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Die sonderbaren Kleidungsgepflogenheiten Londoner Banker

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Wer bei einer Investmentbank in London arbeitet, sollte es sich verkneifen, in Flipflops, Hosenträgern oder einem grünen Anzug – so gesehen in der Europäischen Zentralbank in Frankfurt – bei der Arbeit zu erscheinen. Doch gibt es zwischen den einzelnen Banken Unterschiede? Sollten Kandidaten bei Goldman Sachs, Deutscher Bank oder der Credit Suisse anders auftreten? Dies trifft tatsächlich zu. Insider berichten von den Gepflogenheiten ihrer Häuser:

1. Goldman Sachs: Casual für die Massen, Bärte für die Elite

Wer zu einem Vorstellungsgespräch bei der ehrwürdigen US-Investmentbank eingeladen wird, ist mit anthrazitfarbenem Anzug und weißem Hemd gut beraten. Für die Damen sind hingegen hohe Schuhe, ein Hemd mit rundem Ausschnitt und langes gepflegtes Haar angebracht. „Im Großen und Ganzen geht es darum, dazuzupassen“, erzählt ein Executive Director. „Dabei handelt es sich um die übliche City-Uniform: Hosen und Hemd, dazu ein Anzugsjackett und eine möglichst passende Krawatte, was von ihrer Stellung und ihren Ambitionen abhängt.“

„Es handelt sich um die übliche Geschäftskleidung – ohne Jackett“, bestätigt eine Goldman Sachs-Bankerin. „Vice Presidents und darunter tragen nur einen Anzug, wenn sie zu Meetings gehen.“

Für Partner von Goldman Sachs gelten indes andere Spielregeln. „Die Partner tragen immer Anzüge, selbst wenn sie zum Rauchen vor die Tür gehen“, sagt die Bankerin. „Sie sehen sofort, wenn ein Managing Director (MD) Partner werden möchte“, kommentiert sie. „Sie tragen neue Anzüge, beginnen ihre Jacketts tatsächlich zu tragen und lassen ihre Bärte sprießen.“

Bärte scheinen bei den Führungskräften von Goldman Sachs ohnehin im Trend zu liegen. So ließ sich Bankchef Lloyd Blankfein sein Gesichtshaar wachsen, um sich dann schweren Herzens davon zu trennen. Auch CIO Marty Chavez trägt Bart, ebenso Co-Wertpapierchef Pablo Salame. Beim Erzkonkurrenten JP Morgan findet sich Bartpracht indes deutlich seltener.

2. Deutsche Bank: Krawatten oberhalb des VP-Levels

Von der Deutschen Bank berichten Insider, dass mir der Ära Anshu Jain schicke Kleidung seltener geworden sei. „Die Förmlichkeit hat sich bei der Deutschen Bank verringert“, erzählt ein MD. „Wenn Sie allerdings im Front Office arbeiten, dann sollten Sie tatsächlich ein weißes Hemd und einen guten Anzug tragen. Oberhalb des VP-Rangs sollten Sie in jedem Fall eine Krawatte tragen, gleich ob Sie Meetings haben oder nicht.“

Die Ausnahme von der Regel scheint Ex-Goldman Sachs Partner Sam Wisnia zu sein, der im vergangenen Jahr zur Deutschen Bank wechselte. „Wisnia trägt Jeans, ein Anzugshemd und einen Strickpullover“, berichtet der Insider. „Dann schlägt er seinen Kragen hoch (als würde er sich eine Krawatte umbinden). Aber die Krawatte hängt nur lose um seinen Hals, als hätte er nicht genügend Zeit gefunden, sich korrekt zu kleiden.“

Ein anderer Mitarbeiter berichtet, dass die Deutsche Bank wie viele ihrer Konkurrenten einen Casual Friday pflegt, wobei es einige der Londoner Banker zu weit treiben würden, indem Sie in Klamotten wie Lederhemden auftauchen.

3. Credit Suisse: Recht förmlich, außer im Handelssaal

Im jüngsten Geschäftsbericht präsentieren sich Verwaltungsratschef Urs Rohner und Bankchef Tidjane Thiam in düsteren Anzügen. Doch laut Insidern soll dies keinesfalls repräsentativ sein. „Im Handelssaal fällt der Dresscode recht leicht aus“, erzählt ein Mitarbeiter. „Die einzige strenge Regel lautet: Tragt keine Sportkleidung und Sportschuhe.“

„Krawatten werden nicht erwartet, außer wenn man sich mit Kunden trifft“, sagt ein junger M&A-Mitarbeiter. Auch bei der Credit Suisse gebe es einen Casual Friday. Dabei seien Jeans erlaubt, ein T-Shirt wäre jedoch „ein bisschen zu viel“.

4. Société Générale: Diskret und leger

So mancher würde erwarten, dass es bei einer Bank stilvoll zugehen müsse, doch das ist nicht der Fall. „Ich war schon recht überrascht, als ich hier anfing“, erzählt eine Führungskraft. „Es geht überhaupt nicht schick zu. Viele Leute kleiden sich leger und es ist noch schlimmer als in Paris. Ein Kunde beschwerte sich sogar bei mir, dass eines unserer Teams ihn besuchte und nur einer von ihnen einen richtigen Anzug trug.“

Sie vermutet, dass die gemeinsame Unterbringung von Investment- und Retail-Bankern in Paris zum Niedergang der Bekleidungssitten beigetragen hat. Es ist mehr Carrefour als Chloé.

Und wenn die Mitarbeiter der französischen Großbank sich schick kleiden wollen, dann würde dies „diskret“ ablaufen, ohne große Marken und angesagte Accessoires. „Ich musste meine besten Handtaschen weglegen“, ergänzt die Bankerin.

5. Barclays: Klassisch, wie im Banking

Laut Insidern habe sich der „Dress Code“ bei Barclays mit dem Kommen und Gehen der Vorstandschefs gewandelt. In der Ära Rich Ricci sei dieser noch recht auffällig ausgefallen. „Ricci trug rote Hosenträger. Er wollte wie ein stereotyper Banker aussehen“, erzählt ein MD von Barclays.

Unter Antony Jenkins war es ein wenig konfus. „Jenkins war von der Idee besessen, dass es sich bei Barclays um ein Technologie-Unternehmen handle und er wollte, dass wir uns alle wie Tech-Profis kleiden“, sagt der MD. „Für einen sehr kurzen Zeitraum kamen wir damit davon, keinen Anzug zu tragen, sondern Jeans und Casual.“

Doch mit John McFarlane an der Bankspitze sind diese Zeiten passé. Schon unter Jes Staley wurde es wieder formeller. „Er ist ein Amerikaner alter Schule, er ist stylish. Nadelstreifen und Hosenträger gab es nicht mehr.“

6. Citi: Der Mann mit dem Einstecktuch

Bei der Citi gehe nach einem Insider „recht langweilig“ zu: weiße Hemden und anthrazitfarbene Anzüge. Dagegen steche der Individualismus z.B. mit „flippigen Brillen“ durch. Und dann gebe es da noch den Mann mit dem Einstecktuch: „Wir denken, er macht das, um einschüchternd zu wirken.“


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