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Haben Sie einen schlechten Bonus erhalten? Wie Sie entscheiden, ob Sie gehen oder nicht

In vielen Banken steht jetzt der DOLF an. An diesem besagten „Day of long faces” erfahren die Banker die Höhe ihres Bonus für das abgelaufene Jahr. 2016 Jahr dürfte der Tag zumindest bei der Deutschen Bank und der Credit Suisse seinem traurigen Namen alle Ehre machen. Wenn auch Sie zu den Betroffenen gehören, was können Sie überhaupt unternehmen? Unser kleiner Ratgeber hilft bei der Entscheidung.

Die Boni fallen bei den meisten Banken schlecht aus

Bei der Beurteilung Ihres eigenen Bonus sollten Sie beachten, dass viele Finanzdienstleister bereits angekündigt haben, die variablen Vergütungen für 2015 zu kürzen. Und wer tatsächlich in den vergangenen Monaten Personal aufgebaut hat, dürfte mit seiner Profitabilität zu kämpfen haben. In diesem Fall wollen sich also noch mehr Leute aus einem kleineren Bonuspool bedienen.

„Die Bonussaison fällt dieses Jahr hart aus. Viele Leute werden unzufrieden sein“, fürchtet Karrierecoach Roy Cohen, der auch einen Überlebensratgeber für die Wall Street verfasst hat. „Alternativ kann er auch ganz gestrichen werden, was für viele Leute in diesem Jahr nicht unerwartet kommen dürfte.“

„Bedenken Sie, dass es sich um eine Nebenwirkung des Marktes handelt und dass die Vergütungsmodelle sich insgesamt verändern“, warnt er. „Derzeit stellen nicht sonderlich viele Banken ein. Wenn Sie sich zum Wechsel entscheiden, wohin wollen Sie gehen?“

Achten Sie auf die Jobs, die am stärksten betroffen sind

Aktienexperten dürften in aller Regel beim Bonus besser abschneiden als die Kollegen aus dem Geschäft mit festverzinslichen Wertpapieren. Generell erhalten Mitarbeiter aus den Bereichen Aktien, Elektronischer Handel, M&A und weiteren Investment Banking-Funktionen mehr Geld als aus dem Bereich Fixed Income, meint Mike Karp, Chef des Recruitment-Unternehmens Options Group aus New York.

Für einen Trader mag es in dieser Situation verlockend sein, zu einem Wettbewerber zu wechseln. Dies setzt jedoch voraus, dass es dort auch eine offene Stelle gibt, was derzeit eher selten der Fall ist. „Die Unternehmen, die jetzt einstellen, machen es aus strategischen Gründen“, sagt Karp. „Jeder will den kommenden Superstar haben, was allerdings nicht leicht fällt, weil aufstrebende Superstars üblicherweise bereits gut bei ihrem alten Arbeitgeber verdienen.“

Nach dem ersten Schock über den mickrigen Bonus ist erst einmal die Zeit zur Bestandsaufnahme gekommen. Versuchen Sie sich zunächst einen Überblick zu verschaffen.

„Es dreht sich nicht immer alles um die Vergütung. Die Leute wollen nicht den Reset-Knopf drücken und wieder von ganz vorn anfangen“, sagt Karp. „Viele Leute denken über die Plattform, das Management, die Compliance nach, um das richtige Unternehmen und Geschäft zu finden. Sie haken heute sämtliche Kästchen ab, anders als vor der Krise.“

Überlegen Sie sich den Grund

Gleich ob es sich um einen unerwartet niedrigen Bonus oder sogar um eine Kündigung handelt, in jedem Fall müssen Sie die Gründe verstehen, wieso dies eintreten konnte. Falls sämtliche Kollegen ebenfalls einen schmalen Bonus erhalten haben, dann sagt dies einiges über die Unternehmenssituation aus.

„Das kommt häufig bei Startups und kleineren Finanzdienstleistern mit Cashflow-Problemen vor; es handelt sich nicht um Ihre individuelle Leistung”, sagt Personalberaterin Jane Cranston von Executive Career Coach. „Die Leute gewöhnen sich an märchenhafte Boni, aber die sinken überall.”

„Vielerorts werden miserable Boni gezahlt. Fast alle, mit denen ich gesprochen habe, haben deutlich weniger als in den zurückliegenden Jahren erhalten. Nur bei den Top-Performern sieht es anders aus”, ergänzt Cranston. „In diesem Fall würde ich nicht gehen. Falls das Unternehmen aber in ernsthaften finanziellen Schwierigkeiten ist, dann sollten Sie über einen Wechsel nachdenken.”

Schauen Sie in den Spiegel. Falls nur Sie allein einen enttäuschenden Bonus erhalten haben, dann müssen Sie sich über die Gründe im Klaren werden. Doch ganz gleich, woran es gelegen hat, sollten Sie Ihren Lebenslauf überarbeiten und sich nach beruflichen Alternativen umsehen.

„Dabei handelt es sich um ein Alarmzeichen. Falls nur Sie betroffen sind, dann will das schon etwas heißen. Es handelt sich um eine subtile Weise, um Ihnen klarzumachen: ,Wir wollen, dass Sie gehen’ und dabei auf die Tür zu zeigen”, betont Cranston.

Behalten Sie den Überblick

Vielleicht hat es andere Kollegen schlimmer getroffen und ihnen wurde sogar gekündigt. Es ist wichtig, die Geschehnisse in den richtigen Kontext einzuordnen.

„Wie werden die anderen Leute behandelt und wie sieht es auf dem Markt aus?”, fragt Cranston. „Die meisten Leute können es sich einfach nicht leisten aufzustehen und zu gehen, was natürlich nicht bedeutet, dass Sie sich nicht umschauen können.”

„Ich empfehle den Leuten niemals, sofort zu kündigen, das stellt einfach eine Kurzschlusshandlung dar”, warnt die Karriereberaterin. „Gehen Sie niemals aus Verärgerung, nach dem Motto: ,Dem werde ich es schon zeigen…’ Denn was genau wollen Sie ihm schon zeigen?”

Bekommen Sie keinen Tobsuchtsanfall

Was auch immer Sie unternehmen, Sie sollten keine Brücken hinter sich abbrechen, ohne dies zuvor gründlich abgewogen zu haben. Versuchen Sie ein wenig Abstand zu gewinnen und es nicht zu nahe an Sie herankommen zu lassen.

„Wenn Sie sich erst einmal die Zeit gelassen haben, es zu verarbeiten, dann können Sie eine Entscheidung fällen”, sagt Cohen. „Beginnen Sie mit der Jobsuche, so lange Sie noch eine Arbeit haben, kündigen Sie aber niemals, ohne schon ein neues Jobangebot in der Hand zu halten. Sie können sich niemals sicher sein, wie der Markt reagieren wird.”

„Falls Sie sich spontan zu einer Kündigung hinreißen lassen, wie wird das auf die Welt dort draußen wirken? Wie wollen Sie Ihre Kündigung oder Ihr Jobhopping rechtfertigen?”, fragt er. „Ein potenzieller Hiring Manager wird sich denken: ,Auch unser Unternehmen zahlt keine großartigen Boni’ und an Ihrer Urteilsfähigkeit zweifeln. Vorschnell zu kündigen oder mit einem Wutausbruch zu reagieren, ohne darüber gründlich reflektiert zu haben, kann sehr gefährlich sein.”


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