Die Big 4 schaffen es regelmäßig unter die beliebtesten Arbeitgeber für Absolventen der Wirtschaftswissenschaften. Allein PwC-Deutschland zählt pro Jahr rund 50.000 Bewerbungen auf etwa 3600 Stellen, wie der Recruitment-Chef des Unternehmens Folke Werner gegenüber eFinancialCareers verrät. Ein Großteil davon entfalle auf Praktika. Dennoch heuere PwC jedes Jahr gut 1000 Absolventen an, worauf etwa 15.000 bis 16.000 Bewerbungen eingehen. „Die Chance liegt also bei 1:15“, rechnet Werner vor.
Bei diesen großen Zahlen kommt PwC um einen standardisierten Bewerbungsprozess kaum herum. Hier erläutert Werner, wie das Verfahren abläuft.
Was PwC von Bewerbern erwartet
„Wir bemühen uns, bei den Studenten realistische Erwartungshaltungen zu verbreiten“, erläutert Werner. „Wenn sich unpassende Studenten bei uns bewerben und wir sie ablehnen müssen, dann belastet uns das nur und führt bei dem Bewerber zu Frust. Das muss nicht sein.“
Besonders suche PwC Wirtschaftswissenschaftler mit Schwerpunkten in Rechnungswesen, Wirtschaftsprüfung, Controlling, Steuern und Finance. „Das sind die Klassiker“, kommentiert Werner. Gute Chancen hätten auch Juristen – vor allem im Bereich Tax and Legal – sowie Wirtschaftsmathematiker, -ingenieure und -informatiker. „Wir machen keinen Unterschied zwischen Unis und Fachhochschulen. Das hat sich weitgehend nivelliert“, ergänzt Werner.
Mittlerweile würden über 40 Prozent direkt nach dem Bachelor bei PwC einsteigen. „Wir haben gute Erfahrungen mit Bachelor-Absolventen gemacht“, sagt Werner. „Vielleicht sind bei ihnen mehr Schulungen als bei Master-Absolventen erforderlich, aber wir benötigen Kenntnisse, die man ohnehin an der Hochschule nicht oder nicht in der Tiefe lernt.“
Erwartet würden gute und bessere Noten. Die Anforderungen würden sich allerdings zwischen den Bereichen leicht unterscheiden. So lägen sie im Bereich Transaction Advisory etwas höher, da hier eine größere Konkurrenz um die Stellen herrsche. Auch ein möglichst einschlägiges Praktikum ist Pflicht. Dies müsse jedoch nicht unbedingt bei PwC oder den anderen Big 4 erfolgt sein. „Auslandsaufenthalte sind nicht zwingend, aber gern gesehen.“
Initiativbewerbungen haben bei PwC keine Chance
Laut Werner habe PwC über 400 Stellen online. „Wir akzeptieren nur Bewerbungen, die gezielt auf eine ausgeschriebene Stelle erfolgen“, erläutert der Recruitment-Chef. „Initiativbewerbungen können wir nicht berücksichtigen.“ Der erste Schritt bestehe für Absolventen also darin, sich auf der Website nach passenden Stellen umzuschauen und sich ganz genau zu überlegen, welcher Bereich für sie in Frage komme. Werner ergänzt jedoch, dass das Recruitment-Team bei Bewerbern erwägt, ob sie nicht auch für eine andere Position in Frage kommen.
Bewerbungen über die Website bevorzugt
Wie viele andere Großunternehmen auch verfügt PwC über ein Bewerbungs-Management-System. Das Unternehmen bevorzuge, wenn sich Kandidaten über die Website bewerben. Die Zeiten, als man einen halben Tag benötigte, um einen Online-Fragebogen auszufüllen, sind angeblich passé. „Wir haben das Bewerbungs-Management-Portal deutlich entschlackt“, versichert Werner. „Ein Durchgang dauert keine fünf Minuten. Man kann alle Dokumente sehr komfortabel hochladen.“ Aber auch Bewerbungen via E-Mail oder Post gingen nicht verloren.
Bewerbungen müssen vollständig sein
Laut Werner würde eine Bewerbung beim Eingang zunächst auf Vollständigkeit geprüft. Dabei erwartet PwC immer noch ein Anschreiben, dazu Lebenslauf, Hochschul- und Praktikumszeugnisse. „Auch das Abiturzeugnis sollte man beifügen“, ergänzt Werner. Anders als für Praktika sei dies für Absolventen jedoch kein Muss. Für PwC sei es gleich, ob die Bewerbung auf Deutsch oder Englisch erfolge. Allerdings seien gute Deutschkenntnisse Pflicht. „Bei vielen unserer Kunden wird Deutsch gesprochen“, betont Werner. Auf der Basis der Unterlagen wird entschieden, welche Kandidaten eingeladen werden.
Bewerbertage
Um Zeit zu sparen, bündelt PwC die Vorstellungsgespräche an Bewerbertagen. Wer sich für den Bereich Transaction Advisory bewirbt, müsse eine Fallstudie lösen und an Einzelinterviews in zwei Teilbereichen teilnehmen. Bei den anderen Bereichen würden nur verschiedene Vorstellungsgespräche geführt.
Für die Gespräche hat Werner noch ein einen speziellen Tipp parat: „Ein Absolvent sollte klare Vorstellungen haben, in welchem Bereich er arbeiten möchte und wieso sie oder er dafür geeignet ist. Das ist das A und O jeder gelungenen Bewerbung.“ PwC biete auf der Website und bei Studentenmessen Orientierungsmöglichkeiten.
Nach 24 Tagen fällt die Entscheidung
PwC bemüht sich um einen raschen Ablauf der Prozesse. „Vom Eingang der Bewerbung bis zum Vertragsangebot vergehen durchschnittlich 28 Tage“, beteuert Werner. Dies schließe jedoch nicht aus, dass es in Einzelfällen auch deutlich länger dauern kann. „Das ist insbesondere der Fall, wenn wir denken, dass der Bewerber noch für andere Bereiche in Frage kommen könnte.“
Trotz des raschen Ablaufs empfiehlt Absolventen sich rechtzeitig vor dem Studienabschluss zu bewerben. „Wir beobachten die Tendenz, sich erst nach dem Studienabschluss zu bewerben. Das ist nicht ganz glücklich“, warnt Werner.