Kurz vor der Bekanntgabe des Jahresergebnisses 2015 am Donnerstag (28. Januar) sorgt der neue Bankchef John Cryan noch einmal für einen Paukenschlag: Nachdem bereits im dritten Quartal Milliardenabschreibungen vorgenommen wurden, erhöhte sich jetzt abermals der Nettoverlust im abgelaufenen Jahr auf 6,7 Mrd. Euro. Damit stellt 2015 sogar das Minusjahr 2008 in den Schatten.
Für die dicke rote Zahl war das alte Jahr allerdings nur bedingt verantwortlich. So rechnet Cryan für 2015 mit einem Ertrag von 33,5 Mrd. Euro, was sogar eine Steigerung gegenüber den 32 Mrd. Euro aus dem Vorjahr bedeutet. Das operative Geschäft war also für den Rekordverlust nicht verantwortlich.
Vielmehr geht das Minus auf Abschreibungen in Höhe von 5,8 Mrd. und auf Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten im Wert von 5,2 Mrd. Euro zurück. Hinzu kommen weitere Belastungen von 1 Mrd. Euro für Restrukturierungen und Abfindungen.
2014 lag der Bonuspool bei 2,4 Mrd. Euro – die Hälfte wurde aufgeschoben gewährt
Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, welche Auswirkungen der Rekordverlust auf die Boni hat. Immerhin hat die Deutsche Bank 2014 den Beschäftigten allein 2,7 Mrd. Euro an variablen Vergütungen gewährt, was 27 Prozent des gesamten Personalaufwandes ausmachte. Dabei hat der Konzern schon merklich auf die Bremse getreten, denn in 2010 belief sich der Bonuspool noch auf 4,3 Mrd. Euro.
Nach dem Rekordverlust dürfte der Pegel des Bonuspools für 2015 weiter sinken. Dennoch ist nicht alles verloren. Denn der variable Geldsegen orientiert sich nicht nur am Konzerngewinn, sondern auch an den Ergebnissen der Geschäftseinheiten und der persönlichen Performance und hierbei sieht es etwas günstiger aus. Nach dem Zwischenergebnis aus dem dritten Quartal verzeichneten die Bereiche Corporate Banking & Securities und Private Banking & Business Clients Verluste von 882 Mio. Euro bzw. 2,3 Mrd. Euro. Dagegen generierten das Global Transaction Banking und Deutsche Asset & Wealth Management Gewinne vor Steuern von 1,1 Mrd. bzw. 976 Mio. Euro. Zumindest die Mitarbeiter der beiden letztgenannten Geschäftsbereiche können sich also den Angstschweiß von der Stirn wischen.
Greifen die Clawbacks für die Bonuszahlungen aus den Vorjahren?
Wohl noch interessanter ist die Frage, welche Auswirkungen der Rekordverlust auf die aufgeschobenen Bonusansprüche der Vorjahre hat. Denn rund die Hälfte des Bonuspools wird den Mitarbeitern nicht sofort, sondern über drei bis fünf Jahre gestaffelt ausbezahlt. Allein für 2014 wurden aufgeschobene Ansprüche von 1,4 Mrd. Euro gewährt. Von 2010 bis 2014 summieren sich die Ansprüche sogar auf 8,8 Mrd. Euro – wahrlich keine Peanuts.
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Quelle: Vergütungsbericht 2014
Ob die betroffenen Mitarbeiter aber tatsächlich einem Teil ihrer angesammelten Ansprüche Adieu sagen müssen, bleibt zunächst offen. Die Deutsche Bank wollte hierzu keinen Kommentar abgeben und verwies auf die Pressekonferenz vom 28. Januar.
Der Vergütungsbericht für 2014 sieht allerdings tatsächlich vor, dass die Verfallsmechanismen, die sogenannten Clawbacks, rückwirkend greifen, sobald Verluste auf Konzern- oder Geschäftsbereichsebene anfallen. Dort heißt es etwa: „Die Leistungsbedingung wird ausgelöst, wenn das Konzernergebnis vor Steuern (Income Before Income Taxes – IBIT) negativ ist.“ In diesem Fall müssten die Mitarbeiter auf „100 Prozent der in diesem Jahr anstehenden REA“ verzichten. Bei REA handelt es sich um aktienbasierte Vergütungsbestandteil; hinzu kommen noch RIA, die aus aufgeschobenen Barzahlungen bestehen.
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Quelle: Vergütungsbericht 2014
Von Verlusten auf der Geschäftsbereichsebene könnten zumindest die rund 2900 Material Risk Taker betroffen sein, die die Deutsche Bank in 2014 beschäftigte und die eine besondere Verantwortung für Risiken und Erträge der Bank tragen. Im Falle eines Vorsteuerverlusts der Geschäftseinheit sollen diese 100 Prozent ihrer für dieses Jahr anstehenden aufgeschobenen Bonuszahlungen (REA und RIA) verlieren. Dies könnte zumindest im Investment Banking und Filialgeschäft eintreten.
Doch ob diese Kriterien tatsächlich greifen, ist noch unklar. Denn wie gesagt entfällt der Großteil des Konzernverlusts in 2015 auf Abschreibungen und Rückstellungen und nicht etwa auf das operative Geschäft. Seit der Finanzkrise gab es jedoch kaum Beispiele, bei denen die Clawback-Mechanismen in der Bankenbranche tatsächlich gegriffen hätten.