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Die Magie der Stimme: Mit gekonnter Aussprache in Beruf und Karriere punkten

Kaum etwas ist uns so nah wie unsere eigene Stimme, dennoch verkennen die meisten Menschen, welches machtvolle Instrument die Stimme für Beruf und Karriere darstellt. Frederik Beyer hat Operngesang studiert und zehn Jahre als Nachrichtensprecher für den Mitteldeutschen Rundfunk gearbeitet. Heute berät der Erfurter als Voice Coach Banker und andere Führungskräfte beim Einsatz ihrer Stimme. „Gerade in den Finanzdienstleistungen gibt es viele Produkte, die nicht wirklich greifbar sind. Umso wichtiger ist es, mit der Stimme Vertrauen herzustellen“, sagt Beyer. Hier seine besten Tipps:

Den eigenen Ton treffen

„Viele Menschen sprechen zu hoch“, beobachtet Beyer. Eine Studie zeige auf, dass Menschen mit einer um 22,1 Hertz tieferen Stimme als der Durchschnitt im Beruf erfolgreicher sind. „Ein helle Frauenstimme klingt dann schnell ein wenig nervig, während eine sonore tiefere Männerstimme Vertrauen einflößt“, warnt Beyer.

Doch es gibt auch den umgekehrten Effekt. „Vor allem jüngere Führungskräfte wollen älter und erfahrener klingen und sprechen zu tief, womit sie Seniorität vorspielen. Das funktioniert aber auch nicht“, betont Beyer.

Die Stimme sei etwas ganz Persönliches, meint Beyer, und zwar im wörtlichen Sinne. „Person kommt von Lateinisch ‚per-sonare‘, was so viel bedeutet wie ‚durch-klingen‘.“ Daher komme es darauf an, den „Eigenton“ der Stimme herauszuarbeiten. „Dann hält die Stimme am Längsten durch und sie klingt auch am Authentischsten.“

Klicken Sie bitte unten auf Play, um die Audio-Übung zur optimalen Sprechtonhöhe zu starten:

Der Zusammenhang zwischen Persönlichkeit und Stimme

Die richtige Stimmlage müsse zur Persönlichkeit passen. „Daher beschäftigt man sich beim Sprechtraining immer auch mit sich selbst“, erläutert Beyer. Es komme darauf an, die „Selfness“ herauszuarbeiten, weshalb er auch mentale Techniken einsetze. So komme es beispielweise vor, dass Leute nuscheln, weil sie fürchten, sich durch eine deutliche Aussprache angreifbar zu machen. „Es ist kein Zufall, wie die Stimme klingt. Nervosität, Stress und Druck klingen durch“, betont Beyer. Selbst so mancher hochrangige Manager hätte Schwierigkeiten, vor einem größeren Publikum zu sprechen. „Es gibt sogar Leute, die mehr Angst vor einer Rede als vor dem eigenen Tod haben.“ Wer innerlich nicht gelassen sei, würde stimmlich auch nicht gelassen herüberkommen. „Umgekehrt wirkt die Stimme auch auf uns zurück“, beteuert Beyer.

Spiegeln Sie Ihr Gegenüber wider

„Bei der Kommunikation kommt es darauf an, Gemeinsamkeit herzustellen“, führt Beyer weiter aus. Daher sollten sich Banker und andere Führungskräfte in einem Meeting, bei Verhandlungen oder auch in einem Vorstellungsgespräch bewusst auf ihr Gegenüber kalibrieren. „Man kann das Sprechverhalten spiegeln, ähnlich wie auch die Körpersprache.“ So können Banker und Führungskräfte Sprachgeschwindigkeit, Lautstärke und Tonhöhe übernehmen. „Dann spricht man im wahrsten Sinne des Wortes die gleiche Sprache“, kommentiert Beyer.

Das Problem mit dem „ähm“

Man liest es nur selten, dennoch zählt es zu den meistgebrauchten Wörtern der deutschen Sprache, das „ähm.“ Dieser Verlegenheitsausdruck ist nicht nur gänzlich sinnfrei, sondern klingt auch unprofessionell. Um sich das Unwort abzutrainieren, empfiehlt Beyer eine Präsentation beispielsweise vorab zu proben und das Ganze aufzunehmen. „Das ist mit einem Smartphone oder Diktiergerät leicht getan“, resümiert Beyer. „Anschließend hören Sie sich die Aufzeichnung an und identifizieren oder zählen sogar die ‚ähms‘. Beim zweiten Versuch ersetzen Sie einfach sämtliche ‚ähms‘ durch Pausen.“ Mit ein wenig Übung stellten sich hier rasch Fortschritte ein.

„Ich empfehle, das Hinterlassen einer Sprachnachricht auf einer Mailbox immer auch als Minitraining zu nutzen“, ergänzt Beyer. „Versuchen Sie die Nachricht auf den Punkt zu bringen und auf alle ‚ähms‘ zu verzichten.“

Vermeiden Sie „Girlandensätze“

Nach Beyers Erfahrung tendieren manche Führungskräfte zu „Girlandensätzen“; sie sprechen also ohne Punkt und Komma. „Sie bleiben mit der Stimme permanent oben“, sagt Beyer. Der Verzicht auf eine kurze Pause am Satzende wirkt immer ein wenig gehetzt. „Das fällt sogar Bankvorständen schwer“, weiß Beyer.

Klicken Sie bitte unten auf Play, um die Audio-Übung zu Girlandensätzen zu starten:

Achten Sie auf kulturelle Unterschiede

Der Sprachduktus fällt in Kulturen und Ländern recht unterschiedlich aus. So sprechen Schweizer beispielsweise deutlich langsamer als Deutsche. Wer als Deutscher bei einem Vorstellungsgespräch in der Schweiz in Formel 1-Geschwindigkeit spricht, gilt schnell als ungehobelt und überheblich.

Auch hier empfiehlt Beyer sich an das landestypische Sprachverhalten anzupassen, um Gemeinsamkeit herzustellen. Falls es in fremden Ländern bei der Kommunikation z.B. auf Englisch Schwierigkeiten gebe, dann könne man das Problem direkt ansprechen. „Holen Sie es auf die Metaebene, sprechen Sie es direkt an und räumen Sie so Missverständnisse aus“, rät Beyer.


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