Lewis Krell hat seinen früheren Job als Investment-Analyst aufgegeben und sich der IT-Branche sowie dem Journalismus zugewandt. Als sein ehemaliger Arbeitgeber Ihm nahelegte, einen CFA zu absolvieren, hat er mit dem Programm begonnen. Nach einiger Zeit hat Krell den CFA hingeschmissen. Seither hat er sich einen Namen mit der These gemacht, dass es sich beim CFA um Zeitverschwendung handle. Wir haben mit Krell gesprochen:
Sie arbeiten jetzt also als Journalist?
Nicht wirklich. Ich habe den Finanzdienstleistungen den Rücken gekehrt, um beim Reisetechnologie-Startup namens Utrip als Direktor des Business Developments anzufangen. Es handelt sich mehr oder weniger um das genaue Gegenteil meines alten Jobs. Ich könnte kaum glücklicher sein.
Was das Schreiben betrifft: Ich habe es immer genossen und jetzt schreibe ich als freier Journalist über eine ganze Reihe von Themen. Von beinahe allen habe ich keine Ahnung. Hauptsächlich habe ich für die Huffington Post über College-Basketball geschrieben.
Was für eine Funktion hatten Sie, als Sie am CFA-Programm teilgenommen haben?
Ich habe als Investment-Analyst beim Global Manager Research-Team gearbeitet. Das klingt beeindruckender als es gewesen ist. Ich habe die Zeit bei meinem alten Unternehmen wirklich genossen und es handelte sich um einen herausragenden Arbeitsort, der voller heller, motivierter und ausgezeichneter Leute war. Das kann ich gar nicht genügend betonen. Ich habe Probleme mit dem CFA Institute, nicht aber mit irgendwelchen einzelnen Personen und ganz bestimmt nicht mit meinem alten Arbeitgeber, den ich respektiere.
Wieso hat Ihr voheriger Arbeitgeber so großen Wert auf den CFA gelegt?
Ehrlich gesagt, es scheint ganz ähnlich wie mit den Assistenzärzten in Krankenhäusern zu sein, die 24 Stunden durcharbeiten, obwohl jede Studie zeigt, dass es sich dabei um eine schlechte Idee handelt – es stellt so etwas wie ein Initiationsritual dar. „Wenn ich das machen musste, selbst wenn es mir nichts gebracht hat, dann musst Du das auch.“
Sicherlich freuen sich die Leute über mehr Buchstaben hinter Ihrem Namen. Es handelt sich um ein Marketinginstrument, um Kunden zu gewinnen. Schließlich stellt es keine Frage dar, dass der Erwerb eines CFA beweist, dass Sie eine engagierte, ausdauernde und fähige Persönlichkeit sind.
Wie nahe sind Sie dem CFA Level I gekommen?
Ziemlich nahe. Ich hatte die Bücher und habe mit dem Lernen begonnen. Allerdings habe ich schnell festgestellt, dass ich den Prozess nicht durchmachen wollte, weil mir die Hingabe für das Zertifikat fehlte und ich darin keinen wirklichen Mehrwert sah. Es bedarf keiner Weitsicht, um zu erkennen, dass der Wert dieser Qualifikation von Jahr zu Jahr abnimmt und ich wollte nicht so hart arbeiten, so viel Zeit und Geld aufwenden, wenn ich denke, dass sie an Wert verliert.
Ich denke, dass sich das CFA Institute selbst in die Ecke manövriert hat, indem es wirklich jedem in der Welt erlaubt, an dieser Prüfung teilzunehmen und sich dafür so viel Zeit zu lassen, wie er will. Daher kommt es zu einem Überangebot.
Jedes Jahr erreicht die Zahl der Kandidaten einen neuen Höchststand und auch wenn Sie die Misserfolgsquoten immer weiter in die Höhe treiben, verändert sich die Zahl der Absolventen kaum. Und dann kommt es zu einer Erfolgsquote, die so niedrig ist, dass sie die Leute von dem Test abhält. Wie können Sie gleichzeitig etwas für alle öffnen und dennoch das Renommee hoch halten, ohne die Misserfolgsquote so hoch zu treiben, dass die Leute ihre Motivation verlieren? Ich denke, das geht nicht.
Sie arbeiten jetzt also härter, um einen schwierigeren Test zu bestehen, der weniger Prestige aufweist als das bei den Leuten, die den Test vor zehn bis zwanzig Jahre absolviert haben. Diese haben bereits die Vorteile geerntet und ich bin mir nicht sicher, ob das der neuen Generation der Testeilnehmer ebenfalls gelingen wird.
Lässt sich das nicht leicht sagen? Nach Ihren Karrierewechsel spielt es doch keine Rolle, dass Sie den CFA hingeschmissen haben?
Ich habe den CFA lange vor meinem Karrierewechsel aufgegeben. Eine gute Ausbildung und viel über Finance und für seine Karriere zu lernen, ist sicherlich eine gute Sache. Ich stelle fest, dass der CFA ein Curriculum lehrt, das den Märkten und dem Asset Management mehr Sicherheit geben soll. Ich denke: Es ist über jeden Zweifel erhaben, dass Prognosen in Finance eine Dummheit sind. Das Beste, was Sie als Asset Manager machen können, ist zuzugeben, dass Sie nicht so viel wissen, wie sie glauben. Der CFA vermittelt Ihnen eine derartige Menge an Informationen, dass Sie gar nicht anders können, als das abzunehmen. Wenn Sie den CFA absolvieren, dann haben Sie bewiesen, wie klug Sie sind. Allerdings denke ich auch, dass ein Mangel an Bescheidenheit nicht gut ist, wenn Sie mit dem Geld anderer Leute in einer Welt ohne feste Regeln umgehen.
Verfügen die meisten Ihrer ehemaligen Kollegen über den CFA?
Nicht die meisten, aber ein großer Teil. Mich hat die große Zahl an CFA-Charterholdern schockiert, die ganz oder teilweise meinem Artikel zustimmen. Nur sehr wenige glauben, dass sie aus dem Programm viel mitgenommen haben. Der Netzwerk-Effekt ist gering. Sie haben zwar eine Menge auswendig gelernt, aber nicht wirklich viel verstanden oder davon behalten.
Was sollten sich Leute sagen, die bei den jüngsten Examen durchgefallen sind?
Sie sollten sich klar machen, dass sie sich in bester Gesellschaft befinden. Über 50.000 Teilnehmer rund um den Globus werden ebenfalls durchfallen; Sie stellen also gewiss keinen Einzelfall dar.
Sie sollten weiter darüber nachdenken, ob die Qualifikation wirklich das ist, was sie wollen. Denn ihr großes Investment an Zeit und Geld können sie für etwas Lohnenderes nutzen, als das Geld zu nehmen und damit ein großes Feuer zu veranstalten.