedet hat, wurden viele Jobs in Dublin geschaffen. Derzeit gibt es jedoch nur wenige Vakanzen in Austin (Texas), New York, Dublin und Singapur.
Wie sieht die Vergütung aus? In 2013 lag die durchschnittliche Vergütung in Dublin bei 296.000 Euro.
XR Trading
Wer ist das? Das Unternehmen aus Chicago konzentriert sich auf das Geschäft mit Futures. Allerdings wird auch mit Devisen, Schatzbriefen und am Geldmarkt gehandelt.
Wie sehen die Einstellungspläne aus? Das Unternehmen baut seit Mai 2014 sein Geschäft in London aus. Dafür werden Fachkräfte aus den Bereichen IT, Mathe oder Physik gesucht. Vakanzen für Trader gibt es in London, Chicago und Sydney.
Wie sieht die Vergütung aus? Hier sind leider keine Daten erhältlich.
DRW Trading
Wer ist das? Mit weltweit rund 500 Mitarbeitern zählt DRW Trading zur den großen Spielern im Hochfrequenzhandel. Auch wenn sich der Hauptsitz in Chicago befindet, unterhält DRW Trading doch Niederlassungen in London, Montreal und New York. DRW Trading scheint sich nicht auf organisches Wachstum zu verlassen. Vielmehr wurde kürzlich der Rivale Chopper Trading übernommen.
Wie sehen die Einstellungspläne aus? Nach unbestätigten Gerüchten baut das Unternehmen seine Niederlassung in London aus, wo derzeit 40 Leute beschäftigt sind. Darüber hinaus gibt es offene Positionen für Quants und Trader in Chicago.
Wie sieht die Vergütung aus? Angeblich sollen für 2014 12,9 Mio. Pfund (17,7 Mio. Euro) unter den 36 Beschäftigten des Londoner Büros verteilt worden sein. Mithin hat jeder durchschnittlich 358.300 Pfund (490.000 Euro) eingestrichen.
GSA Capital Partners
Wer ist das? Das Geschäftsmodell ist zwischen Hochfrequenzhandel und dem eines quantitativen Hedgefonds angesiedelt. Die 45 Mitarbeiter in London verwalten Kundenvermögen über 2 Mrd. US-Dollar (1,76 Mrd. Euro).
Wie sehen die Einstellungspläne aus? Bei der Beschäftigung scheint sich in den zurückliegenden zwölf Monaten wenig bewegt zu haben. Dennoch können sich Kandidaten laut der Website bewerben.
Wie sieht die Vergütung aus? In 2014 wurde unter den 22 Partnern die stolze Summe von 115 Mio. Pfund (158 Mio. Euro) ausgeschüttet, was pro Kopf 5,2 Mio. Pfund (7,1 Mio. Euro) bedeutet. Der Spitzenverdiener strich indes 52,8 Mio. Pfund (72,3 Mio. Euro) ein.
Maven Securities
Wer ist das? Hierbei handelt es sich um ein relativ junges Unternehmen, das in 2011 von Tradern von Optiver und Tibra Capital gegründet wurde. Derzeit wird gerade die Niederlassung in London aufgebaut. Mit den 18 Londoner Mitarbeitern erzielte das Unternehmen im vergangenen Jahr einen Umsatz von 19 Mio. Pfund (26 Mio. Euro).
Wie sehen die Einstellungspläne aus? Relativ zur Unternehmensgröße baut Maven Securities kräftig Personal auf. Derzeit gibt es vier Vakanzen für Trader, sechs für Support-Personal sowie eine Reihe für IT-Profis.
Wie sieht die Vergütung aus? Nach den jüngsten verfügbaren Geschäftszahlen ließ das Unternehmen in 2013 durchschnittlich 184.800 Pfund (253 Mio. Euro) springen.
Two Sigma International
Wer ist das? Das Unternehmen hat für seine Handelsstrategien bereits Big Data genutzt, bevor dies in aller Munde war. Two Sigma International wurde 2001 in New York gegründet und verfügt über Niederlassungen in London, Houston und Hongkong.
Wie sehen die Einstellungspläne aus? Das Unternehmen hat die stattliche Anzahl von 120 offenen Stellen, wobei es sich zumeist um IT- und Trading-Stellen handelt.
Wie sieht die Vergütung aus? In London ließ das Unternehmen für sechs Mitarbeiter 1,5 Mio. Pfund springen – also 250.000 Pfund (343 Mio. Euro) pro Kopf.
Allston Trading
Wer ist das? Allston wurde 2002 von ehemaligen Tradern von CME gegründet. Erst kürzlich hat es sich vom US-Aktiengeschäft verabschiedet, um sich voll auf den Derivatehandel zu konzentrieren. Das Unternehmen zählt 125 Mitarbeiter.
Wie sehen die Einstellungspläne aus? Während vor zwei Jahren andere Hochfrequenzhändler Angestellte vor die Tür setzten, kündigte Allstron Trading die gezielte Neueinstellung talentierter Trader an. Die wachsende Regulierung des Hochfrequenzhandels scheint mittlerweile den Appetit des Unternehmens auf Neueinstellungen gezügelt zu haben. Derzeit sind gerade einmal sechs Vakanzen ausgeschrieben, darunter wird auch ein Spezialist für Algo-Trading gesucht.
Wie sieht die Vergütung aus? Keine Daten verfügbar.
IMC
Wer ist das? Das bereits 1989 gegründete niederländische Unternehmen zählt zu den ältesten Hochfrequenzhändlern. Es beschäftigt 450 Mitarbeiter in Amsterdam, Chicago, Sydney, New York, Hongkong und Zug.
Wie sehen die Einstellungspläne aus? IMC verfügt über 26 offene Stellen für Quants, Programmierer und Trader.
Wie sieht die Vergütung aus? Hierzu sind leider keine belastbaren Daten verfügbar. Doch nach Angaben der Website Glasdoor verdienen Junior Trader etwa 80.000 und Options-Trader 95.000 Dollar (70.000 bzw. 84.000 Euro). Damit verdienen sie weniger als ihre Programmierer, die immerhin 107.000 Dollar nachhause tragen. Dies dürfte aber daran liegen, dass die Trader einen Großteil ihrer Vergütungen in Boni erhalten. Dafür spricht auch, dass schon ein Trading-Praktikant 6200 Dollar (5450 Euro)im Monat kassieren kann.
Hudson River Trading
Wer ist das? Auch Hudson River Trading beansprucht für sich, für 5 Prozent des US-Aktienhandels verantwortlich zu sein. Von den weltweit etwa 100 Angestellten entfallen 25 auf auf Algorithmen basiertes Trading. Der Rest entwickelt Software oder arbeitet in Middle und Back Office.
Wie sehen die Einstellungspläne aus? Weltweit sind acht Stellen ausgeschrieben.
Wie sieht die Vergütung aus? Keine Daten verfügbar.
Spot Trading
Wer ist das? Spot Trading aus Chicago beschäftigt 100 Mitarbeiter in den Bereichen IT, Aktienanalyse, quantitative Handelsansätze und Trading.
Wie sehen die Einstellungspläne aus? Nur wenige offene Stellen im Trading und der Aktienanalyse.
Wie sieht die Vergütung aus? Keine Daten verfügbar.