Patrick Oberhaensli hat den Chartered Alternative Investment Analyst (CAIA) bei dessen erstem Jahrgang in 2003 bestanden. Sein CAIA trägt die Nummer 12, wobei 1 bis 10 reserviert waren. Zuvor hatte er bereits einen Chartered Financial Analyst (CFA) bestanden. Nach vielen Jahren u. a. als Derivateexperte der UBS und in Fonds Sales hat sich Oberhaensli Ende 2013 in Zug und Zürich selbständig gemacht, berät Investoren bei quantitativen Lösungen und bereitet Finanzprofis u.a. auf die Prüfungen zu CAIA und CFA vor. In einem Gastbeitrag erläutert Oberhaensli, wieso er heute CFA und CAIA parallel erwerben würde.
Als ich mich für den CAIA angemeldet habe, war das Diplom in der Schweiz fast völlig unbekannt. Doch ich hatte damals schon das Potenzial eines tatsächlich globalen Zertifikats für alternative Investments erkannt. Alles beginnt klein, vieles endet auch klein, aber beim CAIA schien es mir anders zu sein. Und mittlerweile zählt die Schweiz relativ zur Bevölkerung betrachtet die meisten CAIA-Holder, was für die große Bedeutung der alternativen Investments am Finanzplatz Schweiz spricht. Meines Erachtens ergänzen sich CFA und CAIA optimal. Ich rate heute Leuten, gleich beides parallel zu absolvieren, soweit das möglich ist:
CFA und CAIA haben große Synergien
Die beiden Zertifikate bieten beträchtliche inhaltliche Ähnlichkeiten, gar Überschneidungen. Das gilt namentlich für den sehr wichtigen ethischen Teil. Tatsächlich hat der CAIA den ethischen Inhalt vom CFA übernommen. Auch in den quantitativen Teilen gibt es Überschneidungen. Wer also beides gleichzeitig lernt, kann sich ziemlich viel Zeit und Aufwand sparen.
Doch die Synergien liegen nicht nur in inhaltlichen Übereinstimmungen. Vielmehr sind beide Programme als Selbststudium konzipiert. Wer also einmal die für sich optimale Lernmethodik gefunden hat, kann sich rasch durch beides durcharbeiten. Nicht zuletzt fallen die Tests mit den Fragekonstruktionen und den Multiple Choice-Verfahren ganz ähnlich aus; beide besitzen darüber hinaus auch einen „Essay“-Teil im fortgeschrittenen Stadium. Wer also mit dem CFA zurechtkommt, dem gelingt wahrscheinlich auch der CAIA – sofern er Interesse an alternativen Investments mitbringt.
Drittens passen auch die Prüfungstermine gut zueinander. Die Prüfungen zu den drei CFA-Leveln finden alljährlich im Juni statt. Im Dezember wird darüber hinaus die Prüfung zum Level I angeboten. Beim CAIA liegen die Termine für die beiden Prüfungen in März und September. Man kann also zum Beispiel den CFA Level I im Dezember absolvieren, den CAIA Level I im März, den CFA Level II im Juni, den CAIA Level II im September und den CFA Level III ein Jahr später im Juni.
Bei der Vorbereitung kommt es auf den richtigen Lernmix an
Generell empfehle ich möglichst früh mit dem CFA- oder CAIA-Programm anzufangen. Versuchen Sie also schon an der Uni den CFA Level I oder den CAIA Level I zu absolvieren. Denn dann fällt der Lernaufwand während der ersten Jahre im Beruf geringer aus.
Auch wenn die Vorbereitung auf CFA und CAIA ganz ähnlich aussieht, kann der optimale Lernmix individuell recht unterschiedlich ausfallen. So mancher kommt mit dem Selbststudium des umfangreichen offiziellen Lernmaterials zurecht; bei vielen ist dies jedoch nicht der Fall, auch aus zeitlichen Gründen. Es ist allerdings möglich, auf das Studienmaterial zurückzugreifen, wie es mittlerweile von mehreren kommerziellen Providern für den CFA, aber auch für den CAIA angeboten wird. Das Programm muss also genügend Kandidaten haben.
Eine zusätzliche Möglichkeit ist an dedizierten Trainings teilzunehmen, das kann in der Gruppe, und/oder auch einzeln geschehen. So ist es durchaus interessant die parallele und individuell unterstützte Vorbereitung auf CFA und CAIA ins Auge zu fassen. Wie es meine Praxis zeigt, spart man dabei viel Zeit und setzt seine Energie deutlich besser ein, sofern man richtig unterstützt wird.
Generell muss jeder den für sich optimalen Lernmix finden. Eine für alle gültige Regel gibt es nicht. Das Optimale ist halt nicht jedem das Seine. Dazu sollten Sie schon am Anfang intensiv darüber nachdenken, was für Sie optimal ist: das Einzelkämpfertum, das gemeinsame Training in der Gruppe oder auch das Einzelcoaching? Dieser Lernmix muss laufend kontrolliert werden. Wenn sich nach einer Prüfung herausstellt, dass die Vorbereitungsmethodik nicht optimal war, müssen Sie sie neu justieren.
Entscheidend ist überdies die Motivation. Es gibt immer wieder Kandidaten, die beim CFA Level II oder sogar Level III abspringen – das muss doch nicht sein. Und das Schöne an diesen globalen Zertifikaten ist: Sie können sie oft wiederholen. In der Regel wird man bei jeder misslungene Prüfung besser. Außerdem stellt dies immer wieder die Gelegenheit dar, Ihren Lernmix zu optimieren. Wenn Sie also genügend Motivation mitbringen, dann sollte es auch mit CFA und CAIA klappen. Lassen Sie sich nie unterkriegen.
Wie Sie die Vorteile von CAIA und CFA richtige hebeln
Sicherlich vermittelt der Erwerb dieser Zertifikate umfassende Fachkenntnisse. Aber das stellt nur einen Vorteil dar. Mindestens ebenso wichtig ist, dass Sie plötzlich die gleiche Sprache sprechen mit einer Vielzahl gleichgesinnter Finanzprofis rund um den Globus. Dies erleichtert Networking und Geschäft über die eigenen „Landes“-Grenzen hinaus ungemein. Solche globalen Zertifikate ebnen die Kontaktaufnahme über berufliche on-line Netzwerke. CFA, CAIA usf. stellen dabei gute Türöffner dar. Ein Zertifikat schafft eine neue Dimension des Vertrauens.