Am Beginn seiner Karriere macht jeder Fehler, selbst diejenigen, die es später bis ganz nach oben schaffen. Wer sich allerdings auskennt, kann so manches Fettnäpfchen umgehen. Daher haben wir hier die verbreitetsten Fehler zusammengestellt:
1. Sich bei nur einem Vorgesetzten einzuschmeicheln
Jungbanker sollten nicht nur auf einen Vorgesetzten wie z.B. den Managing Director (MD) setzen. Damit werden Sie lediglich zu früh auf eine Nische festgenagelt und schränken Ihre Entwicklungsmöglichkeiten zu sehr ein, warnt Headhunter Simon Lewis von Page Executive. „Darüber hinaus kann sich der MD zu sehr auf Sie verlassen, was Ihnen leidvolle Stunden bereiten kann“, ergänzt er.
2. Sich nicht bei demjenigen einzuschmeicheln, der die Arbeit vergibt
Wenn derjenige, der die Arbeit vergibt, Sie leiden mag, dann steigen Ihre Chancen bei den richtigen Deals Erfahrungen zu sammeln, was Ihren Lebenslauf aufhübscht. „Mit demjenigen auf gutem Fuß zu stehen, der die Arbeit vergibt, hilft Ihnen, freitägliche Arbeitsaufträge zu vermeiden und schlechte neue Aufträge zu erhalten“, sagt Lewis.
3. Während des Excel-Trainings nicht aufzupassen
Investmentbanken vermitteln Einsteigern regelmäßig die Grundkenntnisse des Financial Modelling; bei den Excel-Fertigkeiten herrscht indes oft Nachholbedarf. Dabei erweisen sich die sogenannten Shortcuts oft als besonders nützlich, wenn Sie noch vor 2 Uhr nachts das Büro verlassen möchten. Wer es also bei den Trainings in den ersten Wochen des neuen Jobs langsam angehen lässt, handelt sich womöglich langfristig folgenreiche Nachteile ein. „Hierbei effizient zu sein, kann Ihnen helfen, einen Spitzenbonus und bereits im dritten Jahr eine Beförderung zu erhalten“, betont Lewis.
4. Nur ans Geld zu denken und zu häufig den Arbeitgeber zu wechseln
Juniors, die aufgrund eines besseren Angebots wiederholt den Arbeitgeber wechseln, werden rasch als Jobhopper abgetan, warnt Headhunterin Jeanne Branthover von Boyden. Wer umgekehrt über drei bis fünf Jahre an seinem ersten Arbeitgeber festhält, erwirbt wichtige Erfahrungen und wird so für den Arbeitsmarkt attraktiver.
Laut Personalvermittlerin Carol Hartman von DHR International würden viele Jungbanker in ihrem ersten Job nicht genügend Erfahrung sammeln. „Nach der Uni hatte ich einen derjenigen Investment Banking Jobs, in dem Sie zwei Jahre bleiben und dann weiterziehen. Ich weiß also, dass es ein übliches Programm gibt“, sagt Hartman. „Ich beobachte, dass viele Leute nach einem Jahr gehen, um etwas anderes zu machen. Oft springen sie zu Private Equity oder Hedgefonds ab.“
„Stattdessen sollten Sie die Chance ergreifen und erst einmal Experten in Ihrer derzeitigen Tätigkeit werden, sich um Ihre aktuellen Angelegenheiten kümmern und sich nicht zu sehr auf die nächste Gelegenheit konzentrieren“, sagt die Beraterin. „Kümmern Sie sich nicht darum, was Ihre Freunde machen.“
5. Den älteren Kollegen sämtliche Kundenkontakte zu überlassen
Indem Sie bei Kunden einen guten Eindruck hinterlassen, steigen auch Ihre Chancen als Associate von ihnen übernommen zu werden, meint Lewis.
6. Sich keine Zeit zum Networking zu nehmen
Laut Branthover versäumen es Jungbanker oft, genügend Zeit fürs Networking mit ihren Kollegen und Vorgesetzten zu reservieren. „Um Ihre Karriere voranzubringen, ist internes und externes Networking von entscheidender Bedeutung. Auf diese Weise bauen Sie Kontakte für künftige Beförderungen und Arbeitgeberwechsel auf“, erläutert Branthover. „Leider müssen viele Jungbanker sehr lange arbeiten, haben keine Erfahrung darin, wie wichtig Netzwerke sind, bleiben in Deckung und konzentrieren sich allein auf ihre unmittelbare Arbeit, ihre Abgabetermine und den Druck.“
7. Den richtigen Zeitpunkt für einen MBA zu verpassen
Für eine Karriere im Investment Banking spielen heute MBAs nicht mehr die gleiche Rolle wie in der Vergangenheit. Dennoch stellen besonders die erstklassigen US-Business Schools ein gutes Fundament für eine außerordentliche Karriere dar. Ein paar Jahre Berufserfahrung im Investment Banking plus einem anschließenden MBA verschafft Ihnen sowohl erstklassige Karrierechancen im Investment Banking als auch Ausstiegsoptionen. „Es handelt sich um einen verbreiteten Fehler junger Banker vor einem MBA zu viele Jahre zu arbeiten, um bei der Vergütung und der Karriere voranzukommen“, warnt Branthover.
8. Einen Job nur des Geldes wegen anzunehmen, obwohl die Unternehmenskultur nicht passt
Sich auf ein maximales Gehalt zu konzentrieren, stellt besonders am Karrierebeginn einen weitverbreiteten Fehler dar. Viel wichtiger ist es, einen Job zu finden, der von den Interessen den erforderlichen Kompetenzen und der Kultur am besten zu Ihnen passt. „Ihre Arbeit wird bereits überaus gut vergütet, also machen Sie sich keine Sorgen“, sagt Hartman. „Das Leben ist lang und die Chancen stehen gut, dass Sie mehr Geld als Ihre Eltern verdienen.“
9. Sich mit seinen Kollegen zu betrinken
Wer es als Student gewohnt war, von einem bescheidenen Budget zu leben, für den ist die Verlockung groß, beim Ausgehen mit Kollegen über die Stränge zu schlagen. Hartman empfiehlt sich bei einschlägigen Veranstaltungen mit zwei Drinks zu begnügen. „Veranstalten Sie keine Party mit Ihrem Vorgesetztem“, rät Hartman. „Ich habe schon beobachtet, wie sich Leute daneben benommen haben und sich vor den Augen Ihrer Kollegen wie Idioten aufführten. So manchem hat das schon seinen Job gekostet.“
„Wenn Sie mit einem Kollegen auf ein Bier ausgehen, dann muss es nicht gleich der Managing Director sein“, sagt Hartmann. Vielmehr könne es schon peinlich werden, wenn junge Banker nur mit einem Associate im dritten Jahr ausgehen und alle über die Stränge schlagen. „Das Arbeitsleben wird nicht leichter, wenn es zu sozialen Verstimmungen kommt. Also bleiben Sie auf einem professionellen Niveau mit maximal zwei Drinks.“
10. Vermeiden Sie die Drecksarbeit
Jungbanker sollten sich freiwillig melden und auch Arbeiten übernehmen, für die sich alle anderen zu schade sind. „Alle wollen am Gucci-Deal mitarbeiten, an einem sexy Deal, aber niemand will am Hundefutter-Deal arbeiten, selbst falls dieser hochprofitabel sein sollte“, meint Hartman. Vielmehr sollten Sie sich freiwillig für die Geschäfte melden, die aus Investorensicht am interessantesten sind. „Auf diese Weise nutzen Sie auch Ihre besten Bonuschancen“, ergänzt Hartman.