Profifotograf Thomas W. Klein betreibt u.a. ein Studio im Frankfurter Bankenviertel und bekommt dort auch regelmäßig Banker vor die Linse, die ein attraktives Bewerbungsfoto wünschen. Gegenüber eFinancialCareers erläutert Klein, wie er sich das perfekte Bewerbungsfoto von Bankern vorstellt:
1. Entscheidend ist der Ausdruck
Für Klein kommt es bei einem Bewerbungsfoto entscheidend auf den Ausdruck an. Die Leute sollen freundlich und offen erscheinen und möglichst „strahlen“. „Niemand will auf dem Bild einen introvertierten oder mürrischen Menschen sehen“, betont Klein. Allerdings sei es oft gar nicht so leicht, die Banker aus der Reserve zu locken. „Viele kommen zu mir und sagen ‚Sorry, ich bin Banker‘, obgleich es dabei gar nichts zu entschuldigen gibt“, erzählt Klein kopfschüttelnd. Finanzprofis würden oft nur widerwillig zum Fotografen gehen. „Sie kommen gleich nach dem Zahnarzt“, hat Klein schon von Bankern gehört.
„Es geht dann darum, ein wenig die Bremse herauszunehmen. Da macht man sich als Fotograf manchmal schon zum Kaspar, um ein gutes Foto zu erzielen.“ Die moderne Digitalfotografie sei dabei hilfreich. Denn schließlich kann man alles wieder löschen. Ein Argument, von dem sich so mancher Banker überzeugen lasse.
2. Tageslicht-Wirkung liegt im Trend
„Wenn Sie sich Business-Fotos ansehen, die Bildagenturen an die Medien verkaufen, dann sind die immer lichtdurchflutet und überwiegend mit Tageslicht gemacht, haben eine Glasfassade als Hintergrund und es dominieren Blautöne“, sagt Klein. „Diese Trends kommen früher oder später auch in der Bewerbungsfotografie an.“ Daher bevorzugt Klein vor allem in seinem Frankfurter Studio auch Tages- vor Kunstlicht und Farb- vor Schwarzweißfotos. „Wenn Hintergrund, Licht und Farben stimmen, braucht es kein Schwarzweiß.“
So mancher Banker frage nach bräunlichen Sepiatönen. „Davon rate ich ab, das wirkt immer ein wenig altmodisch oder gewollt künstlerisch.“
3. Bei der Kleidung gibt es wenig Spielraum
Bei der Kleidung gebe es wenig Spielraum. „Es dominieren gedeckte Farben: Dunkelblau, Anthrazit oder Schwarz. Helle Anzüge kommen bei Bankern kaum vor“, sagt Klein. „Der Anzug sollte passen und auch der Hemdkragen, was nicht immer der Fall ist“, betont der Fotograf. Auch eine Krawatte sei Pflicht, selbst wenn die Banker im Back Office arbeiten und im Arbeitsalltags selten Schlipps tragen. Bei den Damen rät Klein ebenfalls zu gedeckten Farben. „Ich sage den Damen immer, dass das Foto auch noch zur schlechten Jahreszeit funktionieren muss, wenn helle Töne nicht angesagt sind.“ Der Gesamteindruck müsse einfach stimmen.
4. Beim Anschneiden nicht übertreiben
Seit gut zehn Jahren werden die Köpfe in vielen Medienfotos gerne auch mal nicht vollständig gezeigt, sondern angeschnitten. „Ich schneide gern an, wenn es zur Frisur und zum Gesicht passt“, sagt Klein. „Allerdings bin ich kein Freund des allzu starken Anschneidens. Eine Andeutung des Haares sollte schon noch zu sehen sein.“ Das teilweise sehr scharfe Anschneiden von Fotos nur kurz oberhalb der Augen, wie man es in den Medien schon einmal sieht, ist für das eher konservative Banking wohl auch etwas zu viel des Guten.”
5. Beim Format sollten Banker mutiger sein
Laut Klein bevorzugen Banker immer noch das klassische Porträtfoto. „Rund zwei Drittel entscheiden sich für das Hochformat und ein Drittel für das Querformat“, beobachtet der Fotograf. Nur in Einzelfällen kann Klein Banker von einem quadratischen Format überzeugen. „Ich rate zu Querformat oder quadratischen Format. Das wirkt einfach interessanter und exklusiver“, sagt Klein. Schließlich wolle man sich bei einer Bewerbung positiv von der Masse abheben.
6. Problemfall Brillenträger
Klein rät Brillenträgern zu entspiegelten Gläsern, damit Lichtreflexe weitestgehend vermieden werden. Leider würden auch angeblich entspiegelte Brillen nicht für alle Lichtfarben neutral sein. „Ich hatte kürzlich einen Brillenträger in meinem Tageslichtstudio, dessen Brille trotz Superentspiegelung grünliche Reflexe zeigte”, erzählt Klein, „aber glücklicherweise gibt es ja auch noch die Möglichkeiten der Bildbearbeitung”.
7. Mut zu moderner Bildsprache
Auch wenn die Bankenbranche traditionell konservativ ist, ermuntert Klein Finanzprofis zu zeitgemäßen Fotos mit moderner Bildsprache. „Wenn die Banken auf mich zukommen und Fotos von ihren Teams haben wollen, dann sind die oft mutiger als wenn Banker individuell zu mir kommen“, erzählt Klein. Er versuche dann Überzeugungsarbeit zu leisten. „Am Ende sind meine Kunden dann fast immer begeistert und froh, nicht schon wieder Standard zu bekommen”.