Die US-Banken betreiben ihr Europageschäft traditionell von London aus und unterhalten in Deutschland hauptsächlich Sales- und Advisory-Aktivitäten. Dennoch gibt es hier interessante Stellen. Allerdings fällt es gar nicht so leicht, einen Überblick über die Beschäftigung der US-Institute zu gewinnen. Einige wie die Bank of America Merrill Lynch stellen beispielsweise keine Mitarbeiterzahlen zur Verfügung. Auch dass sich die Beschäftigen auf verschiedene Tochtergesellschaften verteilen, vereinfacht die Sache nicht gerade.
Bestes Beispiel: Goldman Sachs. Das Institut beschäftigt nach eigenen Angaben hierzulande zwischen 200 und 250 Angestellte. Die Goldman Sachs AG weist in ihrem Geschäftsbericht 2014 jedoch lediglich 128 Mitarbeiter aus. Die Lösung: Der Rest ist hauptsächlich bei der Frankfurter Niederlassung von Goldman Sachs International angestellt, die rechtlich in Großbritannien angesiedelt ist.
Bei JP Morgan sind es laut dem AG-Geschäftsbericht 262 Angestellte und nach eigenen Angaben etwa 420, bei Citi 263 zu etwa 370 und bei JP Morgan 262 zu über 400. Falls das Verhältnis bei Morgan Stanley und der Bank of America Merrill Lynch ähnlich aussieht, dürften die US-Banken in Deutschland zusammen etwa 1500 Mitarbeiter beschäftigen.
Zurückhaltung bei den Neueinstellungen
Bei den Neueinstellungen herrscht derzeit Vorsicht. „Im Moment verhalten sich die US-Banken in Deutschland ziemlich zurückhaltend“, beobachtet Headhunterin Sabrina Tamm von Financial Talents in Frankfurt. „Die Stimmung ist nicht mies, aber sie ist verhalten.“ Auch die Einstellungswelle bei den Juniors in M&A sei abgeebbt.
Zuletzt habe namentlich Citi in Frankfurt noch auf Vice President- und Director-Level angeheuert. „Wir stellen gezielt, aber nicht flächendeckend ein“, heißt es von einem Citi-Sprecher in Frankfurt. Von Goldman Sachs hieß es, dass wie üblich Praktikanten, Analysten und Associates zu den für das Unternehmen üblichen Zeiten eingestellt würden. Neben Sommerpraktika biete Goldman Sachs in Frankfurt auch unterjährige Praktika an. Ganz ähnlich heißt es von JP Morgan: „Wir sind in der erfreulichen Lage, ein sehr gutes Team zu haben, aber um dieses kontinuierlich weiterzuentwickeln, sind wir selbstverständlich auch am Recruiting-Markt aktiv.”
Goldman besonders wählerisch, JP Morgan besonders beliebt
Laut Tamm verhalte sich Goldman Sachs bei Neueinstellungen besonders wählerisch. „Die besitzen auch die stärkste und speziellste Unternehmenskultur“, erzählt die Headhunterin. „Da muss man dazu passen, dann ist das perfekt.“ Aus diesem Grund sei auch eine zweistellige Anzahl an Vorstellungsgesprächen bei Goldman Sachs üblich. Allerdings würden einige davon an bestimmten Tagen gebündelt. Nicht alle Kandidaten seien für einen Wechsel zu Goldman Sachs zu begeistern. Anders beim amerikanischen Hauptkonkurrenten. „JP Morgan hat in Frankfurt einen sehr guten Ruf und kann bei Einstellungen wählerisch sein“, sagt Tamm.
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