Alljährlich findet im Frühling der eFinancialCareers-Headhunter-Roundtable in Frankfurt statt, bei dem führende Personalberater in der Finanzdienstleistungsbranche über die herrschenden Trends auf dem Arbeitsmarkt diskutieren. Wir haben die Gelegenheit genutzt und sie nach den derzeit begehrtesten Profilen auf dem Arbeitsmarkt gefragt:
„Wahnsinnig viel Geld in“ in Private Equity
„Die Private Equity-Fonds sammeln derzeit wahnsinnig viel Geld ein“, berichtet Headhunter Thomas von Ciriacy-Wantrup von Fricke Finance & Legal in Frankfurt. „Immobilieninvestments sind sehr aktiv, aber auch kunterbunt alle anderen Anlagearten. Wenn heute ein Fonds Fundraising betreibt, dann nimmt er wahnsinnig viel Geld ein.
Der Aufschwung führe dazu, dass in der Private Equity-Branche verstärkt neue Mitarbeiter gesucht werden. „Das heißt aber nicht, dass gleich ganze Teams neu aufgebaut werden“, warnt von Ciriacy-Wantrup. Oft würden die Private Equity-Fonds sich Dienstleistungen wie Transaction Services oder Due Diligence einkaufen. Daher würden auch die Dienstleister rund um die Private Equity-Branche kräftig anheuern.
Juniormangel in M&A und ECM erreicht mittlerweile sogar die Vice Presidents
Schon länger herrscht im Geschäft mit Fusionen und Übernahmen sowie mit Aktienemissionen ein veritabler Juniormangel im deutschen Investment Banking. Einerseits wurde in den zurückliegenden Jahren zu wenig Nachwuchs rekrutiert, andererseits springt etwa die Hälfte der Juniors nach ein paar Jahren zu Private Equity-Gesellschaften oder Großunternehmen ab. Daher sind Investment Banker vom Senior Analyst bis zum Associate mit zwei bis sechs Jahren Berufserfahrung heiß begehrt. „Mittlerweile gibt es sogar einen Mangel bei Junior Vice Presidents – das ist neu“, sagt Headhunterin Sabrina Tamm von Financial Talents in Frankfurt. „Von Senior Vice Presidents gibt es aber immer noch genug.“
„Das ist auch so das Thema, mit dem wir uns beschäftigen“, sagt Marcus Michel von der contagi Personalberatung in Frankfurt. Nicht nur die Investmentbanken haben mit dieser Lücke zu kämpfen, sondern auch die Big 4. Von PwC, EY, KPMG und Deloitte würden derzeit Mitarbeiter mit vier bis sechs Jahren Berufserfahrung für die Bereiche M&A und Transaction Services gesucht.
Firmenkundengeschäft expandiert weiter
Seit einigen Jahren haben die In- und Auslandsbanken das Geschäft mit dem deutschen Mittelstand als Wachstumsmotor entdeckt. Laut Headhunter Andreas Weik von Amrop Delta in Frankfurt würden vor allem die Top-Tier-3 Banken nach Senior Relationship Managern im Firmenkundengeschäft suchen. Dazu zählen u.a. anderem IKB, NIBC, aber auch ING Diba. Die deutsche Online-Tochter des niederländischen Finanzkonzerns ING habe hierzulande über ihre Tagesgeldkonten viele Kundengelder eingesammelt und wolle diese nun verstärkt als Kredite an Firmenkunden ausgeben. Größere Banken gingen unterdessen immer häufiger dazu über, Vakanzen intern zu vergeben, um sich Abfindungen der Gebühren für Personalberater zu sparen, beobachtet Weik. Dieser Trend gelte auch jenseits des Firmenkundengeschäfts.
