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Wieso es sich beim Abtritt von Rainer Neske bei der Deutschen Bank um einen klugen Karriereschritt handelt

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Die neue Strategie der Deutschen Bank hat ihr erstes Opfer gefunden. Medienberichten zufolge verhandelt der Privatkundenvorstand Rainer Neske über die Auflösung seines Vertrags, der eigentlich bis 2017 läuft. Der 50jährige hatte im Ringen um die neue Strategie des Konzerns den Kürzeren gezogen.

Der Strategie 2020+ zufolge soll die Mehrheit an der Postbank an die Börse gebracht und 200 Filialen im restlichen Privatkundengeschäft geschlossen werden. Bislang ist Neske als Head of private & business clients noch der Herr über annähernd 49.000 Mitarbeiter. Allein mit dem Teilverkauf der Postbank verliert Neske somit 15.000 Mitarbeiter und Spareinlagen von 50 Mrd. Euro. Dagegen scheinen die Investmentbanker um Co-Vorstand Anshu Jain relativ ungeschoren davonzukommen, obwohl allein die Beilegung der Libor-Affäre den Konzern kürzlich die Kleinigkeit von 2,5 Mrd. Dollar gekostet hat.

Doch macht es aus Karrieresicht Sinn, in einer solchen Situation das Handtuch zu werfen? „Wenn Sie der Meinung sind, dass Sie als Vorstand keinen adäquaten Einfluss mehr auf die Unternehmensstrategie nehmen können, dann müssen Sie in einer solchen Situation entscheiden, ob Sie Ihre Funktion weiter fortführen wollen“, meint Headhunter Andreas Jäger, der die deutsche Financial Services Practice von Korn  Ferry International in Frankfurt leitet. „Top-Manager, die nur zahnlose Tiger sind, sollten nach besseren Optionen Ausschau halten.“

„Selten geben Vorstandsmitglieder von sich aus auf. Die kleben alle an ihrer Macht“, sagt indes Headhunter Rolf Behrens von Banking Consult in Bad Nauheim. „Wenn allerdings der Druck zu groß wird, dann muss man sich überlegen, ob man sich das antut oder andere Prioritäten setzt.“

Vorstandsmitglieder fallen oft weich, wie zuletzt die Verkleinerung des Vorstands der Commerzbank gezeigt hat. So hatte das Landgericht Frankfurt vor einem Jahr die Vertragsauflösung des ehemaligen Personalvorstands Ulrich Sieber für ungültig erklärt. Dagegen hatte sich der zweite betroffene Commerzbank-Vorstand Jochen Klösges auf eine Abfindung eingelassen.

Neske wiederum hat laut dem Vergütungsbericht 2014 im abgelaufenen Jahr über 4,35 Mio. Euro eingestrichen, wovon 2,4 Mio. auf das Grundgehalt entfielen. Bei einer Vertragslaufzeit bis 2017 kommt da schon eine stattliche Abfindung zusammen. Die offenen Fragen werden voraussichtlich bis zur Hauptversammlung am kommenden Donnerstag (21. Mai) geklärt.

Auch abgesehen vom finanziellen Aspekt glaubt Jäger nicht, dass es sich bei Neskes Abgang von der Deutschen Bank um einen Karriereknick handeln müsse. „Er steht jetzt vor der Aufgabe, einen Job zu finden, der zu ihm passt und ihm neue Zukunftsperspektiven eröffnet“, sagt Jäger. Die Chancen des 50jährigen schätzt der Headhunter gar nicht so schlecht ein. „Ich würde mich nicht wundern, wenn Neske in den nächsten zwölf Monaten im Vorstand einer anderen Bank wieder auftaucht.“ Dabei würde es sich voraussichtlich um eine Bank handeln, die stärker im Privat- und Firmenkundengeschäft als im Investment Banking verankert ist. „An der richtigen Stelle kann Neske wieder etwas voranbringen. Entscheidend ist es, genau diese Stelle zu finden“, ergänzt Jäger.

Allerdings dürfte es ihm schwer fallen, einen Job in der Klasse der Deutschen Bank zu finden, schränkt Behrens ein. Von den großen Banken mit Filialgeschäft gibt es in Deutschland eigentlich nur noch die Commerzbank und die Hypo Vereinsbank sowie die ausländischen Player wie Santander und Targobank. „Es handelt sich also schon um einen Abstieg aus der Champions League in die Bundesliga“, sagt Beherens. „Aber es gibt im Leben noch andere Werte, die zählen.“



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