Nicht jeder neue Job hält, was er verspricht. Manchmal entpuppt sich der vermeintliche Traumjob als wahrer Alptraum – aus dem es aber kein Erwachen gibt. Doch was können Betroffene unternehmen?
1. Nichts übereilen
Zunächst sollten Sie tief einatmen und sich die Zeit nehmen, um zu überprüfen, ob der erste Eindruck täuscht oder nicht. „Im Allgemeinen dauert es drei Monate, um sich an das neue Umfeld zu gewöhnen. Daher sollten Sie sich nicht gleich zu dem Schluss hinreißen lassen zu gehen“, warnt Karriereratgeberin Hallie Crawford von HallieCrawford.com.
Verwechseln Sie nicht das anfängliche Unbehagen in einem neuen Job mit einer generellen Unzufriedenheit. Denn der erste Eindruck geht womöglich nur darauf zurück, dass Sie von den Anforderungen des neuen Jobs einfach überwältigt sind. Gehen Sie also die ersten drei Monate den neuen Job unvoreingenommen an.
„Verschwenden Sie nicht zu viel Energie darauf, Ihre Entscheidung zu hinterfragen“, betont auch Karriereexpertin Caroline Ceniza-Levine von SixFigureStart. „Ringen Sie sich zum Bleiben durch, zumindest die ersten drei Monate, und konzentrieren Sie sich darauf, mit Ihrem neuen Vorgesetzten, Ihren neuen Verantwortlichkeiten und ihrem neuen Arbeitsumfeld zurechtzukommen.
„Wenn Sie die 90-Tage-Marke erreicht haben, sollten Sie noch einmal in sich gehen und entscheiden, ob Sie die nächsten 90 Tage bleiben“, empfiehlt Ceniza-Levine.
2. Fragen Sie bei Ihrem alten Arbeitgeber nach
Falls Sie Ihren alten Job gemocht haben und im guten Einvernehmen gegangen sind, dann können Sie Ihren alten Vorgesetzten angehen, um herauszufinden, ob eine Rückkehrmöglichkeit besteht. Allerdings sollten Sie dabei eine gute Geschichte parat haben, wieso Ihnen die Fehlentscheidung unterlaufen ist und wieso Sie zurückkehren wollen.
„Viele Leute gehen zu Unternehmen zurück, für die sie in der Vergangenheit schon einmal gearbeitet haben“, weiß Karriereberater Roy Cohen, der einen Überlebensratgeber für die Wall Street verfasst hat. „Sie sind gegangen, weil sie dachten, dass das Gras anderswo grüner ist, was allerdings nicht der Fall gewesen ist.“
Nehmen Sie auch Kontakt zu ehemaligen Kollegen auf, ohne gleich mit der Tür ins Haus zu fallen. Fragen Sie, wie es ihnen geht und welche Projekte anstehen und pflegen Sie diese beruflichen Kontakte.
3. Intensivieren Sie Ihre Kommunikationsanstrengungen
Wann immer Ihre Karriere in schwere See gerät, stellt Kommunikation ein wichtiges Mittel zur Lösung dar. Überlegen Sie sich Verbesserungsvorschläge für die Missstände. Stellen Sie sich selbst die Frage: „Wenn diese Dinge besser liefen, würde ich dann bleiben und erfolgreich sein.“
„Falls dies zutreffen sollte, dann können Sie sich mit Ihrem Vorgesetzten oder der Personalabteilung treffen und Lösungsvorschläge unterbreiten, die das Umfeld für Sie verbessern“, rät Personalberaterin Laura Mazzullo von East Side Staffing.
Erst wenn Sie sämtliche Szenarien durchgespielt haben und erkennen, dass ein Abgang sinnvoll ist, sollten Sie sich nach einer Alternative umsehen.
4. Treffen Sie die richtige Wahl
Falls Sie nach einer schlechten Erfahrung erneut auf Jobsuche gehen, dann stellt Selbsterkenntnis einen entscheidenden Erfolgsfaktor dar. Daher sollten Sie sich zunächst über sich selbst Klarheit verschaffen. Wissen Sie wirklich, was Sie wollen? Können Sie artikulieren, welches Arbeitsplatzumfeld zu Ihnen passt? Überlegen Sie, was Ihnen von Ihrem alten Job fehlt und was dort nicht so gut funktionierte? Da Sie den gleichen Fehler sicher nicht ein zweites Mal begehen wollen, sollten Sie sich ganz genau überlegen, was in Zukunft besser laufen soll.
