Die Generation-Y unterscheidet sich von ihren Vorgängern. Natürlich wünschen sie sich die gute Bezahlung, die mit dem Job eines Junior-Investmentbankers verbunden ist, allerdings sind sie nicht gewillt, mehr als 80 Stunden die Woche zu arbeiten.
Immer mehr Banken versuchen daher, die ausufernden Arbeitszeiten ihrer jungen Investmentbanker zu beschneiden. Nachdem die US-Banken bereits seit 2013 Maßnahmen dazu ergriffen haben, erreicht der Trend jetzt auch UBS und Credit Suisse. Wir haben die Gelegenheit ergriffen, die Regeln der einzelnen Banken kurz zusammenzufassen.
Ob diese Anstrengungen jedoch von Erfolg gekrönt sein werden, bleibt vorerst offen. Wie eFinancialCareers kürzlich berichtete, gehören in Frankfurt Arbeitszeiten bis in die späten Abendstunden immer noch zum Alltag. Und selbst wo Restriktionen zur Wochenendarbeit bestehen, werden diese für aktuelle Deals regelmäßig außer Kraft gesetzt.
Die UBS schenkt ihren Mitarbeitern zwei Stunden
Die Neuregelung der UBS scheint zu den bescheideneren Regelungen zu zählen. Laut der Nachrichtenagentur Reuters hat die Schweizer Bank soeben ein Programm mit dem Titel „Take two“ eingeführt. Falls ein Jungbanker bei der UBS einen Kollegen findet, der für ihn einspringt, dann kann er sich zwei Stunden in der Woche für seine persönlichen Bedürfnisse frei nehmen. Als Gegenleistung muss er dann für seinen Kollegen einspringen, wenn dieser seine zwei Stunden nehmen möchte. „Sie können die Leute nicht zwingen, länger oder kürzer zu arbeiten. Die Leute wollen einfach nicht gezwungen werden“, sagt der Chef der UBS-Investmentbank Andrea Orcel.
Orcel gilt weithin als notorischer „Workaholic“, der nach seinem Start bei der Bank 2012 von den Investmentbankern verlangte rund um die Uhr zur Verfügung zu stehen. Im vergangenen Mai hat Orcel jedoch erzählt, dass er seine Arbeitszeiten limitiere, um mehr Zeit mit seiner kleinen Tochter zu verbringen.
Reuters zufolge wurde das „Take two-Progamm“ von den eigenen Mitarbeitern vorgeschlagen und es hätten sich bereits 145 Teams gemeldet. Da jedoch ein Arbeitskräftemangel bei den M&A-Analysten herrscht, stellt sich die Frage, ob die Teams ihnen erlauben, sich zwei Stunden für ein Marathon-Training oder für etwas Extraschlaf abzumelden.
Die Credit Suisse führt eine „geschützte“ Freitagnacht ein
Reuters berichtet weiter, dass auch die UBS das Leben ihrer Juniors mit einem Programm verbessern möchte, welches unter dem Titel „Protecting Friday night“ firmiert. Demnach müssen die Jungbanker ihren Arbeitsplatz spätestens um 19 Uhr am Freitag räumen und dürfen sich nicht vor Samstagmittag zurückmelden – falls nicht gerade ein großer Deal ansteht. „Wir haben uns viele Gedanken gemacht, wie wir unseren Bankern mehr Freizeit verschaffen“, versichert Marissa Drew, Co-head Investment Banking & Capital Markets für die Region Europa, Mittlerer Osten und Afrika bei der Credit Suisse.
Die Samstagsregel von Goldman Sachs
Goldman Sachs hat ursprünglich schon vor zwei Jahren aber jetzt erneut eine „Samstagsregel“ eingeführt, die da lautet: „Sämtliche Analysten und Associates werden aufgefordert, von 21 Uhr am Freitag bis 9 Uhr am Sonntag nicht an ihrem Arbeitsplatz zu sein“, und dass Ausnahmen nicht zur Norm werden dürften. „Es herrscht die Erwartung, dass keine Arbeitsaufträge am Samstag vergeben werden, die auch am Samstag ausgeführt werden müssen.“
Laut der US-Forscherin Alexandra Michel, die eine Langzeitstudie zu den Arbeitsbedingungen im Investment Banking durchgeführt hat, habe Goldman Sachs schon seit langem die Arbeitszeiten der Jungbanker auf dem Kieker. „Als ich noch bei Goldman Sachs arbeitete, war es für Führungskräfte sehr schwer Partner zu werden, wenn sie ‚Menschenfresser‘ gewesen sind“, berichtet Michel.
Die „geschützten Wochenenden“ bei JP Morgan
Anstatt ihren Jungbankern freie Samstage zu verschaffen, hat JP Morgan im Dezember 2013 ein geschütztes Wochenende pro Monat eingeführt. Nach diesem Regime ist es Analysten und Associates an einem Wochenende untersagt, überhaupt zu arbeiten. Die Bank hat auch versucht mehr Absolventen einzustellen, um die Arbeitsbelastung der Analysten auf mehrere Schultern zu verteilen.
Die Bank of America gewährt vier arbeitsfreie Tage am Wochenende pro Monat
Die Bank of America Merrill Lynch hat sich für Flexibilität entschieden. Anstatt den Jungbankern die Samstagsarbeit zu untersagen, schreibt sie ihnen vor, mindestens vier Tage an den Wochenenden eines Kalendermonats frei zu nehmen. Falls ein Jungbanker mehr arbeiten möchte oder muss, erfordert dies die Unterschrift einer Führungskraft.
Die Regelung von Barclays
Auch die britische Großbank Barclays hat im Sommer 2014 Arbeitszeitrestriktionen eingeführt. Demnach müssen die Wochenenden – so weit wie möglich – freigehalten werden. Analysten und Associates wurden sogar ermuntert, übertriebene Arbeitszeiten den Führungskräften zu melden.
Morgan Stanley: Grenzenlose Arbeitszeiten
Morgan Stanley-Chef James Gorman hat wiederholt bekräftig, dass die Bank keine Arbeitszeitrestriktionen einzuführen gedenke. Allerdings sagte Gorman auf dem World Economic Forum 2014 in Davos, dass junge Banker „vernünftige Arbeitszeiten“ und einen „ausgeglichenen Lebensstil“ benötigten. Banker, die zu lange arbeiten, „werden sehr uninteressante Berater für Unternehmen, weil sie eine sehr enge Sichtweise mitbringen.“