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Worauf Deutsche bei einer Karrierestation in Luxemburg achten müssen

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Nicht nur die Schweiz lockt deutsche Finanzprofis mit hohen Gehältern und niedrigen Steuern, auch in Luxemburg sind Deutsche gefragt. Laut Headhunter David Kitzinger von Badenoch & Clark in Luxemburg würden internationale Investoren vermehrt über Luxemburger Finanzvehikel in Deutschland investieren, weshalb auch eine anhaltende Nachfrage nach deutschsprachigen Finanzprofis herrsche. „Deutsche Arbeitnehmer sind begehrt“, sagt Kitzinger. „Internationale Investoren wählen Luxemburg nicht mehr vorrangig, um Steuern zu sparen. Die Strukturen zum Investment lassen sich hier viel leichter und mit weniger bürokratischem Aufwand als in Deutschland schaffen.“

Wir haben mit Deutschen im Großherzogtum gesprochen. Hier ihre Tipps:

Was eine Station in Luxemburg für die Karriere bringt

„Luxemburg ist eine Sackgasse für Händler, aber gut für Fondsbuchhalter, Legal und Administration“, klagt ein deutscher Trader, der seit einigen Jahren im Großherzogtum beschäftigt ist. Es sei nicht einmal klar, ob es so etwas wie Investment Banking in Luxemburg überhaupt existiere.

Laut Kitzinger verliere auch das Private Banking mit dem Wegfall des klassischen Bankgeheimnisses und der Einführung des automatischen Informationsaustauschs an Bedeutung. Dagegen spiele das Großherzogtum als Middle und Back Office-Standort immer noch eine große Rolle. Entsprechend hätten Juristen, Steuerexperten, Accountants usf. auch weiterhin gute Chancen. Kitzinger betont dabei, dass das englische Wort „Accounting“ deutlich breiter gefasst sei als der deutsche Begriff „Buchhaltung“. „Es geht eher um Rechnungswesen und Controlling und nicht um einfache Buchhaltung.“

Bei den Arbeitgebern handelt es sich häufig um kleinere Unternehmen aus den Bereichen Private Equity, Venture Capital oder Immobilienfonds. Bedeutend seien auch die sogenannten „ManCos“, Management Companies fürs Asset Management und alternative Anlagen. „Es werden noch immer neue ManCos gegründet, so dass schnell bis zu zehn oder 15 Mitarbeiter benötigt werden“, erzählt Kitzinger.

Da dies immer in einem internationalen Kontext stattfinde, spielten neben Hochschulabschlüssen vor allem die englischsprachigen Qualifikationen wie ACCA (Accounting) oder der Chartered Alternative Investment Analyst (CAIA) eine Rolle. Die international weniger bekannten deutschen Fortbildungen würden indes weniger für die Karriere zählen.

Für alle, die eine Karriere in Bereichen wie der Fondsadministration oder Alternativen Investments anstreben, sei Luxemburg zweifelsohne eine sinnvolle Station im Lebenslauf, meint Kitzinger. „Darüber hinaus stellt es eine Auslandsstation dar und das ist immer von Vorteil.“

Die Gehälter fallen höher aus, garantiert ist das jedoch nicht

Laut dem Trader fallen die Tarifgehälter höher als in Deutschland aus. Dennoch wachsen auch die Gehälter in Luxemburg nicht in den Himmel. „Für Händler macht sich der Standort Luxemburg nicht positiv bemerkbar“, sagt der Trader. Er kennt die Klischees von Luxemburg als Hochlohnstandort und „Steuerparadies“ zu genüge. Für ihn selbst zahlt sich der Job in dem kleinen Land nicht aus. „Situationsbedingt liege ich immer noch um 30 Prozent hinter Frankfurt bzw. London.“ Die deutschen Institute würden in Luxemburg vergleichsweise bescheiden zahlen, da es genügend Grenzgänger aus dem nahegelegenen Deutschland gebe.

Wohnen Sie in Luxemburg – oder nicht

Wohnen im Großherzogtum ist teuer. Laut dem Trader würden selbst die Einheimischen über die horrenden Mieten klagen. Von daher wohnen viele Deutsche jenseits der Grenze und pendeln täglich in das nahegelegene Großherzogtum.

Auch Kitzinger kennt das Phänomen der sogenannten Grenzgänger. „Ich rate davon ab, in Deutschland zu wohnen. Man knüpft sein Netzwerk anders, wenn man in Luxemburg lebt“, betont der Personalberater. Das gelte sowohl für den beruflichen als auch den privaten Bereich. „Darüber hinaus gibt es hier eine große Expat-Community. Man hilft sich gegenseitig“, erzählt Kitzinger. Da der Finanzplatz deutlich überschaubarer als London oder auch Frankfurt sei, ließen sich Kontakte deutlich leichter knüpfen. „Die meisten sind fremd im Land. In einem solchen Umfeld ist die Bereitschaft größer, aufeinander zuzugehen.“

Die große Bedeutung der Sprachkenntnisse

Bei Luxemburg handelt es sich um ein deutschsprachiges Land. Die Einheimischen können mühelos zwischen Deutsch und Französisch wechseln. Das Problem dabei: Ein Großteil der Arbeitskräfte im Großherzogtum stammt aus dem Ausland und verfügt nicht über diese Fertigkeit. „Um in Luxemburg erfolgreich zu sein, müssen Sie fließend Englisch sprechen“, betont Kitzinger. In 70 bis 80 Prozent der Unternehmen stelle Englisch ohnehin die Unternehmenssprache dar. Damit hätten oft deutsche Grenzgänger aus Rheinland-Pfalz oder dem Saarland zu kämpfen. Anders siehe dies bei Deutschen mit internationalen Background aus, die z.B. bereits im Ausland studiert oder gearbeitet hätten.

Für die Landesprache Französisch, die auch die meisten ausländischen Arbeitskräfte in Luxemburg sprechen, gibt der Personalberater indes Entwarnung. „Französisch stellt zwar einen Vorteil dar; es handelt sich aber um kein Muss.“

Das Beste zum Schluss

Luxemburg ist für seine großzügigen Sozialleistungen bekannt. Dies weiß auch der Trader zu schätzen: „Man kann damit rechnen, dass es pro Arbeitsjahr in Luxemburg später einmal 100 Euro Rente gibt. Also zehn Jahre Luxemburg = 1000 Euro Rente.“



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