Bald ist es wieder so weit: Jeden Sommer fluten Heerscharen von Praktikanten die Büros der Investmentbanken. Es geht darum, sich mit harter Arbeit gegenüber den Konkurrenten durchzusetzen und sich eines der wenigen Übernahmeangebote zu sichern. So mancher Nachwuchsbanker mag sich dabei fragen, ob es nicht einen leichteren Weg zum Erfolg gibt. Vielleicht stellt das Zupfen einer Gitarre auf Youtube eine Alternative dar.
Kein Witz. Immerhin hat es bei Jess Greenberg geklappt. Die junge Studentin des University College London hat im vergangenen Sommer ein Praktikum bei der US-Investmentbank Goldman Sachs in London absolviert. Greenberg besitzt einen eigenen Youtube-Kanal mit 1,1 Mio. Abonnenten. Ihr beliebtestes Video wurde sogar 9 Mio. Mal aufgerufen und erhielt 94.500 Likes. Auch wenn Greenberg damit noch etwas hinter Gangnam Style hinterherhinkt, scheint ihr Auftritt doch lukrativ zu sein. Denn angeblich zahlt Youtube 2000 Dollar für 1 Mio. Aufrufe.
Um eine mühsame Arbeit scheint es sich ebenso wenig zu handeln. Insgesamt hat Greenberg 60 Videos hochgeladen. Dabei hat sie immer die gleiche Masche: Sie sitzt in ihrem Schlafzimmer vor einem Kleiderschrank, trägt ein tiefblickendes Top, spielt Gitarre und trällert dazu.
Greenberg ist hoch intelligent. Immerhin hat sie vier As und sogar ein A* in Mathe, Fortgeschrittener Mathematik, Volkswirtschaftslehre und Französisch in ihrem englischen Abitur, wobei es sich um Bestnoten handelt. Mittlerweile steht ihr Studium der Statistik, Volkswirtschaftslehre und Finance am University College London kurz vor dem Abschluss.
Mit Praktika bei Goldman Sachs, Barclays, der Bank of America Merrill Lynch und Morgan Stanley scheint ihr Berufswunsch festzustehen: Investment Banking. Wird also Greenberg in den kommenden Monaten bei Goldman Sachs als Analystin anfangen? Vom Unternehmen war lediglich zu erfahren, dass sie aktuell keine Mitarbeiterin ist – was natürlich nicht bedeutet, dass das auch immer so bleiben muss. Auch Greenberg selbst wollte sich zu ihren Zukunftsplänen nicht äußern. Allerdings ist ihr letztes Youtube-Video bereits neun Monate alt. Dies spricht für Karrierepläne abseits der Musik. Für ihre Youtube-Fans dürfte dies keine gute Nachricht darstellen. Schließlich bedeutet eine Karriere im Investment Banking harte Arbeit im Vergleich zu einem Youtube-Konzert, bei dem sie von ihrem Schlafzimmer aus ein Millionenpublikum erreicht.
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