Die Zeiten der lebenslangen Jobs sind endgültig passé; dieses Phänomen ist Geschichte. Früher stellte Jobhopping eine Todsünde für jede Karriere dar. Sobald Sie es in ein Vorstellungsgespräch geschafft hatten, befanden Sie sich gegenüber dem Arbeitgeber in der Defensive und mussten sich gegen den Verdacht der Illoyalität wehren. Bis vor kurzem handelte sich um so etwas wie einen Blauen Brief. Doch dies ändert sich gründlich.
Mittlerweile können Sie ohne Karriereknick erfolgreich von einem Job zum anderen hüpfen. Ein gut ausgeführter Wechsel kann zu einem besseren Job verhelfen, manchmal gelingt es sogar, eine Karrierestufe zu überspringen und dabei auch noch deutlich mehr Gehalt einzustreichen. Einem meiner Bekannten ist dies gerade gelungen. Als er bei uns anfing, handelte es sich um seinen dritten Job in nur fünf Jahren.
Adam der Jobhopper
In der Vergangenheit arbeitete Adam als Associate in der Investment Banking Division (IBD) einer Großbank. Obgleich er gut bezahlt wurde und bei einer führenden Bank beschäftigt war, drängte ihn sein Ehrgeiz dazu, auf die Buy-side zu wechseln und bei einer großen Private Equity-Gesellschaft anzufangen – und das für ein außerordentlich gutes Vergütungspaket. Nachdem er kaum die Zeit gefunden hatte, sich das Passwort für den Computer an seinem neuen Arbeitsplatz einzuprägen, vollzog er auch schon den nächsten Wechsel. Damit gelangte er an die Schwelle meiner Bank und zwar mit einem Vergütungspaket, welches in seiner Größe nur noch von seinem Lächeln übertroffen wurde. Mit jedem Wechsel übersprang Adam eine Karrierestufe und holte für sich ein noch riesigeres Gehalt heraus. Das klingt nicht schlecht, nicht wahr?
Doch sollten Sie sich von diesem Beispiel nicht täuschen lassen, es handelte sich um eine Ausnahme. Es dürfte schwer fallen, Adams Werdegang nachzueifern. Denn Adam hatte Glück, sein regionales Spezialgebiet geriet quasi über Nacht in Mode, womit es eine rege Nachfrage nach seinem Profil gab. Er hatte also Rückenwind.
Auch wenn Ihr Fall anders als bei Adam liegt, sollten Sie einen Arbeitgeberwechsel doch niemals kategorisch ausschließen. Auch Ihnen kann ein erfolgreicher Wechsel gelingen, wenn Sie dabei einige Vorsichtsregeln beherzigen:
1. Wechseln Sie nur aus den richtigen Gründen
Wollen Sie Ihren Job wechseln, weil Sie mit Ihrem aktuellen nicht mehr zurechtkommen oder weil sich gerade eine großartige Chance bietet? Darüber sollten Sie gründlich nachdenken. Die Gründe für einen Wechsel müssen in jedem Fall gut ausfallen.
Ein Jobwechsel stellt keine Kleinigkeit dar. Er ist emotional anspruchsvoll, Sie müssen Beziehungen zu Ihren neuen Kollegen aufbauen und mit den neuen Arbeitsabläufen zurechtkommen – was gerade in einem Haifischbecken schwer fallen kann. Die Intrigen innerhalb einer Bank dürfen Sie niemals unterschätzen. Daher müssen Sie sicherstellen, dass der Wechsel auch zu Ihren langfristigen Karriereplänen passt.
2. Sprechen Sie mit Ihrem Mentor darüber
Ich gehe mal davon aus, dass Sie einen Mentor besitzen… Falls nicht, dann fehlt Ihnen etwas Wesentliches und Sie sollten sich rasch auf die Suche machen. Ein Mentor darf jedoch nicht Ihr direkter Vorgesetzter sein. Es muss sich um jemanden handeln, der nicht direkt von Ihrer Arbeitsleistung abhängt. Schauen Sie sich also nach einer Führungskraft bei der Bank um, die idealerweise großen Einfluss mitbringt. Sie sollten diese Person wie ein Onkel oder Tante betrachten. Es muss sich um jemanden handeln, mit dem Sie Ihre persönlichen Ambitionen besprechen können und der Ihnen wohlmeinende Tipps gibt, gleich ob Sie diese hören wollen oder nicht.
3. Sprechen Sie niemals von Ihren Wechselambitionen
Dies dürften Sie nur gegenüber Ihrem Mentor, mit dem Sie eine vertrauensvolle Beziehung aufgebaut haben. Einer meiner Freunde hat indes gegenüber seinen Kollegen damit geprahlt, dass er Vorstellungsgespräche mit anderen Banken führe. Sein Vorgesetzter hat das mitbekommen und es sich gemerkt. Für dieses Jahr erhielt er keinerlei Bonus. An dessen Stelle stand eine große, fette Null.
4. Rühren Sie sich zunächst nicht von der Stelle
Wer eine neue Stelle antritt, befindet sich zunächst in einer Lernphase: Sie akklimatisieren sich, erfahren wie die Dinge funktionieren, treffen neue Leute und verstehen die interne Politik. Sobald Sie sich einmal eingearbeitet und eingerichtet haben, leisten Sie einen bedeutenden Beitrag zur Ertragskraft der Bank. Aus diesem Grund sollten Sie nicht zu früh anheuern.
Sie sollten nicht gehen, bevor Sie die Chance wahrgenommen haben, eine Reihe wichtiger Projekte zu erledigen. Sie wollen nicht ihrem nächsten potenziellen Arbeitgeber unter die Augen treten, ohne Leistungen bei Ihrem Noch-Arbeitgeber vorweisen zu können. Falls Sie dann auch noch verlauten lassen, dass Geld niemals die Motivation zu einem Jobwechsel sein dürfe, dann werden Sie nur Gelächter ernten, auch wenn dies die Wahrheit darstellt.
Geld und Rang machen nur selten glücklich. Mit Kollegen zusammenzuarbeiten, die Sie wirklich mögen, selbständig arbeiten zu dürfen und seine Arbeit gerne zu erledigen, das ist, was wirklich zählt.
Unser Gastautor iBanker hat früher bei einer großen Investmentbank gearbeitet, bevor er sich mit einer Investmentfirma für Family Offices selbständig gemacht hat. Er hat einen Karriereratgeber veröffentlicht: „Breaking Into Investment Banking: An Unorthodox Approach“.
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