5. Üben Sie Selbstkritik
Woran liegt es? Mögen Sie den neuen Job nicht oder kommen Sie mit den neuen Kollegen nicht zurecht? Falls Ihre neuen Kollegen Sie nicht mögen, dann bleibt Ihnen womöglich nichts anderes übrig, als sich eine Exitstrategie zu überlegen. Überarbeiten Sie also Ihre Bewerbungsunterlagen und bewerben Sie sich von neuem.
„Wen man bei neuen Unternehmen beginnt, kommen Missverständnisse und schlechte Kommunikation häufig vor oder es gibt einen anderen Vorgesetzten als den, der am Vorstellungsgespräch teilgenommen hat. Manchmal gibt es politische Vorgänge bei dem Unternehmen, von denen der neue Angestellte keine Ahnung hat“, meint Cohen. „In diesem Fall müssen Sie Eigeninitiative zeigen und rasch auf die schlechte Situation reagieren.“
6. Fragen Sie sich, ob es ein Muster gibt
Falls Sie Probleme mit dem neuen Job haben, sollten Sie sich zunächst selbstkritisch fragen: „Hatte ich das gleiche Problem schon einmal und gibt es dabei ein Muster?“ Weiter sollten Sie sich überlegen, ob es nicht sinnvoll ist, sich zunächst erst einmal mit der Situation zu arrangieren, bevor Sie sich nach etwas neuem umschauen.
Cohen hat schon einmal mit einem „Weglaufkandidaten“ gearbeitet, der unter chronischer Kauffreue litt. Sein Vorstellungsgespräch lief gut, der Manager war von ihm eingenommen und ihm wurde ein Angebot unterbreitet, allerdings reagierte er ein wenig unentschlossen. Er schwankte hin und her, obgleich es sich um einen begehrten Arbeitgeber handelte. Schließlich bekam er kalte Füße, lehnte das Angebot ab und ging wieder zu anderen Vorstellungsgesprächen. Dann wurde er wieder ruhelos und ging noch einmal auf den Arbeitgeber zu, bei dem er sich vorstellt hatte, und nahm die Verhandlungen mit dem Argument wieder auf: „Ich weiß, wieso ich gezögert habe, aber ich habe es mir noch einmal überlegt und möchte Ihr Angebot annehmen.“ Nachdem er dort angefangen hatte, stellten sich abermals Zweifel ein und er wandte sich an Cohen mit der Bitte um Hilfe.
„Er hatte bei diesen Dingen schon eine Vorgeschichte“, ergänzt Cohen. „Das hat seinem Ansehen geschadet. Viele meinten, er würde sich wie ein Spinner aufführen.“
7. Bereiten Sie sich auf Ihr nächstes Vorstellungsgespräch vor
Nachdem Sie sich Zeit gelassen und Ihre Situation gründlich analysiert haben, sollten Sie sich überlegen, wie es mit Ihrer Karriere weitergeht. Was erfüllt Sie und welcher Job bringt Sie dazu, jeden Tag wieder gerne zur Arbeit zu gehen?
Sie sollten schon frühzeitig sicherstellen, beim nächsten Vorstellungsgespräch die richtigen Fragen zu stellen, um herauszubekommen, ob es dieses Mal wirklich passt.
„Den besten Rat, den ich Ihnen geben kann, lautet: Identifizieren Sie, was nicht funktioniert hat, damit Sie das bei den bevorstehenden Vorstellungsgesprächen berücksichtigen können“, sagt Mazzullo. „Immer wenn Kandidaten mir erzählen, dass ein Wechsel ein Fehler war, sagen sie: ‚Ich wünschte, ich hätte beim Vorstellungsgespräch nach XYZ gefragt.“
8. Trauen Sie Ihrem Bauchgefühl
„Ich höre von Leuten immer wieder: ‚Mein Bauchgefühlt warnte mich vor XYZ, aber ich habe trotzdem das Angebot angenommen“, sagt Mazzullo.
Derartige Instinkte dürfen Sie nicht leichtfertig übergehen. Vielmehr sollten Sie sie zum Anlass nehmen, genauer nachzufragen. Das schafft hoffentlich Klarheit, ob Sie sich besser fühlen oder ob Sie es lieber lassen sollten.
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