Viele Studenten und Finanzprofis aus Deutschland träumen von einer beruflichen Station oder zumindest einem Praktikum an der Wall Street. Da anders als in London hierfür eine Arbeitserlaubnis erforderlich ist, stellt dies keine kleine Herausforderung dar. Doch auch der Bewerbungsprozess jenseits des Atlantiks fällt etwas anders aus als in Europa. So sprechen Amerikaner von „resume“, wo Engländer „CV“ meinen. Unser New York-Korrespondent Dan Butcher hat mit ortsansässigen Personalvermittlern gesprochen, woran Bewerbungen am häufigsten scheitern:
1. Achten Sie darauf, dass Ihr Lebenslauf nicht sonderbar aussieht
Übersetzten Sie bloß nicht einfach Ihren deutschen Lebenslauf und schicken Sie ihn nach New York. Vielmehr sollte der Lebenslauf möglichst auf eine Seite, maximal zwei Seiten passen, kein Foto und Geburtsdatum enthalten. Ansonsten fällt Ihr Lebenslauf auf – allerdings negativ. Dabei stören sich US-Recruiter nicht nur an Tipp-, Rechtschreib- und Grammatikfehlern. Vielmehr stoßen ihnen auch ungewöhnliche, zu große oder zu kleine Schriften auf. Überdies wird in den USA ein eher konservatives Layout bevorzugt.
„Formatierungsfehler oder eine unleserliche Schrift auf Ihrem Lebenslauf zeugen von mangelnder Sorgfalt“, warnt Headhunterin Brianne Toole von Selby Jennings in New York. „Ich habe schon Hiring Manager gesehen, die einen Kandidaten abgelehnt haben, weil die Formatierung oder die Schriftart die Lektüre des Lebenslaufs erschwerte.“
2. Schildern Sie Ihre Deal-Erfahrung möglichst detailliert
Eines sehen US-Recruiter genauso wie ihre europäischen Kollegen: Der Lebenslauf sollte auf das Anforderungsprofil maßgeschneidert werden. Daher sollten Sie diejenigen Ihrer Kompetenzen herausarbeiten, die in der Stellenbeschreibung verlangt werden. Sie sollten klar stellen, dass Sie in den wichtigen Gebieten die erforderlichen Kenntnisse und Erfahrungen mitbringen. Falls Sie sich für das Geschäft mit Fusionen und Übernahmen bewerben, müssen Sie also minutiös Ihre Beteiligung an M&A-Deals herausarbeiten.
„Die Hiring Manager müssen wissen, an welchen Deals Sie tatsächlich mitgearbeitet haben: von der Recherche, über die Due Diligence und die Verhandlungen bis hin zum Closing. Damit soll sichergestellt werden, dass Sie später auch im Job erfolgreich sein werden“, sagt Toole.
3. Strapazieren Sie die Wahrheit nicht zu sehr
Jeder will sich auf seinem Lebenslauf im besten Licht zeigen. Falls Sie jedoch angeben, maßgeblich an einen bestimmten Deal mitgewirkt zu haben und dann wenig über die Strategie und die Details sagen können, dann wirft das ein ganz schlechtes Bild auf Sie und auch den übrigen – womöglich – zutreffenden Aussagen wird weniger Glauben geschenkt.
„Seien Sie ehrlich, wenn es darum geht, wie weit Sie in einen Deal involviert gewesen sind“, betont Toole. „Was haben Sie zum Pitch-Prozess beigetragen, wie stark waren Sie in den Entwurf der Finanzierungsmodelle eingebunden und haben Sie auch das Closing miterlebt?“
„Recruiter lieben Kandidaten, die zumindest an einer Handvoll Deals von Anfang bis zum Ende mitgearbeitet haben“, sagt die Expertin. „Sie suchen nach Kandidaten, die an allen Teilschritten beteiligt waren.“
„Wenn es um die Berufserfahrung geht, dann ist es besser, bescheiden aufzutreten. Wenn Sie also sagen: ‚Ich habe es der Vollständigkeit halber aufgelistet, aber ich habe das Closing nicht miterlebt‘, dann wird man Ihnen das vielleicht nachsehen, sofern Sie Begeisterung und die richtige Berufserfahrung mitbringen“, meint Toole. „Sie wollen Leute, die nicht zu dick auftragen.“
4. Dokumentieren Sie Ihre Fachkompetenz
Besonders in IT und Operations spielen Programmierkenntnisse eine große Rolle. Wer also Kenntnisse in C++, Java oder Python besitzt, wird viele Anrufe von Personalvermittlern und Arbeitgebern erhalten. Da unterscheiden sich die USA nicht von Europa.
„Hiring Manager suchen nach Kandidaten mit sehr guten Programmierkenntnissen“, beobachtet auch Personalvermittler Ryan Mazza von Phaidon International. „Banken fällt es schwer, Ihnen die erforderlichen Kompetenzen erst zu vermitteln. Daher bevorzugen sie Kandidaten, die durch die Tür treten und Erfahrung in den entsprechenden Sprachen mitbringen.“
5. Schummeln Sie nicht bei Ihren IT-Kenntnissen
Schon beim ersten Telefoninterview sollten Sie die Fachterminologie beherrschen. Da diese ohnehin meist aus dem Englischen stammt, dürfte dies keine allzu große Hürde darstellen. Falls Sie von dem Hiring Manager nach einer speziellen Programmiersprache gefragt werden, dann sollten Sie glaubhaft darstellen können, dass Sie diese auch beherrschen.
„Wenn Sie im Lebenslauf C++ aufführen, und nicht wirklich darüber sprechen können, dann ist das nur frustrierend“, betont Mazza. „Das gehört zu den Hauptärgernissen von Managern, weil es einfach eine Zeitverschwendung darstellt.“
6. Fassen Sie nach
Sie sollten Hiring Managern und Personalvermittlern nicht auf die Nerven fallen, da gelten in den USA die gleichen Regeln wie in Deutschland. Dennoch spricht ein wohlplatziertes Nachfassen für Ihr Engagement und bringt Sie womöglich zurück auf den Radarschirm der Personalverantwortlichen.
„Meine Empfehlung lautet: Schicken Sie noch einmal Ihre Kontaktdaten und versuchen Sie den Kontakt mit einem Hiring Manager aufzunehmen und stellen Sie sich noch einmal vor“, sagt Ahmad Popalyar von der Lucas Group. „HR Mitarbeiter verstehen oftmals die fachlichen Aspekte Ihrer Investments nicht. Daher kann es Ihre Chancen noch einmal erhöhen, wenn Sie tatsächlich mit dem HR Mitarbeiter sprechen, der damit schon einmal zu tun hatte.“