Rechtsanwaltskanzleien suchen immer mehr Banker
Die diversen Skandale und Skandälchen sowie die zunehmende Regulierung führen zu einem immensen rechtlichen Beratungsbedarf bei den Banken. Die einschlägigen Rechtsanwaltskanzleien haben diese lukrative Kundengruppe längst entdeckt und suchen nach Business Development Managern, die sich in der Branche auskennen. „Die internationalen Rechtsanwaltskanzleien suchen Leute, die aus dem Bankingumfeld kommen, sich mit den Produkten auskennen und recherchieren, wen man ansprechen kann. Sie müssen die Trends in der Bankenszene identifizieren können. Außerdem suchen Großkanzleien verstärkt nach sehr gut qualifizierten Rechtsanwälten, die vorher eine Lehre zum Bankkaufmann absolviert haben und ein Verständnis für wirtschaftliche Zusammenhänge mitbringen“, berichtet Headhunter Mike Boetticher von der match personalberatung in Frankfurt. Umgekehrt würden auch die Banken Volljuristen suchen, um sich die teure Beratung von den internationalen Großkanzleien zu sparen. Diese müssten ebenfalls mindestens ein vollbefriedigendes Examen haben und einschlägige Kenntnisse im Bank-und Kapitalmarktrecht, insbesondere im Bankenaufsichtsrecht mitbringen. Laut Personalberater Boetticher ist das ein „krisensicherer Job, da die Regulierung der Finanzdienstleister immer mehr zunimmt.“
Nachfrage ohne Ende im Risikomanagement und Compliance
„Es ist nichts neues, aber es gibt immer noch eine hohe Nachfrage in Risikomanagement, Regulatorik, Compliance und Revision“, bekräftigt Michel. Fürs Risikomanagement werden vor allem Kandidaten mit einem soliden quantitativen Background gesucht, während die Kandidaten in der Regulatorik solide Kenntnisse in den „Meldewesen-Tools, im Reporting bis hin zu den IT-Instrumenten“ mitbringen sollten. „Das sind aber nicht unbedingt Juristen“, ergänzt Michel. Auch bei Consulting-Unternehmen herrsche hohe Nachfrage nach derartigen Profilen, da diese die Banken beraten. Mittlerweile gebe es sogar Institute, die das gesamte Thema outsourcen wollen, berichtet Michel.
„Die Compliance-Teams in den Banken sind mittlerweile so groß geworden, dass sie immer häufiger neue Managementebenen einziehen“, beobachtet von Ciriacy-Wantrup. „Es fällt schon auf, dass immer mehr Leute mit Management-Qualitäten gesucht werden.“
IT-Profis werden immer gesucht
Aus der IT in Finance registriert Headhunter Roland Lochte von Kimberlite Consulting in Frankfurt eine anhaltend starke Nachfrage. „Besonders gesucht werden Business Analysten, die von beiden Welten – Banking und IT – Ahnung haben“, erläutert Lochte. Auch IT-Revisoren seien gefragt, die dafür sorgen, dass die regulatorischen Vorgaben in der IT-Landschaft umgesetzt würden. „Davon gibt es ganz wenige“, stellt Lochte fest.
Im Mobile Banking und bei Sicherheitsaspekten haben die Banken einen besonderen Nachholbedarf. Vor allem im Banking via Smarthphone und anderen Mobilgeräten drohen branchenfremde Anbieter ins traditionelle Bankgeschäft einzubrechen. Daher rüsten die Banken hier kräftig auf. „Die Banken haben im Mobile Banking einen großen Nachholbedarf“, beobachtet Personalberaterin Stefanie Storck von Capital Talents in Frankfurt. „Das betrifft auch Großbanken, wo man das eigentlich nicht erwarten würde.“ Einen weiterer Dauerbrenner stellten die Themen Security und Testing dar sowie die Systemadministration inklusive der Datenbankverwaltung.
Im Private Banking sinken die Anforderungen an Kundenbetreuer
Client Relationship Manager, die große Kundenvermögen mitbringen, waren schon immer heiß begehrt. Dummerweise ist es den Relationship Managern in der Vergangenheit nur begrenzt gelungen, ihre Kunden von einem Wechsel zu überzeugen. Laut Storck würde jetzt bei den Arbeitgebern sukzessive mehr Realitätssinn einkehren. Sie bearbeite eine Suchanfrage, wo ein Transfer von 50 bis 60 Prozent der Kundenvermögen erwartet werde. Allerdings würden diese Werte von Unternehmen zu Unternehmen ganz unterschiedlich ausfallen. Auch sei es ein Unterschied, ob jemand seinen Kundenbestand selbst aufgebaut oder aber bereits von jemand anderem übernommen habe.