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GASTBEITRAG: Wie das Leben eines machtlosen jungen Investmentbankers tatsächlich aussieht

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Viele haben schon von den 80-Stunden-Wochen im Investment Banking gehört, doch nur wenig über die Arbeitswirklichkeit im Investmentbanking schafft es in die breitere Öffentlichkeit. Jedes Jahr wieder bewerben sich abertausende Milchgesichter um eine Einstiegsposition in der Branche und nur wenige davon haben eine Vorstellung, was sie hier erwartet.

Als Junior sind Sie im großen Schachspiel des Bankings lediglich ein Bauer. Sie haben kaum Einfluss auf Ihr eigenes Schicksal, bevor Sie nicht einige Jahre Berufserfahrung gesammelt haben. So lautet die Wahrheit im Investmentbanking.

1. Die langen Arbeitszeiten sind nicht wirklich erforderlich, dennoch gilt Anwesenheitspflicht

Von Ihnen wird erwartet, als erster im Büro zu erscheinen und als letzter zu gehen. Gefragt werden Sie dabei nicht – ansonsten müssen Sie schon eine verdammt gute Ausrede haben. Selbst wenn Sie eigentlich nichts zu tun haben, müssen Sie sich Ihre Zeit mit dem Lesen von Nachrichten oder der Beschäftigung mit alten Geschäften oder Modellen vertreiben. Falls Sie beides bereits hinter sich haben, müssen Sie eine andere Beschäftigung finden.

2. Sie sind das unterste Glied einer Hierarchie

Viele Investmentbanken sind dazu übergegangen, ihren Analysten schnellere Beförderungen und spannendere Aufgaben zu bieten. Einige rühmen sich sogar mit ihrer flachen Führungsstruktur. Dennoch handelte es sich beim Banking immer noch um eine hierarchische Branche, was auch künftig so bleiben dürfte. Sie können sich mit Ihrem Managing Director oder Vice President noch so gut verstehen, wenn es hart auf hart kommt, dann sind Sie lediglich ein Analyst, der Verkaufspräsentationen oder Modelle zu entwerfen hat.

3. Die Arbeit ist wenig abwechslungsreich

Den meisten Analysten obliegen lediglich zwei Aufgaben: Erstens müssen sie mit Powerpoint Präsentationen für Vorgesetzte, Kunden oder Meetings erstellen, die sogenannten Pitch Books. Zweitens müssen sie mit Excel entweder Finanzierungsmodelle oder Szenarien entwickeln oder bestehende Modelle mit den Daten eines bestimmten Unternehmens auf Vordermann bringen. So fällt die alltägliche Arbeit in M&A, Corporate Advisory, Restrukturierung oder Equity Capital Markets aus. In Debt Capital Markets oder Leveraged Finance tritt an die Stelle der Modelle womöglich die Preisfindung für Anleihen mit Bloomberg oder selbstentwickelter Software.

4. Sie werden von Anfang an in eine Schublade gesteckt

Sie müssen sich darauf einstellen, von Anfang in die Schublade eines Teil-Teams gesteckt zu werden, wobei es sich um eine bestimmte geographische Region oder eine Produktart handeln kann. In den meisten Fällen werden Sie nach Ihrer Ausbildung und vorheriger Berufserfahrung zugeteilt – manchmal geschieht es auch eher zufällig. Tatsächlich erinnert dies manchmal an den „sprechenden Hut“ aus den Harry Potter-Romanen.

5. Es dauert Jahre, bevor Sie einen Kunden sehen

Einen besonderen Charme eines Jobs im Front Office stellt der Kundenkontakt dar. Leider findet dies jedoch nur auf den höheren Karrierestufen statt. Sicherlich tauschen Sie E-Mails mit Ihren Kunden aus und nehmen auch an Telefonkonferenzen zur Due Diligence teil. Dennoch werden Sie kaum direkt mit den Kunden sprechen oder eine Präsentation vorstellen, bevor Sie Vice President sind – außer Sie sind der neue Gordon Gekko.

6. Sie haben zu gehorchen und nichts zu entscheiden

Die Entscheidungen werden zumeist von den Managing Directors oder Directors des Teams gefällt. Dagegen müssen die Analysten sehr eng mit Associates und Vice Presidents zusammenarbeiten. Dabei haben Sie den Vorgaben zu folgen und sie präzise auszuführen und keinerlei Kreativität zu zeigen. Wenn Sie Ihre Arbeit korrekt und pünktlich erledigen, sind alle zufrieden.

7. Es geht zu wie beim Militär

Wie ein Rekrut im Militär können Sie einzelne Ränge nicht einfach überspringen. Es dauert über zehn Jahre, um es von einem Offiziersanwärter zum Generalmajor zu bringen. Ähnlich dauert es wenigstens zehn Jahre, um vom Analysten zum Managing Director zu avancieren.

8. Sie müssen Geduld lernen

Die alltäglichen Arbeitsabläufe sind wenig effizient. Sehr oft wird Ihnen Arbeit noch spät am Tag  aufgehalst, so dass Sie lange im Büro bleiben müssen. Die berühmten 100-Stunden-Wochen bestehen also auch aus Herumsitzen und Warten auf Arbeit.

9. Gerissenheit ist wichtig

Die Investment Banking-Analysten erhalten eine Gesamtvergütung (Gehalt plus Bonus), die bedeutend höher als in anderen Branchen ausfällt. Die Bezahlung ist also gut und sofern Sie bei einem guten Unternehmen arbeiten, gilt dies auch für die Arbeitsplatzsicherheit. Im Investment Banking kommt es darauf an, mit Autorität umzugehen zu lernen, Ihren Geschäftssinn zu schärfen, kommerzielles Selbstbewusstsein aufzubauen und den anderen zu zeigen, dass Sie alles Erforderliche für den Job mitbringen.

Sameer Rizvi besitzt einen CFA und ist Managing Partner bei RD Capital Partners LLP. Dabei handelt es sich ein Beratungsunternehmen, welches sich auf alternative Investments im europäischen Gesundheitswesen, Immobilien und Wachstumsbranchen spezialisiert hat. Vorher war Rizvi Investmentbanker bei der Royal Bank of Scotland und der Commerzbank.


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