Uni ist nicht gleich Uni. Das gilt auch für die Karrierechancen in M&A im deutschsprachigen Raum. Manche M&A-Abteilungen der Banken werden von den Absolventen bestimmter Unis dominiert, umso wichtiger ist es, bereits an der „richtigen“ Uni studiert zu haben. Doch welche sind dies?
Headhunterin Sabrina Tamm von Financial Talents in Frankfurt hat sich auf die Vermittlung junger M&A-Talente spezialisiert. Für eFinancialCareers hat sie ihre Datenbank nach Kandidaten mit einem klaren Bezug zu Deutschland, Österreich und der Schweiz ausgewertet. Dabei handelt es sich um 150 Analysten, Associates und Vice Presidents der führenden Investmentbanken: Bank of America, Barclays, BNP Paribas, Citi, Credit Suisse, Deutsche Bank, Goldman Sachs, JP Morgan, Lazard, Rothschild und UBS. Commerzbank, Landesbanken und Boutiquen fehlen also in dieser Aufstellung. Berücksichtigt wurden Bachelor, Master und Diplom-Studiengänge.
Demnach stammen 14 Prozent der M&A-Juniors von der European Business School in Oestrich-Winkel (EBS) und jeweils 13 Prozent von den Universitäten Frankfurt und Mannheim. Von den ausländischen Unis liegen London School of Economics (7 Prozent), Maatricht University (6 Prozent) und Uni St. Gallen (5 Prozent) vorn.
Doch Vorsicht: Wenn man nur die Analysten, in ihren ersten drei Jahren im Investment Banking, heranzieht, ergibt sich ein etwas anderes Bild. Dann liegen die Unis in Frankfurt (18 Prozent), Mannheim (11 Prozent) und München (LMU und TU, 10 Prozent) vorn. Dagegen fällt die EBS mit 7 Prozent auf den fünften Platz zurück. Bei einem ganz ähnlichen Ranking vor drei Jahren hatte die EBS noch dominiert. Anscheinend hat der dortige Finanz-Skandal vor einigen Jahren erhebliche Blessuren am Image hinterlassen.
Es kommt nicht allein auf die Uni an
Prinzipiell könnten Leute, die ins M&A wollen, ihr Studium bei jeder Uni aufnehmen. Denn immerhin 29 Prozent der untersuchten 150 Lebensläufe enthielten keine der genannten Hochschulen. „Wir finden in Deutschland bei Top-Banken Studenten von fast jeder Universität“, erläutert Tamm. „Starten kann man wirklich fast, wo man will. Wichtig ist dann, einen klaren Corporate Finance-Bezug im CV erkennen zu lassen. Interessant bleibt, dass auch die anspruchsvollsten Banken wie Goldman Sachs in Ausnahmen auf eine bekannte Uni verzichten, wenn der Kandidat anders überzeugt.“
Falls der Bachelor von einer einschlägig weniger renommierten Hochschule stamme, empfiehlt Tamm dennoch den Master an einer einschlägigen Uni zu erwerben. „Dazu werden Praktika im Investment Banking und mindestens ein Auslandssemester erwartet.“ Nach ihrer Datenbank erfolgt dies immer öfters im asiatisch-pazifischen Raum, vor allem in Hongkong, Singapur und Sydney.
Von den jungen Investmentbankern mit Bezug zu Deutschland, Österreich und der Schweiz haben tatsächlich einige klingende Namen wie Harvard, Berkeley, Yale, Columbia, Cambridge oder Oxford im Lebenslauf. „In den meisten Fällen waren dies aber Austauschsemester“, schränkt Tamm ein.
Interessanterweise scheint ein Master nicht einmal bei einer so renommierten Adresse wie Goldman Sachs Pflicht zu sein. „Unsere Auswertung der Analyse ergibt, dass etwas mehr als die Hälfte der deutschen Graduates einen relevanten Masterabschluss besitzt“, sagt Tamm. „Circa ein Drittel hat ‚nur‘ einen Bachelor und unter 10 Prozent der jungen Graduates haben noch ein Diplom.“ Letzteres betreffe vor allem die Wirtschaftsingenieure, die ihr Studium weiterhin mit einem Diplom abschließen. Dabei bringen fast alle Einsteiger einen wirtschaftswissenschaftlichen Hintergrund mit. „Sogar der Anteil der Juristen ist verschwindend gering“, ergänzt Tamm.
Karriere im Investment Banking ist auch ohne Spitzenabschluss möglich
Bei den Noten gibt Tamm unterdessen ein wenig Wasser in den Wein. Sogar Absolventen mit nicht einwandfreien Noten bekämen bei Top-Investmentbanken Chancen. „Auch wenn alle gerne so tun als ob: Weniger als ein Viertel hat mit 1,5 oder besser abgeschlossen. Ein größerer Anteil schaffte es in seinem Jahrgang unter die ersten 10 Prozent. Aber auch Graduates mit einem guten Abschluss und im guten Mittelfeld haben sehr gute Eintrittschancen.“