Die Frage aller Fragen beim Brexit lautet: Wohin werden die Stellen aus London verlagert. Im Gespräch sind vor allem Frankfurt, Dublin und Paris. Auch wenn die Entscheidung vielerorts noch nicht gefallen ist, stellt der etwaige Besitz einer Banklizenz einen großen Standortvorteil dar. Denn nach einem Brexit dürfte eine britische Banklizenz voraussichtlich nicht mehr für Geschäfte in der Rest-EU genügen.
Bislang keine verstärkte Nachfrage nach deutschen Banklizenzen
„Wie schnell man eine Banklizenz erhält, hängt auch ganz stark von der Vorbereitung des Antragsstellers ab“, erläutert ein Sprecher der BaFin in Bonn, die die Banklizenzen in Deutschland vergibt. Falls es viele Nachfragen erforderlich wären oder Unterlagen fehlen, könne dies durchaus drei Jahre dauern. „Das kann aber auch deutlich schneller gehen“, ergänzt der Sprecher. Die BaFin habe allerdings im Zusammenhang mit dem Brexit bisher keine verstärkte Nachfrage nach Banklizenzen registriert.
Fast alle US-Banken besitzen bereits eine deutsche Banklizenz
Der Grund dafür ist simpel: Viele der internationalen Investmentbanken haben rechtzeitig vorgesorgt und sich mit einschlägigen Lizenzen eingedeckt. So verfügen – fast – alle großen US-Investmentbanken über eine deutsche Vollbankenlizenz: Citi, Goldman Sachs, JP Morgan und Morgan Stanley. Lediglich die Bank of America Merrill Lynch taucht nicht in der Liste der Institute mit einer derartigen Lizenz auf.
Auch UBS und Credit Suisse verfügen darüber. Bei den britischen Großbanken glänzen HSBC Trinkaus (natürlich) und Royal Bank of Scotland (RBS) mit Lizenzen. Hier fehlt bezeichnenderweise der Name Barclays.
Deutlich weniger Banken besitzen Lizenzen in Irland oder Frankreich
Interessant ist weiter, welche dieser Großbanken keine Lizenzen für die beiden Hauptkonkurrenten in der Eurozone – Dublin und Paris – besitzen. So verfügen in Irland zwar JP Morgan und Citi über eine Lizenz, nicht jedoch Goldman Sachs und Morgan Stanley.
Auch UBS und Credit Suisse sind hier nicht mit einer irischen Lizenz unterwegs, wie aus der Liste der Central Bank of Ireland hervorgeht. Dies könnte für eine Präferenz dieser Banken für Frankfurt sprechen – zumal von der UBS schon durchgesickert ist, dass sie hier ihre europäisches Wealth Management bündeln möchte.
Auf eine eigene Banklizenz in Frankreich scheinen die meisten internationalen Investmentbanken wenig Wert zu legen. Unter den großen US-Banken besitzt lediglich Goldman Sachs eine vollwertige Banklizenz in Frankreich, wie aus einer Liste der französischen Bankenaufsicht Autorité de contrôle prudentiel et de résolution (ACPR) hervorgeht.
Die beiden Schweizer Banken verfügen indes über eine Banklizenz – die Credit Suisse allerdings nur für ihre Tochtergesellschaft Monaco. Von den britischen Banken sind Barclays und HSBC vertreten.
In den folgenden Listen sind einheimische Institute wie die Deutsche Bank nicht enthalten:
In Deutschland:
Citigroup Global Markets Deutschland AG
Credit Suisse (Deutschland) AG
Goldman Sachs AG
JP Morgan AG
Morgan Stanley Bank AG
RBS (Deutschland) AG
UBS Deutschland AG
In Irland
Barclays Bank Ireland plc
Citibank Europe plc
JP Morgan Bank (Ireland) plc
Merrill Lynch International Bank Designated Activity Company permanent tsb plc
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In Frankreich:
Barclays France
Credit Suisse (Monaco)
Goldman Sachs Paris Inc et Cie
HSBC France
UBS (France) S.A.