Besonders gefragte Kandidaten aus Bereichen wie Compliance oder IT verfügen über eine ausgezeichnete Ausgangsposition für Gehaltsverhandlungen. Doch Personalberater warnen, dass viele die Angelegenheit auf die leichte Schulter nehmen und schlecht vorbereitet in Gehaltsverhandlungen gehen. Wer in den Gehaltspoker einsteigt, sollte auf jeden Fall seine Hausaufgaben erledigt haben.
1. Übereilen Sie nichts
Falls es auf dem Arbeitsmarkt für Ihr Berufsfeld rosig aussieht, dann ist die Verlockung groß, eine Gehaltserhöhung auch ohne Jobwechsel oder Beförderung zu verlangen. So mancher Kandidat geht mit unumstößlichen Vorstellungen in die Verhandlungen. Allerdings besteht dann die Gefahr, dass die Forderung einfach abgelehnt wird. „Sie sollten Ihre Gehaltsvorstellungen in dem Prozess also nicht zu früh aufdecken. Dies stellt einen Nachteil für Sie dar und Sie verlieren womöglich Ihren Hebel in Gehaltsverhandlungen“, warnt Karrierecoach Maniyadeth Narayanan von Lee Hecht Harrison.
2. Sprechen Sie erst über das Grundgehalt
Bei Gehaltsverhandlungen sollten Sie sich nicht vorschnell auf Nebenschauplätze wie Zusatzleistungen begeben. „Verhandeln Sie zuerst das Gehalt. Falls Sie nicht die angestrebte Gehaltserhöhung erhalten, können Sie versuchen Zusatzleistungen wie einen Antrittsbonus, eine Gehaltsanpassung in sechs Monaten oder einen Leistungsanreiz zu erhalten“, sagt Maniyadeth.
3. Wie viel Sie verlangen können
„Falls Sie wechseln, dann können Sie das zwei- bis vierfache der letzten ordentlichen Gehaltserhöhung in Ihrem alten Job verlangen“, erläutert Personalberaterin Elaine Ng von HR Business Solutions. „Wenn Sie eine verdiente Gehaltserhöhung von 8 Prozent erhalten haben, können Sie 16 bis 32 Prozent erwarten. Die Höhe hängt jedoch auch davon ab, ob Sie auf dem gleichen oder auf einen höheren Level wechseln.“ Doch freuen Sie sich nicht zu früh: In Deutschland und der Schweiz fallen Erhöhungen meist bescheidener aus.
4. Fragen Sie nach der Struktur des Teams
„Versuchen Sie mehr über die Team-Struktur und die unterstützenden Funktionen rund um die neue Position herauszubekommen“, empfiehlt Ng. „Falls das schwach ist, dann benötigen sie einen starken Kandidaten und Sie haben mehr Spielraum ein größeres Paket auszuhandeln.“
5. Bei Gegenangeboten ist Fingerspitzengefühl geboten
Falls Ihr aktueller Arbeitgeber Sie halten möchte und Ihnen sogar ein Gegenangebot vorlegt, dann möchten Sie davon sicherlich auch den neuen Arbeitgeber in Kenntnis setzen. Allerdings sollten Sie nicht versuchen aus dem neuen Arbeitgeber noch mehr herauszuschlagen. Vielmehr sollten Sie ihm die Gelegenheit bieten, sich dem Gegenangebot anzunähern. „Wenn Sie ihnen das Gegenangebot vorlegen, dann sollten Sie Ihr generelles Interesse an der Position beteuern und Ihre Berufserfahrung und Ihren Track-Record betonen“, sagt Maniyadeth.
6. Lassen Sie sich anstehende Gehaltserhöhungen schriftlich zusichern
Personalberater Howe Yuin Teo warnt davor, mündlich zugesicherte Gehaltserhöhungen in Verhandlungen mit einem neuen Arbeitgeber als Hebel einzusetzen. „In den meisten Fällen geht das schief, falls die Beurteilung nicht schon abgeschlossen ist und ein schriftliches Dokument über die Anhebung belegt.“
7. Gehen Sie mit Fakten und Zahlen in die Verhandlungen
Verlassen Sie sich beim Gehaltsniveau nicht nur auf Ihren aktuellen und potenziellen Arbeitgeber. Vielleicht handelt es sich bei beiden um besonders schlecht zahlende Unternehmen. „Recherchieren Sie die breiteren Trends bei Gehältern, Boni und Zusatzleistungen“, rät Personalberater Dean Stallard von Hays. „Schauen Sie sich Gehaltsvergleiche an, um sicherzugehen, dass Ihre Erwartungen realistisch ausfallen und Sie mit einer guten Begründung in die Gehaltsverhandlungen gehen. Sie können vorab auch mit einem Personalberater sprechen, der Sie über die aktuellen Markttrends informiert.“
8. Betonen Sie immer, welchen Mehrwert Sie mitbringen können
Bei Gehaltsverhandlungen macht der Ton die Musik. Wann immer Sie mit einem Arbeitgeber über Ihr Gehalt oder Zusatzleistungen sprechen, sollten Sie möglichst detailliert erläutern, welche Kompetenzen und Erfahrungen Sie mitbringen. „Kandidaten sollten eine Liste mit ihren Leistungen vorbereiten, um eine Gehaltserhöhung zu rechtfertigen“, meint Personalberater John Mullaly von Robert Walters in Honkong.
9. Arbeiten Sie Mehrleistungen heraus
„Begründen Sie Ihre Forderung mit einem Vergleich zwischen alten und neuen Job – z.B. mit den zusätzlichen Aufgaben und Verantwortlichkeiten, die Sie übernehmen“, betont Karrierecoach Paul Heng von NeXT Corporate Coaching Services.
10. Bewerben Sie sich nicht zeitgleich auf zu viele Stellen
Wer gleichzeitig mit zwei potenziellen Arbeitgeber verhandelt, kann oft mehr für sich herausholen. Falls es jedoch noch mehr Arbeitgeber sein soll, dann kann die Angelegenheit rasch nach hinten losgehen. So etwas kommt durchaus vor. „Einige Bewerber – besonders aus der IT – haben gleichzeitig zehn und mehr Prozesse laufen“, erzählt Headhunter Nick Wells von Webber Chase. „Wenn Banken oder Headhunter das herausbekommen, dann erhöhen Sie nicht Ihr Gehalt, sondern gehen einfach.“
11. Bloß kein Jobhopping
Wer auf eine lange Liste von kurzen Stationen bei ehemaligen Arbeitgebern zurückblickt, verringert seine Verdienstmöglichkeiten nachhaltig. „Jobhopping beschädigt auch Ihre Kompetenzen und Ihre langfristigen Jobchancen“, warnt Wells.