Es ist ein altbekanntes Bild im Fußball: Bayern München hat die alte Bundesligasaison souverän mit 88 Punkten gewonnen, Eintracht Frankfurt rettete sich mit 36 Punkten gerade noch in die Relegation. Im Investment Banking sah es bislang umgekehrt aus. Doch wenn es so weiter geht wie im ersten Halbjahr 2016 droht den Frankfurtern auch hier der Abstieg. Konkret:
Bis Juni waren die Investment Banking-Ergebnisse insgesamt ein wahres Jammertal. Doch es gibt einen Lichtblick: die HypoVereinsbank (HVB). Zwar ging das Vorsteuerergebnis des Corporate & Investment Bankings ebenfalls um 9 Prozent auf 273 Mio. Euro zurück, was aber angesichts des schwierigen Marktumfelds immer noch passabel ist. Wir haben uns erlaubt, die HVB-Investmentbanker mit ihren Kollegen von der Deutschen Bank und der Commerzbank zu vergleichen:
1:0 HVB kann ihren Marktanteil sukzessiv steigern
Seit 18 Jahren kann die Deutsche Bank laut dem Datenanbieter Dealogic ihre Marktführerschaft im deutschen Investment Banking verteidigen. Doch der Abstand zu ihren beiden heimischen Wettbewerbern hat sich zuletzt dramatisch verkürzt. In den zurückliegenden Jahren war der deutsche Branchenprimus regelmäßig die einzige Bank mit einem Marktanteil im zweistelligen Prozentbereich – in 2015 waren es z.B. noch 15,7 Prozent.
Diese glorreichen Zeiten sind passé. Während die Deutsche Bank im ersten Halbjahr auf 9,5 Prozent absackte, konnte die HVB von 3,7 auf 6,5 Prozent aufholen. Der Abstand verringerte sich von immensen zwölf auf nur noch drei Prozentpunkte. Dagegen oszilliert die Commerzbank stabil zwischen 3,7 und 4,7 Prozent.
2:0 HVB kann Erträge verteidigen
So verwundert es kaum, dass die HVB in ihrem Corporate & Investment Banking ihre Erträge um 6 Prozent auf knapp 1,2 Mrd. Euro steigern konnte. Im Vergleich zu den 3,7 Mrd. Euro, die die Deutsche Bank in ihrem Corporate & Investment Banking einnahm, sowie den 5,2 Mrd. aus Global Markets sind dies freilich Peanuts. Allerdings musste der Konzern hier Einbrüche von 13 und 25 Prozent verkraften. Noch steiler ging es bei der Commerzbank bergab. In deren Geschäftsbereich Corporates & Markets purzelten die Erträge um 26 Prozent auf nur noch 837 Mio. Euro.
Hauptverantwortlich für das Desaster war bei der Commerzbank der Aktienhandel, der um mehr als die Hälfte einbrach. Dagegen konnten sich das M&A- und Emissionsgeschäft sowie der Handel mit festverzinslichen Produkten und Devisen knapp behaupten. Für Letzteres waren jedoch die hohen Erträge aus dem Devisenhandel verantwortlich, die von der starken Volatilität profitierte.
Bei der Deutschen Bank ergibt sich ein recht einheitlich Bildes: Es geht überall bergab. In Debt Sales & Trading fielen die Erträge um 24 Prozent auf knapp 3,9 Mrd. Euro, in Equities Sales & Trading um 32 Prozent auf knapp 1,5 Mrd. Euro. In Origination gaben die Erträge um 27 Prozent auf knapp 1,3 Mrd. Euro nach und im Advisory um 22 Prozent auf 225 Mio. Euro.
Dagegen ging es im Handelsergebnis des HVB-Corporate & Investment Bankings nur um 14 Prozent auf 349 Mio. Euro bergab. „Dabei lieferte das Geschäft mit Aktienderivaten einen nennenswerten Ertrag, das den guten Vorjahreswert sogar übertreffen konnte“, heißt es im Geschäftsbericht der HVB. Erstaunlicherweise legte auch der Zinsüberschuss der Sparte – trotz Minizinsen – um 8 Prozent auf 577 Mio. Euro zu. Offenkundig hat die Bank kräftig Geld unters Volk gebracht; jedenfalls stieg die Bilanzsumme der gesamten HVB binnen Jahresfrist um stolze 6 Prozent auf knapp 317 Mrd. Euro.
3:0 Das Desaster mit der Profitabilität bei Deutscher und Commerzbank
Das Ausmaß des Desasters wird erst richtig bei der Entwicklung der Vorsteuergewinne deutlich. Bei der Deutschen Bank stürzte Global Markets um 63 Prozent auf 423 Mio. Euro ab und das Corporate & Investment Banking um 43 Prozent auf 747 Mio. Euro. Die Commerzbank musste in ihrem Bereich Corporates & Markets wiederum ein Minus von 58 Prozent auf 201 Mio. Euro verkraften. Im Vergleich dazu fiel das Minus von 9 Prozent auf 273 Mio. Euro bei der HVB überschaubar aus.
4:0 HVB führt bei den Kosten
Für das gute Abschneiden der HVB scheinen die Sparprogramme von Bankchef Theodor Weimer mitverantwortlich zu sein; die Münchner verfügen zweifelsohne über die Kostenführerschaft. Während die Deutsche Bank eine Aufwands-Ertragsquote von 90,4 Prozent in Global Markets und 73, 1 Prozent im Corporate & Investment Banking schultern musste und die Commerzbank 85,8 Prozent, waren es bei der HVB schmale 61,7 Prozent. Die Münchner mussten für jeden Euro Ertrag also keine 62 Cent auf den Tisch legen.
Fazit
Mit 4:0 liegen die Münchner zur Jahresmitte klar in Führung. Doch bislang spielen die Bayern im Investment Banking immer noch die Rolle des Underdogs, der eigentlich nur in Deutschland bundesligareif ist. International spielt nur die Deutsche Bank mit. Falls es dieser gelingen sollte, ihr Kostenproblem zu lösen, könnte der Höhenflug der Bayern rasch sein Ende finden.