Ein Modewort macht die Runde: „Sabbatical“. Und wie das so mit den Modewörtern ist, sie sind in aller Munde und jeder versteht etwas anderes darunter. Wir haben Personalprofis gefragt, wann man eine Auszeit als Sabbatical bezeichnen darf und was es dabei aus Karrieresicht zu beachten gilt:
Sabbatical, Auszeit oder gleich Arbeitslosigkeit
„Klassischerweise macht man ein Sabbatical bei dem gleichen Arbeitgeber“, meint Headhunter Mike Boetticher von der match personalberatung in Frankfurt. Es handle sich üblicherweise um Auszeiten von über sechs Wochen und weniger als sechs Monaten. Längere Sabbaticals seien in der Praxis eher selten, da Arbeitgeber eine Stelle ungern länger vakant ließen.
„Für mich schließt ein Sabattical immer auch eine Rückkehroption zu demselben Arbeitgeber ein“, stellt Headhunter Raphael Rosenfeld von Argos Adisors in München klar. Im Detail gebe es jedoch Unterschiede. So könnten Beschäftigte bei einigen Unternehmen einige Jahre lang auf einen Teil ihres Gehaltes verzichten und dann ein bezahltes Sabbatical nehmen. Andere Firmen wiederum gewährten Arbeitnehmern Sabbaticals z.B. für den Abschluss einer Promotion. Anschließend müssten die Betroffenen entweder zum Unternehmen zurückkehren oder aber das zwischenzeitlich erhaltene Geld zurückzahlen. „Wenn eine Kündigung vorliegt, dann handelt es sich m.E. nicht um ein Sabbatical, sondern um eine Auszeit oder eine Freistellung“, betont Rosenfeld. Bei Arbeitslosigkeit handle es sich ebenfalls nicht um ein Sabbatical. Daher sollte dies in einem Lebenslauf auch nicht so bezeichnet werden.
Mindestens zehn Jahre Berufserfahrung
„Ich bekomme immer häufiger Lebensläufe von Finanzprofis mit Ende 20 auf den Tisch, die ein halbes oder sogar ein ganzes Jahr auf Weltreise gegangen sind. Und das nach gerade einmal zwei, drei Jahren Berufserfahrung“, berichtet Boetticher weiter. „Dies wirft ein schlechtes Bild auf die Leistungsbereitschaft.“ Boetticher rät eine Auszeit erst nach mindestens zehn Jahren Berufserfahrung, ab vielleicht Ende 30, zu nehmen.
Zwischen Personalmarketing und Realität
„Oft benutzen Unternehmen Sabbaticals als Instrument des Personalmarketings“, weiß Boetticher. Die Firmen wollen sich auf diese Weise als guter Arbeitgeber positionieren. „Man sollte sich aber die Unternehmenskultur genau anschauen“, warnt der Headhunter. „Ich kenne auch Arbeitgeber, die das offiziell anbieten, aber wo es noch nie jemand angenommen hat.“ Bei manchen Adressen würden Angestellte nach einem Sabbatical bei der nächsten Beförderungsrunde übergangen.
„Sabbaticals in der Bankenbranche passen momentan nicht in die Zeit“, meint unterdessen Headhunter Marcus Michel von Contagi Personal in Frankfurt. „Wenn man einerseits tausende von Stellen abbaut, dann kann man nicht andererseits jemanden ein Sabbatical gewähren.“ In der Consulting-Branche indes gebe Sabbaticals schon häufiger.
Wie ein Sabbatical bei einem späteren Arbeitgeber ankommt
Nach Rosenfelds Erfahrung hänge es sehr von der jeweiligen Unternehmenskultur oder sogar von der Persönlichkeit des Vorgesetzten oder HR-Mitarbeiters ab, ob ein Sabbatical positiv oder negativ aufgenommen werde. „Das ist ähnlich wie bei der Elternzeit für Männer. Manche Arbeitgeber sehen das positiv, andere negativ – je nachdem wie konservativ sie sind“, berichtet Rosenfeld.
Wie man eine Auszeit im Lebenslauf aufnimmt
Aus diesem Grund könne es auch keinen generellen Rat geben, ob ein Sabbatical im Lebenslauf aufgenommen werde oder nicht, ergänzt Rosenfeld. Wer sich einige Monate Auszeit gönnt, ohne etwas Weiterführendes zu unternehmen, und bei demselben Arbeitgeber weiterarbeitet, dürfe das Sabbatical durchaus im Lebenslauf unerwähnt lassen. Falls er indes eine Promotion abgeschlossen habe, gehöre dies sehr wohl in den Lebenslauf, zumal sich dies leicht belegen lasse. Wenn indes eine Kündigung ausgesprochen wurde – gleich von welcher Seite – führe um eine Aufnahme in den Lebenslauf kein Weg vorbei.
Erzählen Sie eine Geschichte
Vor allem wenn die Auszeit als Überbrückung zwischen zwei Jobs dient, dann genüge es nicht einfach ein Sabbatical in den Lebenslauf aufzunehmen. „Sie müssen eine Geschichte erzählen können“, betont Michel. „Spätestens in einem Vorstellungsgespräch werden Sie ohnehin danach gefragt.“ So könne man die Auszeit für eine längere Reise, die Renovierung des Hauses, Fortbildungen, das Erlernen einer Sprache oder aber soziales Engagement nutzen. „Ich kenne sogar einen Banker, der eine Auszeit genutzt hat, um einen Reisebusführerschein zu machen.“
Rosenfeld sieht das ganz ähnlich: „Es handelt sich auch um eine Frage der Kommunikation. Wenn jemand, ein Jahr auf der Couch gelegen hat, dann fragt man sich schon nach der Leistungsbereitschaft.“
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