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GASTBEITRAG: Wieso ein Investment Banking-Hintergrund bei einer Wealth Management-Karriere weiterhilft

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Simon Smiles ist Managing Director und Chief Investment Officer für superreiche Kunden bei der UBS, den sogenannten Ultra high net worth idividuals (UHNWI).

Dem Wall Street-Jargon zufolge gehört das Investment Banking auf die Sell-side der Finanzdienstleistungen, während das Wealth Management zur Buy-side zählt. Unter Investment Banking wird oft verstanden, dass vollbeschäftigte Finanzprofis unter hohem Druck Finanzdienstleistungen schaffen und verkaufen. Dagegen wird das Wealth Management als relaxter verstanden, welches private oft nicht-professionelle Investoren berät und wo die Investmententscheidungen oft über einen längeren Zeitraum fallen.

Doch mein eigener Karriereschwenk – von der Research-Abteilung der UBS Investmentbank zum Chief Investment Office des UBS Wealth Management – beweist, dass die Unterschiede längst nicht so groß ausfallen wie viele meinen.

Hier die drei Gründe, wieso ich denke, dass die Arbeit im Investment Banking sich bei einer Karriere im Wealth Management auszahlen kann:

1. Die Kunden

Ein großer Teil unser Wealth Management-Kunden besitzen eigene Unternehmen. Falls Sie niemanden einstellen, um ihre Geschäfte in ihrem Auftrag zu führen, dann nutzen sie vielleicht die Dienste von Investmentbankern oder – wenn ihr Unternehmen an der Börse notiert – haben mit Aktienanalysten aus dem Investment Banking zu schaffen, die ihre Aktie verfolgen.

Falls es sich um UHNWIs handelt, worunter die UBS in der Schweiz jemanden versteht, der mehr als 50 Mio. Franken zum Investieren hat, dann beschäftigen sie Angestellte, die ihr Geld im Rahmen eines Family Offices investieren. Neben dem Rückgriff auf Wealth Manager wenden sich diese Angestellten oft um Rat an die Angestellten von Investmentbanken oder bitten sie, ihnen bei der Ausführung einer Transaktion zu helfen.

Als ich noch im Research des UBS Investment Bankings in Australien und später in Hongkong arbeitete, gehörten Family Offices und UHNWIs zu unseren Kunden.

In meiner aktuellen Position als Chief Investment Officer für UHNWIs beim UBS Wealth Management in Zürich stellt diese Kundengruppe den Kern meiner Arbeit dar. Tatsächlich fallen die Überschneidungen zwischen dem Investment Banking und dem Wealth Management in diesem Bereich so groß aus, dass das Global Family Office der UBS als ein Joint Venture von Investmentbank und Wealth Management betrieben wird.

In Hinsicht auf die Kunden besteht also eine bedeutende Kontinuität zwischen meiner Karriere in der UBS Investmentbank und dem Job, den ich nun im Wealth Management der UBS erledige.

2. Die Kompetenzen

Als ich noch im Investment Banking Research arbeitete, bestanden meine Aufgaben u.a. in der Analyse von Investments, dem Erstellen von Reporten darüber, der Vermarktung dieser Reporte an die Kunden und der Präsentation meiner Einschätzungen und diejenigen meines Unternehmens bei großen Branchenveranstaltungen und in den Finanzmedien.

Im Chief Investment Office sieht es ganz ähnlich aus und in einigen Fällen, wie ich bereits erwähnt habe, handelt es sich um ähnliche Kunden. Die Analyse-, Schreib- und Vermarktungskompetenzen fallen ganz ähnlich aus.

Der Investment Banking-Hintergrund erweist sich auch als hilfreich, wenn es um den Umgang mit Kunden und ihren Unternehmen geht und um das Verständnis der Branchen, in denen sie tätig sind. Und das Wealth Management stellt tatsächlich selbst eine Verbindung von etwas dar, das traditionell als Buy-side und Sell-side verstanden wird. Wir managen Geld direkt im Kundenauftrag und im eigenen Ermessen, während wir bei einem weitaus größeren Anlagenbestand Ratschläge erteilen, die Kunden befolgen können oder auch nicht.

Das bedeutet, dass meine aktuelle Rolle globaler und breiter ist, als es meine Tätigkeiten auf der Sell-side gewesen sind.

In der Investmentbank habe ich mich auf Telekommunikation, Medien und Internet in Australien konzentriert und anschließend auf asiatische Investmenthemen in Hongkong.

In meiner aktuellen Tätigkeit verantworte ich die strategische und taktische Anlageverteilung, Derivate, Hedgefonds, private Märkte, Impact Investing, nachhaltige Investitionen und den kurzfristigen, Anlageklassen übergreifenden Handel – zusammen mit den Networking-Anstrengungen des CIOs mit Investoren und Kunden.

Das hochintellektuelle Umfeld des Investment Bankings, plus die anspruchsvolle Natur der Kunden haben mich sicherlich gut auf meinen Job im Wealth Management vorbereitet.

3. Die Kultur

Wie bereits erwähnt werden Investment Banking und Wealth Management gelegentlich als recht unterschiedliche Kulturen innerhalb der Finanzdienstleistungen betrachtet. Aber jeder, der vor und nach der Krise in der Finanzbranche gearbeitet hat, wird einige große Veränderungen registriert haben, die sämtliche Sektoren, Spezialgebiete und Unterarten umfasst.

Ein Beispiel hierfür stellt die Einstellung zum Risiko dar. Im Durchschnitt waren Kunden und Finanzdienstleister vor der Krise eher bereit, Risiken einzugehen als in den zurückliegenden sieben Jahren. Gleich ob Sie im Investment Banking oder im Wealth Management arbeiten, die Kunden sind heute deutlich risikoaverser. Mit Kunden über die Investition ihres Geldes und über die möglichen Risiken zu sprechen, ist heute wesentlich schwieriger als vor 2008. Das zeigt sich im Wealth Management z.B. daran, dass die UHNWI-Kunden immer noch 30 Prozent ihrer Investments bar halten, was auf etwa dem gleichen Niveau liegt wie in 2009.

Sicherlich gibt es auch Unterschiede zwischen Wealth Management und Investment Banking. Auch wenn sie Family Offices besitzen, sind die Wealth Management-Kunden üblicherweise Experten für die Gebiete und Länder, in denen sie selbst und ihre Familien ihr Vermögen verdient haben, was nicht unbedingt auf dem Gebiet der globalen Investitionen ist. Und auch wenn viele von ihnen kurzfristige Trades anstellen, tendieren sie doch dazu, langfristig zu investieren und kümmern sich nicht intensiv um die täglichen Entwicklungen wie Investment Banking-Kunden.

Aber dieser langfristige, ungezwungenere Ansatz kann auch befreiend wirken – sowohl für die Angestellten des Wealth Managements als auch für ihre Kunden.

Kurz, Investmentbanker, die sich in einem neuen Gebiet der Finanzdienstleistungen versuchen wollen, wären schlecht beraten, wenn sie die einzigartige Anziehungskraft einer Karriere im Wealth Management ausschließen würden.


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